Samstag, 21. November 2015

Good Kid, m.A.A.d Universe

LOGIC

the Incredible True Story

Def Jam

2015
















"That's the album that changed everything, y'know" sagt die Stimme aus der Zukunft am Ende des ersten Songs von the Incredible True Story, Contact. Für die gerade mal zweite Platte des Gaithersburger Rappers sind das ziemlich große Vorsätze. Allerdings keine, die er theoretisch nicht erfüllen könnte. Schon auf seinem Debüt Under Pressure vom letzten Jahr fiel mir auf, dass Logic über die nötige textliche Tiefe, einen ziemlich sicken Flow, die richtigen Produzenten und eine genau richtig große Fresse verfügte, um sich im Game zu behaupten. Sein Problem war dort allerdings, dass es ihm dabei etwas an Persönlichkeit fehlte. Wüsste man es nicht besser, könnte man die Platte für eine Kollaboration von Drake, den Cunninlyngusits und Kendrick Lamar halten, wobei deren Material doch noch in einer anderen Liga spielte. Angesichts der vielen wirklich großartigen Aspekte von Logics Musik war ich jedoch trotzdem sehr gespannt auf the Incredible True Story und darauf, ob sich hier wirklich alles ändern würde. Die Voraussetzungen dafür hat die LP auf jeden Fall schon mal. Mit einer Länge von einer Stunde und einem ausgefeilten Story-Konzept über eine utopische Weltraumreise zeigt sich der MC überaus ambitioniert und man spürt, dass er ab jetzt zu den großen Fischen im Teich gehören will. Sein elementares Problem ist damit allerdings noch immer nicht gelöst und es zieht sich auch durch dieses Album: Logic fehlt die Identität als Rapper. Die Songs hier klingen nach allem möglichen, nur nicht nach ihm selbst. Das ist ziemlich hart, denn viele dieser Songs wie sind an sich fantastisch und wahnsinnig catchy. Ob man über die offensichtliche Kopiererei hinwegsehen kann, um die Tracks sich ohne Vorbehalte entfalten zu lassen, ist jedem selbst überlassen. Auch ich finde das teilweise den richtigen Weg, diese Platte zu hören. Doch darauf hinweisen muss ich (#bildungsauftrag) und im Hinterkopf bleibt mir die ganze Sache trotzdem. Davon abgesehen kann ich the Incredible True Story für vieles loben, vor allem dafür, wie groß der künstlerische Anteil von Logic selbst hier ist. Der Rapper produziert hier einen nicht unerheblichen Teil der Stücke und zeigt dabei einiges an bisher unentdecktem Talent. Ferner schafft er es, größtenteils ohne Featured Artists auszukommen und wenn doch, dann sind diese Auftritte nie sinnlos. Lucy Rose verpasst Intermission eine Wahnsinns-Hook und Jesse Boykins III gibt Paradise einen faszinierenden Twist. Das cineastische Konzept ist teilweise ein bisschen albern, aber auf keinen Fall schlecht umgesetzt. Würde es nicht so an den wichtigsten künstlerischen Zutaten mangeln, würde ich the Incredible True Story vielleicht als Geniestreich bezeichnen und zu meinen Lieblingsalben in diesem Jahr zählen, so gut ist der Gesamteindruck, der übrig bleibt. Doch mein Hinterkopf ermahnt mich immer noch, dass das hier alles nicht echt ist und Logic nicht so cool wie er scheint. Und ich würde mich selbst betrügen, wenn ich auf meinen Hinterkopf nicht hören würde. Deshalb kein Geniestreich und keine Top 30. Aber heimlich cool finden werde ich die Platte trotzdem. Und im stillen darauf hoffen, dass der Typ das irgendwann noch hingebogen kriegt. Denn dann wird wirklich alles anders.
8/11

Beste Songs: Fade Away / Intermission / Paradise

Nicht mein Fall: Contact

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So rappt Logic:
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