Sonntag, 15. November 2015

Flotter Dreier

MED, BLU & MADLIB
Bad Neighbor

Fat Beats
2015
















In der Theorie klingt es total spannend: Der eine hatte gerade erst mehrere gute Performances auf dem Comeback-Album von Dr. Dre, der Zweite ist eine der wichtigsten Underground-Stimmen des Cloud Rap und der Dritte der vielleicht wichtigste HipHop-Produzent der Nullerjahre. Dass MED, Blu und Madlib zusammen ein Album machen, war nicht unbedingt die logischste Sache der Welt. Zwar arbeiteten alle Drei bereits vorher mehrmals zusammen, doch sind auch alle weithin dafür bekannt, häufig mit anderen Künstlern gemeinsame Sache zu machen. Vorhersehbar war Bad Neighbor daher nicht wirklich. Und ich muss auch sagen, dass diese Kollaboration mir nicht gefehlt hätte, wäre sie nicht zustande gekommen. Zwar stehen die Namen der Parteien hier zweifelsohne für einen hohen künstlerischen Anspruch, doch werden sie gemeinsam hier nicht wirklich warm. Das beginnt schon allein damit, dass sie als Hauptakteure nur einen Bruchteil der Platte einnehmen. Sowohl auf Seiten der Rapper als auch der Produzenten wurden zahlreiche Gäste (u.a. MF Doom, Dam-Funk, Hodgy Beats, Aloe Blacc und Anderson Paak) eingeladen, die ihren Job an sich hervorragend machen, doch die Aufmerksamkeit somit auch von den Leuten ablenken, die vorne auf des Albums stehen. Des weiteren erleben wir hier einen der schwächsten Auftritte von Madlib, der ja sonst als Garant für Instrumentals der Güteklasse A gilt. Hier überzeugt er nur streckenweise und wird teilweise von weniger talentierten Kollegen wie DJ Romes auf Streets, vorgeführt. Und auch bei den Textern läuft es nicht besser. Statt sich gegenseitig zu ergänzen, stehen sich MED und Blu meistens gegenseitig im Weg, rappen letztendlich Song für Song brav ihren Part ein und hinterlassen eigentlich nie einen bleibenden Eindruck. Überhaupt ist die einzige Strophe, die hier wirklich heraus sticht die von Hodgy Beats in Serving. Und normalerweise gehört der eigentlich nicht zu den Leuten, denen ich sonderlich viel Talent bescheinigen kann. Schon anhand dessen lässt sich ermessen, dass Bad Neighbor wohl kaum eine Platte ist, die akribisch und mit Leidenschaft gemacht wurde. Sie ist die fixe Idee eines Nebenprojektes, das man sich ganz bestimmt auch hätte sparen können. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, sich statt dieses Albums das Solomaterial dieser Künstler zu Gemüte zu führen. Es ist einfach so viel ergiebiger und repräsentiert sie sehr viel besser. Und auch die bisherigen Kollaborationen der drei sind ja nicht unbedingt schlecht. Nur ein ganzer Longplayer hätte vielleicht nicht unbedingt sein müssen. Diese Chance hat das Trio jetzt verschenkt.
6/11

Bester Song: Streets

Nicht mein Fall: Get Money / Knock Knock / Mad Neighbor

Weiterlesen:
Madlib in besser:
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MED in besser:
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