Freitag, 6. November 2015

She Dreamt She Was A Bulldozer

MILANKU
De Fragments

Milanku
2015
















Zwei gute Bands aus Kanada? Propaghandi und Godspeed You! Black Emperor. Und das tolle daran ist, dass es diese auch als eine Band gibt. Die hört auf den Namen Milanku und veröffentlicht mit De Fragments bereits ihr viertes Album. Um den ersten Satz gleich mal aufzulösen: Sie besteht nicht wirklich aus den Mitgliedern dieser beiden Formationen, sie klingt nur so. Der Sound der neuen Platte ist eine perfekt ausbalancierte Melange aus Postrock und Hardcore, die das beste aus beiden Genres vereint. Anders als bei Künstlern wie La Dispute oder Touché Amoré werden diese jedoch nicht stilistisch verwoben, sondern vor dem Hörer in voller Größe ausgebreitet. Heißt im Klartext: Sowohl Freunde groß angelegter Sound-Flächen als auch emotionaler Screamo-Lyrics (in diesem Fall auf französisch) kommen hier auf ihre Kosten. Das tolle daran ist nicht nur die Idee, die so neu ja nun auch wieder nicht ist, sondern ihre Umsetzung. Ich bin sowieso sehr angetan von dem, was Bands wie Pauwels, Brontide, Solkyri und NY IN 64 gerade mit dem überreifen Genre Postrock anstellen, wobei Milanku noch den einen Schritt weiter gehen, der das Ganze stilistisch zu etwas macht, was kein Postrock mehr sein muss. De Fragments ist ein ausschweifendes, sphärisches Album, auf dem einzelne Songs nur Bestandteile eines großen Gesamtwerks sind, doch findet in den richtigen Momenten eine Bodenständigkeit, die so Punk ist wie knackigen 38 Minuten Spielzeit. Tatsächlich kann ich mir vorstellen, dass Milanku als Liveband ein beeindruckendes Erlebnis sein müssen. Denn sie haben sowohl die Energie und den Hardcore-Druck als auch die epochalen Aufbauten, die es dafür braucht. Und wie gut hier alles miteinander funktioniert, ist ebenfalls beeindruckend. Das einzige, woran man noch arbeiten muss, ist das Sampling, wobei es mir fast lieber wäre, das ganz weg zu lassen. Schließlich haben die Kanadier für sowas schon einen ziemlich guten Sänger. Auch das Keyboard in On S'Épuise ist eigentlich überflüssig. Milanku sind kompositorisch schon so fit, dass die klassische Bandbesetzung bei ihnen völlig ausreicht. Zusätzliche Mätzchen stören in meinen Augen eher das toughe Bild einer falsch abgebogenen Hardcore-Band. Das mag konservativ klingen, doch wenn man es so will hat sich dieses Album selbst den weg dorthin geschaffen, in dem es so kreativen abgerotzten Postrock präsentiert, der große Sprünge falsch erscheinen lässt. Zumindest müssten mir Milanku erst zeigen, dass auch das bei ihren Songs funktioniert. Das Talent dazu hätten sie ganz sicher.
9/11

Beste Songs: La Dernière Porte / Dans les Absences / Ce Fut Quand Même Notre Histoire

Nicht mein Fall: On S'Épuise

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