Mittwoch, 4. November 2015

Spuk unterm Turntable

J DILLA
Dillatronic

Greenstreets
2015
















Dass James Dewitt Yancey, besser bekannt als J Dilla einer der talentiertesten HipHop-Produzenten der Geschichte war, ist hinreichend bekannt. Allerdings zeigen erst die nach seinem frühzeitigen Ableben vor neun Jahren peu a peu veröffentlichten Platten, dass er auch einer der fleißigsten war. Acht Alben posthumen Materials sind bisher erschienen und mit Dillatronic kommt ein weiterer ordentlicher Batzen an archivierter Musik hinzu. Schlappe 41 Tracks sind in gut 70 Minuten hier zu hören und ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Doch was bringt ein weiterer Monolith an unfertigen Songs wirklich? Hören wir hier nur die Ausweidung vom klanglichen Restmüll eines musikalischen Genies oder hat hat dieses Genies auch nach so vielen Releases noch Bestand? Die Antwort darauf fällt trotz der Unüberschaubarkeit der hier versammelten Stücke überraschend leicht: Die Platte ist es immer noch wert. Selbst wenn wir hier von teilweise unvollendeten, teilweise weniger als einminütigen Song-Schnipseln reden, wirkt Dillatronic trotzdem unglaublich geschlossen und passgenau. Das hat vor allem zwei Gründe. Erstens hat der unverwechselbare Stil des J Dilla hier nach wie vor Bestand und zieht sich durch jeden einzelnen der vielen, vielen Nummern hier. Die meisten von ihnen wirken auch jetzt noch absolut aus der Zeit gefallen. Zweitens haben die Arrangeure dieses Albums sich viel Mühe dabei gegeben, eine Art roten Faden in die Tracklist einzuweben. Mir ist unbekannt, inwiefern der Künstler selbst zu Lebzeiten die Reihenfolge beeinflusst hat, doch im Nachhinein wirkt dieses Album fast so, als wäre es durchgängig komponiert wurden. Anschlüsse zwischen Songs existieren nicht tatsächlich, aber wirklich große Brüche werden nie gemacht. Eine einfache Zusammenstellung von Songs ist dies hier also definitiv nicht. Gerade der fünfte und sechste Song wirken unglaublich Kompakt und zeigen, dass jemand Kopf und Herz in dieses Projekt gesteckt hat. Und das ist wichtig, denn J Dilla selbst hat das auf jeden Fall getan. Man merkt es daran, wie souverän diese Instrumentals auch ohne die eigentlich obligatorischen Rap-Parts funktionieren. Die unfertigen Beats um selbige zu ergänzen, hätte den Wert dieser Platte in meinen Augen sogar geschmälert. Und das ist eine Aussage, die man nur über sehr wenige HipHop-Produzenten machen kann. Dieser hier ist auch neun Jahre nach seinem Tod noch immer ein echter Bringer und wir können wirklich froh sein, dass er uns einen zum bersten vollen Katalog an musikalischem Erbe hinterlassen hat. So kommen wir auch noch die nächsten Jahre ganz gut hin.
9/11

Beste Songs: Dillatronic 05 / Dillatronic 06 / Dillatronic 09 / Dillatronic 20 / Dillatronic 22 / Dillatronic 24 / Dillatronic 30 / Dillatronic 33 / Dillatronic 35 / Dillatronic 39

Nicht mein Fall: Dillatronic 11 / Dillatronic 16 / Dillatronic 23

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