Samstag, 3. September 2022

Wild- und Haustiergeräusche

Panda Bear & Sonic Boom - Reset
PANDA BEAR
SONIC BOOM
Reset
Domino
2022
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ psychedelisch | nostalgisch | wilsonesk ]
 
Zäumen wir das Pferd mal von hinten auf: Reset, das neue Album von Panda Bear und Sonic Boom, bespreche ich nicht unbedingt deshalb, weil es mich qualitativ total von den Socken haut oder weil es besonders visionär oder ausgefallen wäre. Es ist viel eher ein ziemlich okayes Werkstück zweier Männer, die einer wie der andere bereits zu früheren Zeitpunkten für die Welt des psychedelischen Pop großes vollbracht haben und sich hier zusammentun, um sich ausführlich auf ihre Wurzeln zu besinnen. Und von der Sache her ist das im Sinne des Ergebnisses dann weder überraschend noch wirklich spektakulär. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf dieser LP einerseits darüber, dass so ein Treffen der Giganten für dieses Subgenre überhaupt zustande gekommen ist, andererseits ist es extrem schön zu sehen, wie diese beiden die Gelegenheit einer künstlerischen Fusion dazu nutzen, um gemeinsamen Idolen zu huldigen. Womit sie Reset über kurz oder lang zu einer Art Geschichtsstunde psychedelischer Popmusik machen. Zumindest für diejenigen, die wissen, wo genau dabei die kreativen Andockpunkte zu finden sind. Wobei diese im Prinzip schon mit der Vorstellung des Personals anfangen. Da wäre auf der einen Seite Noah Benjamin Lennox aka Panda Bear, seines Zeichens Mitbegründer und mindestens zu einem Viertel Mastermind der Neopsych-Visionäre Animal Collective, auf der anderen mit Sonic Boom der klangliche Chefdenker und -tüftler hinter Spacemen 3, einer der ersten Bands des psychedelischen Revivals, der Ende der Achtziger wichtige Pionierarbeit leietste. Gemeinsam sind die beiden also zwei Leute, die das Andlitz eines ganzen Genres über die letzten 40 Jahre hinweg wesentlich mitbestimmt haben und hier erstmals gemeinsam musizieren. Wobei das schönste daran sicherlich der gemeinsame Nenner ist, den sie als musikalische Inspiration hier sehr offensichtlich herumtragen: Nämlich nichts geringeres als das musikalische Vermächtnis des Brian Wilson, insbesondere dessen klassische Arbeiten mit den Beach Boys Mitte der Sechziger, die pophistorisch quasi als Schöpfungsphase psychedelischer Musik bezeichnet werden könnten. Was den roten Faden einer musikalischen Entwicklung hier im Prinzip von Pet Sounds bis in die Gegenwart zieht. Mit einem Album, das so klingt, als hätte man Mastertapes der Smile-Sessions 1967 in eine Zeitmaschine gesteckt, diese damit erst hundert Jahre in die Zukunft geschickt und anschließend zurück in die Gegenwart, wo sie nochmal ordentlich durch den lennox'schen Zerrfilter katapultiert wurden. Panda Bear ist dabei als kreativer Partner der deutlich dominantere, der Reset in vielen Momenten ein ganzes Stück in Richtung Animal Collective zieht (worüber ich mich auch keinesfalls beschweren will) und dabei sicherlich für den größten Weirdness-Faktor sorgt. Für seine Verhältnisse klingt das ganze aber trotzdem ziemlich konservativ, weil hier auch gerne mal die zuckerigen Barockpop-Fassaden stehengelassen werden und nur das Flirren drumherum komplett ins experimentelle abdriftet. Was dann wiederum für fantastische Popsongs wie Livin' in the After oder Edge of the Edge sorgt, die locker auch von den frühen Vampire Weekend, respektive den echten Beach Boys sein könnten. Und auch das ist eine Ausprägung der Musik von Panda Bear, die ich so lange nicht gehört habe, von der ich mir aber wieder mehr wünschen würde, ähnlich wie auf dem letzten AnCo-Album. Wobei das ganze hier ja noch die zusätzliche Ebene hat, dass es eben so eine coole Hommage an die gemeinsamen Wurzeln von Lennox und Sonic Boom ist, die so viel über die Musik ausmachen, mit der die beiden inzwischen bekannt geworden sind. Und ohne diesen konzeptuellen Touch wäre es ehrlich gesagt auch nur ein weiteres dieser Alben.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11


Persönliche Höhepunkte
Go On | Edge of the Edge | Livin' in the After | Everything's Been Leading to This

Nicht mein Fall
-

Hat was von
Animal Collective
Strawberry Jam

the Beach Boys
Pet Sounds


1000kilosonar bei last.fm  

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