MEECHY DARKO
Gothic Luxury
Loma Vista
2022
[ glamourös | autobiografisch | oldschool ]
Ich wollte diesen Post ja eigentlich zuerst mit dem Disclaimer anfangen, dass ich vor Gothic Luxury keine Ahnung hatte, wer dieser Typ namens Meechy Darko überhaupt war, doch hat sich mittlerweile herausgestellt, dass das so gar nicht wirklich stimmt. Viel passender wäre es nämlich zu sagen, dass ich schlichtweg vergessen hatte, wer er ist und wie viel von seinem früheren Output ich aus der jüngeren Vergangenheit zumindest schon einigermaßen kenne. Und das theoretisch sogar aus mehreren Projekten. Als einer der drei MCs der Flatbush Zombies und in dieser Funktion auch einer der wichtigsten Mitglieder des New Yorker Beast Coast-Konglomerats um Joey Bada$$ und die Pro Era-MCs war er in den letzten sechs Jahren schon mindestens für drei mir bekannte Longplayer mitverantwortlich, von denen ich die meisten tatsächlich auch ganz gut fand. Nur ist der letzte von denen (namentlich der erste Beast Coast-Sampler von 2019) eben auch schon eine ganze Weile her und Meechy darüber hinaus nie ein Typ gewesen, der mir dabei auf besondere Weise auffiel. Ihn hier also nicht direkt wiederzuerkennen und für einen Newcomer zu halten, soll mir an dieser Stelle verziehen sein. Und zumindest eines kann ich spätestens mit dieser neuen LP versprechen: Nochmal wird mir dieser Fauxpas ganz sicher nicht passieren. Denn was dem New Yorker mit diesem späten Einstand als Solokünstler und kreativer Chefdenker gelingt, ist eine deutliche Marke, mit der er sich nachhaltig einprägen sollte. Und das ganz und gar im positiven Sinne. Ganz unabhängig davon, ob man vorher schon das Zeug der Flatbush Zombies oder von Pro Era mochte, ist das hier eine musikalische und inhaltliche Zäsur, mit der Darko nochmal ganz von vorne anfängt und die sich anschickt, ein neues Publikumssegment für sich zu gewinnen. Denn obwohl man auch definitiv nicht sagen kann, dass Gothic Luxury plötzlich dem Mainstream hinterherrennen oder sich stilistisch anbiedern würde, ist es doch definitiv ein erfolgsversprechendes Statement, das der Rapper hier abliefert. Fast jeder Song hier steht als inhaltliches und klangliches Gesamtkunstwerk für sich, auf dem Meechy dann auch konsequent mehr (und vor allem ernsthafter) über sich selbst und seine Umwelt redet. Was insgesamt dann nicht nur markiger und eingängiger ist als sein altes Zeug, sondern vor allem emotional zugänglicher. Wenn es in Never Forgettin' um seine persönliche Erfahrung des elften September geht, in Kill Us All um den allgegenwärtigen Rassismus seines Umfelds oder in Lavï$h Habits (Gothika) um den Konflikt mit der eigenen Dekadenz, hat man wirklich das Gefühl, hier jemandem in den Kopf zu schauen. Und dass Meechy bei alledem ein extrem charismatischer Rapper ist, der sich mit seinem kratzigen Schmirgelpapier-Flow auch stimmlich abhebt, hilft umso mehr. Dass er viele der grundsätzlichen Talente, die mir hier plötzlich auffallen, schon lange vorher hatte, versteht sich dabei von selbst, doch macht den Unterschied dazwischen nicht ausschließlich meine eigene Ignoranz. Viel eher schafft Gothic Luxury erstmals ein Setting, in dem der künstlerische Entwurf dieses Typen einwandfrei funktioniert und seinen Ansprüchen gerecht wird. Und das ist, wenn man es recht bedenkt, ja mehr oder weniger die wichtigste Aufgabe eines Solodebüts. In dieser Hinsicht wurde hier also echte Maßarbeit geleistet, von der, dass es nicht bei diesem einen Mal bleibt. Denn wie gesagt: Diesmal werde ich ganz sicher nicht vergessen, wer dieser Typ ist.
🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡⚫⚫ 09/11
Persönliche Höhepunkte
Cursed | Never Forgettin' | Kill Us All | Lavï$h Habits (Gothika) | Get Lit Or Die Tryin' | On GOD | the MoMA | PRADA U | What If? | Lost Souls | BLK Magic
Nicht mein Fall
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Hat was von
Denzel Curry
Melt My Eyez See Your Future
Joey Bada$$
B4.DA.$$