Sonntag, 25. September 2022

Sein Ding

Kenny Beats - LOUIE
KENNY BEATS
Louie
XL Recordings
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ beattapig | gemütlich | soulig ]

Es hat in meinen Augen eine durchaus schöne Ironie, dass es schon letztes Jahr im Herbst ausgerechnet die Arbeit eines Typen namens Kenny war, die ich auf diesem Format als definierendes Exempel für ein beispielhaft realisiertes Beattape nutzte und es ziemlich genau zwölf Monate später der Kollege mit einem fast identischen Moniker ist, über den ich so ziemlich dasselbe zu sagen habe. Wobei die Unwahrscheinlichkeit dieses Zufalls eigentlich auch gar keine so große ist, wenn man die Welt des Hiphop-Untergrunds der letzten Jahre mal etwas genauer verfolgt hat und weiß, dass Kenny Segal und Kenny Beats zwei völlig unterschiedliche Produzenten sind, die zwar beide ähnlich heißen und zum Teil auch mit den gleichen Rapper*innen verkehren, die aber musikalisch meistens ziemlich unterschiedliche Sachen machen. Und dass sie mir letztlich beide mit ziemlich jazzig und soulig angehauchten Beattape-Platten nochmal besonders positiv aufgefallen sind, bedeutet letztendlich auch nur, dass sie sich für die Grundlagenarbeit des Hiphop interessieren und dessen ursprüngliches Handwerk mit einer entsprechenden Sorgfalt betreiben. Wobei man im Fall von Louie auch definitiv sagen muss, dass es für jemanden wie Kenny Beats nicht unbedingt der nächste Weg von seinem sonst eher Trap- und Southern-beeinflussten Sound ist. So ein gemütliches und zum Teil auch extrem schöngeistiges Album kenne ich von ihm bisher nicht, auch wenn ich vorher in keiner Sekunde bezweifelte, dass er es prinzipiell auf dem Kasten hätte. Doch ist das hier als seine erste richtige Soloarbeit auch eine ganz bewusste Abgrenzung zu seinem Output als Kollaborateur und Auftragsproduzent, als den man ihn sonst so kennt. Denn nicht nur arbeitet Kenny hier größtenteils ohne Fremde Features und orientiert sich an anderem Ausgangsmaterial, auch das pittoreske Artwork und die Distribution bei XL Recordings wirken für ihn etwas außerhalb der üblichen Linie. Die gute Nachricht ist dabei aber, dass am Ende trotzdem alles zusammenpasst und Louie ein weiterer sehr gelungener linker Haken seiner Diskografie ist, der mich ziemlich beeindruckt. Denn selten habe ich diesen Typen so filigran und verkünstelt erlebt wie hier und selten kam dabei am Ende so eine runde und kohärente Platte raus. Und nachdem ich auf Sachen wie Unsolved mit Denzel Curry, Magdalene mit FKA Twigs, FM! mit Vince Staples oder Anti-Icon mit Ghostemane vor allem als vielseitigen und anpassungsfähigen Produzenten kennen und mögen gelernt habe, freut es mich doch umso mehr zu sehen, dass sein bestes Album bisher dieses hier ist, auf dem er zur Abwechslung auch mal sein Ding macht. Denn es zeigt nicht nur, dass Kenny Beats das Ausgangsprodukt Beattape mit musikalischer Bedeutung und einer selten gehörten Qualität erfüllen kann, es funktioniert auch nur deswegen, weil hier jemand eine künstlerische Vision umsetzt. Und wo ich über die meistes Produzent*innen - gerade im Hiphop - häufig sagen musste, dass sie als Handlanger von anderen die coolere Arbeit machen, ist es hier erfrischenderweise mal genau andersrum. Wobei ich natürlich trotzdem noch hoffe, seine Beats in Zukunft auch noch bei anderen zu hören.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11


Persönliche Höhepunkte
Parenthesis | Hold My Head | So They Say | Hooper | Moire | Eternal | Really Really

Nicht mein Fall
-

Hat was von
the Avalanches
Since I Left You

Kuso Gvki
Kuso Gvki


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