Montag, 23. April 2018

No Saturation




















Schon seit einiger Zeit gelten die Flatbush Zombies aus New York jetzt als eine der Formationen im Hiphop, die so richtig was reißen könnten. Ihre Mixtapes zu Anfang der Dekade wurden in der Szene sehr wohlwollend aufgenommen und eigentlich waren sich alle sicher, dass das große Debüt des Trios direkt um die Ecke wäre. Ein guter Einstand der Gruppe schien realistisch, kam aber bis jetzt nicht so wirklich zustande. Zwar war das kommerzielle Erstlingswerk 3001: A Laced Odyssey von 2016 durchaus gar nicht schlecht und hatte viele gute Tracks, war jedoch auch keine große Sache. Zu wenig setzten sich die New Yorker damit vom Mittelfeld des modernen klassischen Rap-Games ab und zu zahm war ihr Ansatz letztendlich, um wirklich auf sich aufmerksam zu machen. Den Hype, den Viele den Flatbush Zombies prophezeihten, war schließlich der, den zuletzt eher Injury Reserve und Brockhampton absahnnten. Aber zu spät war es ja deshalb noch lange nicht und mit ihrem zweiten Album sollte es nun definitiv aufwärts gehen. Mit einer Reihe heißer Singles, die das Potenzial der drei MCs zeigten, wurde in den letzten Monaten versucht, den Spieß nun umzudrehen und an Ambitionen fehlt es dem neuen Longplayer auf keinen Fall: 76 Minuten läuft Vacation in Hell und mit Gästen wie Joey Bada$$, Portugal. the Man, Jadakiss und Denzel Curry haben sich einige sehr illustre Namen hinter sie gestellt. Es sah im Vorfeld ganz so aus, als würde das hier endlich die Platte werden, die alle von den Flatbush Zombies haben wollten, doch Skepsis war durchaus auch angebracht: Größenwahnsinn und quantitative Aufrüstung sind cool und alles, aber würde die Band es diesmal hinkriegen, auch stilistisch einen Eindruck zu hinterlassen und ihre eigene Ästhetik zu finden? Denn darum geht es ja letztendlich. Und wenn ich ehrlich bin, ist das auch hier wieder nicht wirklich passiert. In gewisser Weise klingt Vacation in Hell sogar ein Stück konservativer als sein Vorgänger. Die allermeisten Tracks hier sind ohne Frage sehr gut, die bandinterne Chemie ist fantastisch und was Punchlines angeht, braucht man Meechy Darko, Zombie Juice und Erick Arc Elliot sowieso nichts mehr beizubringen, doch fehlt dem ganzen Ding dabei irgendwie der Wiedererkennungseffekt. In vielerlei Hinsicht machen die Flatbush Zombies hier nichts anderes, als sich an aktuelle Trends zu ketten, die Coolness andere Rapper*innen zu reproduzieren und damit auch noch ordentlich anzugeben. Und wo 3001 zuletzt noch große Sprünge wie ausgefeilte Storykonzepte und einen zehnminütigen Closer wagte, ist diese LP Style-technisch eigentlich nur Malen nach Zahlen. Wirklich schlecht ist das nicht, vieles hier ist sogar durchaus sehr unterhaltsam, doch jede Menge andere Künstler*innen können das alles genauso gut, wenn  nicht sogar besser. Wüsste ich es nicht besser, würde ich dieses Album für einen billigen Abklatsch der Sachen halten, die Brockhampton, Injury Reserve und Run the Jewels in den letzten Jahren gemacht haben, ganz zu schweigen vom riesigen Einfluss, den das Frühwerk von Outkast auf diese Platte hat. Bei aller Nörgelei muss man der Band aber eines lassen: Die fast anderthalb Stunden, die Vacation in Hell geht, wird es nicht eine Sekunde langweilig. Es ist nicht besonders originell, aber langweilig ist es dabei auf keinen Fall. Und unterm Strich würde ich sagen, dass es ein gutes Album geworden ist, das besser hätte werden können. Für Leute, die in der Hinsicht nicht so hart sind wie ich oder von dieser Art Hiphop einfach noch mehr hören wollen, kann ich das hier also durchaus empfehlen. Flatbush Zombies sind coole Socken und diese Sache will ich hier nicht herunterspielen. Nur finde ich eben, dass sie eigentlich das Zeug zu einem richtigen Meisterwerk hätten. Und mit jedem okayen Projekt schwindet für mich irgendwie die Wahrscheinlichkeit, dass dieses beim nächsten Mal noch kommt.






Persönliche Highlights: Hell-O / Chunky / Vacation / M. Bison / Headstone / Big Shrimp / Leather Symphony / Ask Courtney / Crown / U & I / the Goddess / Trapped / You Are My Sunshine / the Glory

Nicht mein Fall: Facts / Best American

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