Mittwoch, 4. April 2018

New Girl





















2018 war von vornherein prädestiniert, das Jahr für Greta Kline aka Frankie Cosmos zu werden. Der Deal mit Sub Pop in der letzten Saison brachte die nötige Aufmerksamkeit, Anfang der neuen kamen dann die ersten Singles, mit ihnen die Ankündigung des neuen Albums und die führte im Schlepptau ein Rudel geifernder Blogger*innen mit sich, die plötzlich so taten, als hätten sie die Musik der New Yorkerin schon immer geil gefunden. Einer von denen bin inzwischen auch ich, selbst wenn ich die Songwritern streng genommen schon von Next Thing kenne, der LP, bei der die Hipster vor zwei Jahren aufgesprungen waren. In Anbetracht ihrer bereits jetzt ziemlich beachtlichen Diskografie, die bereits davor mindestens zwei Longplayer umfasste, ist das aber auch eher lame. Und es hätte sich sicherlich gelohnt, diese Platten schon damals zu kennen, denn in der Slacker-Garagen-Songwriter-Nische ist Kline durchaus ein bisschen die Künstlerin, nach der ich dort schon sehr lange gesucht habe. Sie hat den Sound und den klanglichen Humor eines Mac DeMarco, den Minimalismus von Leuten wie Stella Donelly und Courtney Barnett und die sanfte Rockigkeit von Alvvays oder in lokalen Dimensionen vielleicht Wrackspurts, allerdings mit einer wesentlich stärkeren Präsenz in Sachen Komposition. Und dieses optimale Gemisch an Faktoren macht sie zu einer Künstlerin, die ich zwischen all diesen unspannenden Garagen-Prinzessinnen ein bisschen brauche. Weshalb die Sache mit dem Sub Pop-Deal für mich auch ein ziemlicher Aufreger war und Vessel folglich eines der Alben, auf das ich 2018 große Wetten abschloss. Sicher, in den letzten Jahren hatte ich ähnliche Hoffnungen auch für Nullnummern wie Julien Baker, Madeline Kenney und Waxahatchee, aber diesmal hatte ich damit Ausnahmsweise mal Recht: Frankie Cosmos ist diejenige, die es besser macht. Ihr Erstlingswerk für ein großes Label ist eben kein überhypter, unkreativer und uninspirierter Mist, den von nun an nur noch die Ahnungslosen gut finden, sondern tatsächlich eine LP, die für die Entwicklung dieser Künstlerin irgendwie wichtig scheint. Nicht, weil sie hier reifer oder ernsthafter klingt, sondern weil sie sich ihrem größeren Publikum mit einer überzeugenden Werkschau präsentiert. Viel mehr als das Niveau ihrer Vorgänger zu halten, musste sie dafür nicht tun, aber manchmal ist sowas ja leichter gesagt als getan. Und wie sie es hier tut, ist am Ende vielleicht der größte Selling Point von Vessel: indem sie gefühlt noch ein bisschen alberner wird. Strukturell ist dieses Album erfrischend unkonventionell, ganze 18 Songs bringt Kline in gerade mal einer halben Stunde unter. Diese sind dann nicht selten unwesentlich länger als eine Minute, der kürzeste geht sogar nur 30 Sekunden und ist auch noch mit Abstand der beste auf der ganzen LP. Dabei schafft es die Künstlerin trotz aller Knappheit, jede Menge Charakter in jedem einzelnen Track unterzubringen und stilistisch nie so ganz zum Klischee der niedlichen Garagen-Songwriterin zu werden. Vor allem wirkt Greta Kline hier aber wie eine ziemlich coole Socke, die einfach Spaß an ihrer eigenen Musik hat und diesen in jeder Sekunde dieses Albums zu teilen vermag. Und das ist ja für alle das beste, denn motivierte Menschen machen höchstwahrscheinlich bessere Musik als unmotivierte. Das Profimusiker*innen sein steht dieser Frau auf jeden Fall nicht schlecht und ich freue mich auf alles, was von ihr vielleicht noch kommt...






Persönliche Highlights: Caramelize / Apathy / This Stuff / Jesse / Hereby / Ballad of R & J / Ur Up / Being Alive / Bus Bus Train Train / My Phone / Cafeteria / the End

Nicht mein Fall: Vessel

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen