Mittwoch, 11. April 2018

Indie Killed the Beast





















Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mir den Weg von Hop Along am Anfang eigentlich anders vorgestellt. Irgendwie lärmiger, irgendwie grantiger und irgendwie mit mehr Bombast. Dass die Band aus Seattle schon auf ihrem dritten Album eine so gefällige Poprock-Gruppe werden würde, hätte ich niemals prophezeit, als ich vor fünf Jahren ihr Debüt Get Disowned zu meiner Lieblingsplatte der Saison kürte. Zu diesem Zeitpunkt kam von dieser Formation die denkbar frischeste, leidenschaftlichste und wildeste Rockmusik, die ich für möglich hielt und die es dazu noch schaffte, große Melodien und fantastische Hooks auszuarbeiten. Es gab fette Riffs, es gab knackige Dynamik, die Musik war unglaublich individuell und Sängerin Frances Quinlan war die ultimative Röhre, die mit einer unglaublichen Granatigkeit ihre weirden Lyrics rausballerte. Hop Along hätten damals die neuen Pixies werden können, im angemessenen temporären Kontext und in weniger drastisch vielleicht sogar die neuen Nirvana. Für die Dauer einer LP waren sie das in meinen Augen auch. Allerdings tendiert die Band seitdem dazu, einfach nur ein weiterer ziemlich guter Indierock-Act zu werden, den alle mögen, aber für den sich auch niemand wirklich interessiert. Schon ihr zweiter Longplayer Painted Shut von 2015 setzte den musikalischen Fokus wesentlich stärker auf niedliche Melodien und auf kleine Schnörkel, anstatt große Riffs und energische Hooks zu bauen, was auf den ersten Blick auch erstmal okay war. Hop Along schrieben weiterhin gute Songs, Waitress und Sister Cities sind immer noch tolle Stücke, aber langfristig fehlte auch irgendwas. Viele Tracks der Platte waren eher uninteressant und die Knalligkeit der Band hatte sich fast halbiert. Es klang diesmal normaler, aber dadurch eben auch langweiliger. Ein bisschen Sorgen machte ich mir da schon. Die Band müsste auf ihrem nächsten Album mit doppelter Kraft zurückschlagen, um mich wieder für sich zu gewinnen, beziehungsweise mich mit ihrer neuen Niedlichkeit irgendwie überzeugen, beides hielt ich für eher unwahrscheinlich. Und weder das eine noch das andere haben sie auf Bark Your Head Off, Dog schlussendlich vollbracht. Zwar sah es im Vorfeld der Veröffentlichung kurz so aus, als würde mich der neue Style doch kriegen (Der Opener How Simple wurde einer meiner zehn Lieblingssongs in diesem Januar), doch wenig davon überlebt nun auf dem fertigen Longplayer. Den rockigen Anteil in ihrer Musik haben Hop Along hier noch weiter runtergeschraubt, inzwischen sprechen wir hier eher von einer halbakustischen Indiepop-Mischpoke, die sich mehr auf Keys und Streicher verlässt als auf elektrische Gitarren. Und obgleich man in Songs wie the Fox in Motion, Look of Love oder How Simple noch die Essenz des auf Get Disowned so tollen Songwritings spürt, ist das mittlerweile nicht viel mehr als der Schatten eines Schattens. Selbst wenn es so wäre, ohne die dicken Riffs und Quinlans wüstem Gebrüll an der Spitze ist es sowieso nicht dasselbe. Man darf das nicht falsch verstehen: Dieses Album ist vielleicht an sich nicht schlecht und wer auf die etwas seichtere Tour von Leuten wie Cat Power, Frankie Cosmos und Courtney Barnett steht, wird sich hier sicher wiederfinden. Auch gibt es hier durchaus einige coole Popsongs, die zeigen, dass diese Band auch mit weniger Krach überzeugen kann. Ich finde es nur sehr frustrierend zu hören, wie viel besser das hier eigentlich alles sein könnte. Mit der rohen Naturgewalt ihres früheren Stils haben Hop Along den größten Trumpf ihrer Musik freiwillig in den Wind gestreut, der sie von allen anderen Künstler*innen dieser Welt absetzte. Gerade in Zeiten die so schwer für Rockacts sind wie diese hätte diese Formation damit einen echten Unterschied machen können. Und für die Dauer einer Platte vor fünf Jahren waren sie mal kurz die eine Rockband, die alles gerettet hat. Jetzt müssen wir uns anscheinend eine neue suchen...






Persönliche Highlights: How Simple / Not Abel / the Fox in Motion / What the Writer Meant / Look of Love / Prior Things

Nicht mein Fall: Somewhere A Judge

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