Sonntag, 29. April 2018

Todeswünsche




















Wiegedood sind mittlerweile eine Band, der ich auf diesem Format ein bisschen den roten Teppich ausrollen muss. Gerade mal seit vier Jahren aktiv, hat die die Band aus dem belgischen Kortrijk schon jetzt einen fabelhaften Schnitt bei mir gemacht, der hier nicht mehr wegzudenken ist. Beide Platten, die das Trio bisher veröffentlichte, bekamen bei mir die außerordentlich positive Bewertung von zehn Punkten, wurden im Monat ihres Erscheinens zum besten Album des Monats gekürt und schafften es in ihrer Saison jeweils in die Top Ten der 30 besten Longplayer. Rein numerisch ist das schon beeindruckend, aber auch auf der ideellen Seite kann ich ebenfalls sagen, dass Wiegedood eine der besten Sachen sind, die in den letzten paar Jahren im Metal passiert sind. Und dass ihre Fanbase seit einiger Zeit stetig wächst, sehe ich mit ebenso großem Wohlwollen wie die Tatsache, dass sie ihre seit 2015 geführte De Doden Hebben Het Goed-Albumserie auch 2018 weiter fortgesetzt wird. Mit dem inzwischen dritten Teil des andauernden Projekts starten die Flamen mit gewohnten Parametern: Gleicher Titel, nur leicht verändertes Artwork, eine gute halbe Stunde Spielzeit und vier ausgedehnte, dynamische Black-Metal-Peitschen, inklusive eines Titelthemas. Fans wissen mittlerweile, wie der Hase läuft. Und viel mehr, als dass Wiegedood mit genau diesen Eckpunkten wieder auf ganzer Linie überzeugen, braucht man eigentlich nicht dazu sagen. Die vier Tracks zwischen sechseinhalb und zwölf Minuten Länge liefern das gleiche Überangebot an sowohl dick aufgetragenem und garstigem als auch atmosphärischem und kreativem Black Metal, dem momentan vielleicht besten in ganz Europa. Zunächst war ich mir dabei eigentlich gar nicht so sicher, ob die Belgier das diesmal packen würden. Ihre Leadsingle vom letzten Monat, der Titeltrack des Albums, wirkte für sich eher etwas repetetiv und setzte das musikalische Haupttheme der "DDHHG-Suite" eher unkreativ um. Ich befürchtete ein bisschen, Wiegedood wären vielleicht die Ideen ausgegangen. Doch wie die fertige Platte zeigt, ist die Band davon zum Glück weit entfernt. Zwar ist Teil Drei wieder stärker im klassischen Black Metal verwurzelt als das Hardcore-schlagseitige zweite Album und kompositorisch fallen mittlerweile einige Elemente auf, die die Belgier sehr gerne wiederholen. Allerdings ist das bei einer LP-Serie wie dieser ja durchaus so gedacht und auf der anderen Seite kann man Wiegedood nicht vorwerfen, zu wenig neue Ideen einzubringen. Schon der eröffnende bestialische Schrei in Prown ist ein ziemlich geiler Move und dass die Drei mit Parool ihren bisher vielleicht lautesten und derbsten Song machen, damit war auch nicht unbedingt zu rechnen. Das schönste für mich ist allerdings, wie der zuvor eher zweilfelhafte Titeltrack im Gesamtkontext der Platte zum zwölfminütigen Filetstück der Band wird, in den hier der ganze Bratensaft der bisherigen Diskografie von Wiegedood einkocht. Ein bisschen Finale Furioso ist das dann schon. Und da beschleicht einen dann doch irgendwie die Sorge, ob es das jetzt vielleicht tatsächlich der letzte Paukenschlag ist. Aller guten Dinge sind drei heißt es ja immer, und den Hattrick haben die Belgier mit dieser LP jetzt endgültig voll. Jetzt aufzuhören, würde ihren Output definitiv zu einer ziemlich perfekten, runden Sache machen, die für mich als drei der sicherlich besten Alben der letzten zehn Jahre, nicht nur im Metal, zementiert würden. Schmerzhaft wäre es trotzdem irgendwie. Denn das würde heißen, dass eine der besten Bands, die es gerade gibt, im Moment des höchsten Triumphes das Handtuch wirft. Und das wäre nicht nur für die Fans doof, sondern auch für die Musiker selbst, die sich gerade erst eine richtige Anhängerschaft etabliert haben. Es wäre also für alle besser, wenn hiernach doch noch was kommt. Vielleicht machen Wiegedood ab jetzt einfach nur dieses Church of Ra-Ding, wo sie ihre Platten einfach nur weiter nummerieren. Ein bisschen würde ich das auch in stilistischer Hinsicht auf jeden Fall noch gut finden.






Persönliche Highlights: Prowl / Doodskalm / De Doden Hebben Het Goed III / Parool

Nicht mein Fall: -

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