Montag, 16. April 2018

Genau mein Humor




















Ist Ein starkes Team ein besseres Album, wenn man the Screenshots schon von Twitter kennt? Womöglich. Die drei Akteure Kurt Prödel, Dax Werner und Susibumms gehören zu der Sorte Social Media-Person, die den Kurznachrichtendienst schon vor Jahren zur Kunstform erhoben haben und sich dort mittlerweile einer wohlverdienten Nischen-Prominenz erfreuen. Die Resonanz, die die Debüt-EP dieser De-Facto-Supergroup in der Community auslöste, war ein Faktor, der mich definitiv befeuerte, diese Besprechung zu schreiben. Dies und gewisse Angehörige selbiger Community, die mich gefühlt jeden zweiten Tag fragten, ob ich die Platte denn jetzt endlich mal gehört hatte. Sorry Mann, aber Kali Uchis war erstmal wichtiger. Für alle Anderen: Muss man the Screenshots schon von Twitter kennen, um sie gut zu finden? Definitiv nein! Denn was das Trio hier veranstaltet, ist deutschsprachige Popmusik, die so kosmopolit ist wie die von nur wenigen Zeitgenoss*innen und die in einem wesentlich breiteren Kontext funktioniert. In einigen Artikeln, die ich über Ein starkes Team gelesen habe, wird die Band mit den frühen Tocotronic, circa Digital ist besser, verglichen. Und obwohl es bei den meisten Leuten immer sehr schnell geht, diesen Vergleich zu ziehen, finde ich ihn in diesem Zusammenhang doch äußerst passend. Ähnlich wie die Hamburger damals haben the Screenshots die Angewohnheit, das große gesellschaftliche Paradoxon durch seine eigenen Worthülsen zu entlarven und diese zitierfähig zu machen. Songs hier tragen Namen wie Satire, Europa und Deutschland und tun gut daran, die Positionierung dazu zum Aufhänger für ihren Witz darüber zu machen. Insbesondere Satire kann eigentlich fast als meta-satirischen Song auffassen, was Kenner von Dax Werners und Kurt Prödels Twitter-Output vielleicht nicht wundert. Auch Tracks wie Bühne mit seinen aneinandergereihten Plattitüden über DIY-Bands oder Vorbei mit seinem Abgesang an die digitale Kultur passen sehr gut in das Bild dieses charmanten Zynismus, im Falle von Deutschland wird dieser auch gerne etwas surreal. Was alle sieben Songs dabei eint, ist ihre Wahrhaftigkeit und wie man weiß, dass jede Zeile hier irgendwie stimmt. Und abseits des inhaltlichen Aspekts ist es übrigens eine wahre Erlösung, dass the Screenshots hier Rockmusik spielen. Als Digital Natives ist das bei ihnen nicht gerade selbstverständlich und nachdem Kurt Prödel mich mit seinem Album/Hörbuch Internet Detox letztes Jahr eher verstört als beeindruckt hatte, ist das hier doch wesentlich versöhnlicher. Vor allem, da die Band sogar gute Songs schreiben kann. Sicher, nicht alles hier ist musikalisch unheimlich clever und ein Hendrix ist an keinem von den Dreien verloren gegangen, doch es ist beachtlich, dass diese Stücke eben nicht nur durch ihre Texte überzeugen. Insbesondere Bühne und Team sind in meinen Augen ziemliche Ohrwürmer, die locker auch live prima funktionieren würden. Und dass die guten Inhalte der Songs durch gute Musik getragen werden, macht den Gesamteindruck gleich zehnmal besser. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dafür dass ich hier am Anfang mit einem dadaistischen Spaß-Album gerechnet hatte, ist diese EP einigermaßen genial. Nicht nur zeigen sich die Typen, an denen ich jeden Tag vorbeiscrolle auch als coole Musiker, sondern machen das ganze sogar besser als die meisten, die damit ihr Geld verdienen. Das reicht immerhin, um in meinen Augen Juicy Gay als coolste Twitter-Person, die auch Musik macht, inoffiziell zu entthronen. Was es allerdings nur noch schmerzhafter macht, dass diese Platte wohl ein einmaliges Ereignis war.






Persönliche Highlights: Bühne / Europa / Vorbei / Sonnenschein / Deutschland / Team

Nicht mein Fall: -

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