Dienstag, 17. April 2018

Money Moves




















Dafür, wie sehr immer beschworen wird, dass Hiphop ja der dominierende Musikstil dieser Tage ist (was in meinen Augen absolut unabstreitbar ist) war 2018 bisher ein eher ruhiges Jahr. Wirklich große Platten gab es, zumindest auf internationaler Ebene, während der ersten vier Monate nicht wirklich, höchstens vielleicht das nölige Debüt von Lil Xan, das einigermaßen solide Debüt von Rich Brian oder das neue Album der Migos, über das wir hier nicht reden. Dabei war aber keines dieser Projekte wirklich gut und keines hatte wirklich die Tragweite und den Hype, den man heutzutage von einem Rap-Longplayer erwarten kann. Zumindest bis letzten Freitag. Denn an diesem Tag veröffentlichte mit Cardi B die momentan sicherlich wichtigste Game-Persönlichkeit der Staaten ihr Erstlingswerk, das bereits seit einiger Zeit als echtes Schwergewicht gehandelt wird. Nicht nur, weil nach ihrem Riesenhit Bodak Yellow vom letzten Jahr finanziell einiges in dieser Platte steckt, sondern auch, weil die Künstlerin dahinter echtes Potenzial zeigte. Unter den Acts der dritten oder vierten Generation Soundcloud-Trap ist sie definitiv keine der Kandidat*innen wie Lil Yachty, Bhad Bhabie oder Travis Scott, die in ihrem Material Quantität vor Qualität setzen und ohne jegliche Skills antreten (Nicht, dass ich das kritisieren würde). Zu behaupten, Cardi B würde nicht die Welle momentan trendiger Hiphop-Musik mitzunehmen, wäre zwar auch falsch, doch sie hat definitiv auch eine Message mitgebracht. Schon Bodak Yellow, obwohl in meinen Augen als Hit nicht wirklich gerechtfertigt, überzeugte mit einigen fetten Punchlines und auch Flow-technisch ist diese Frau keine Anfängerin. Man merkte, sie war gekommen, um zu bleiben. Und was ihr Debüt anging, so war ein solides Poprap-Album hier durchaus erwartbar. Dass es das letztendlich auch geworden ist, ist schon cool, trotzdem ist ein gewisses Level an Enttäuschung hier schon mit dabei. Denn Invasion of Privacy klingt nicht gerade nach einer Platte, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen kann. Nicht falsch verstehen: Viele der Songs hier sind ziemlich cool und was lyrische Performance angeht, so bleibt Cardi hier die meiste Zeit über konsistent. Dennoch ist das ganze hier eigentlich immer in Dimensionen des aktuellen Zeitgeistes gefangen und wirkt dazu gemacht, Zahlen zu machen. Die Instrumentals sind sehr trendig, die Performance sehr auf den Mainstream ausgerichtet und mit Gästen wie 21 Savage, Kehlani, Migos, Chance the Rapper und SZA an anderen großen Namen aufgehangen. Die Intention hier ist also höchstwahrscheinlich eher das schnelle Geld als eine nachhaltige Besetzung des Namens Cardi B mit einem künstlerischen Prädikat. Für den Moment ist Invasion of Privacy damit ganz okay, doch schon am Ende dieses Jahres werden die meisten Songs hier veraltet klingen. Ausnahmen wie She Bad, Drip (ausgerechnet der Track mit den Migos, ugh!) oder durchaus auch Bodak Yellow gibt es, doch das meiste hier ist schnell vergessen. Selbst wenn dieses Album groß werden sollte und die Verkäufe einfährt, in einigen Jahren wird die Rapperin höchstwahrscheinlich ähnlich dastehen wie heute Leute wie Avril Lavigne oder die Kooks: Mal eine große LP gehabt, die aber in einem zu kleinen Zeitfenster funktionierte. Das, oder es passiert noch etwas ganz abgefahrenes. In letzterem Fall habe ich zumindest schonmal ein gutes Zitat, an dem ich nachher meine fahrlässige Fehleinschätzung aufhängen kann.






Persönliche Highlights: Drip / Bickenhead / Bodak Yellow / Be Careful / Ring / Money Bag / She Bad / Thru Your Phone

Nicht mein Fall: Best Life

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