[ retrofuturistisch | monumental | scifiesk ]
Es ist 2020 einigermaßen schwer nachzuvollziehen, was für eine verdammt coole Band Zombi mal gewesen sein müssen. Liest man Artikel über sie, die vor zehn Jahren geschrieben wurden, ist da die Rede von 17-minütigen Longtracks, Einflüssen aus dem italienischen Progrock, beflissenen Horror-Soundtracks und Kunstrock mit den Elementen des Chiptune. Und in den fast 20 Jahren, die das Duo aus Pittsburgh nun schon gemeinsam Musik macht, gab es sicherlich bessere Zeitpunkte, um ihre Musik zu entdecken, als den jetzigen. Ich selbst bin hier eigentlich auch nur deshalb, weil Zombi eine der Bands waren, die um 2011 herum von einigen sehr coolen Leuten gehört wurden und die jetzt plötzlich wieder auf meinem Radar auftauchten. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Welt die beiden anscheinend schon lang wieder vergessen hat und sich ihr Sound nicht mehr ganz so aufregend klingt. Was sie auf 2020 machen, ist zwar immer noch ein ganz spannendes Amalgam aus Progrock, Postrock, Heavy Metal, Proto-Synth und Acidrock, aber auch mit einer einfachen Analogie eingefangen: Wer das neue Album von Maserati gut fand, wird mit neunundneunzigkommaneunneunprozentiger Sicherheit auch das hier mögen (Und an alle, die jetzt nicht wissen, wovon ich rede: es gibt ein Internet da draußen, die Platte lohnt sich extrem!). Denn stilistisch sind diese beiden Projekte quasi deckungsgleich. Was bei zwei Gruppen, die schon vor zehn Jahren eine gemeinsame Split-LP veröffentlichten, auch kein großes Wunder ist. An dieser Stelle aber die schlechte Nachricht: Ganz so eine Peitsche wie Enter the Mirror ist das hier leider nicht. Und zum Teil ist das auch ganz klar Absicht. Die klangliche Ausrichtung, die Zombi auf dieser LP anstreben, ist eher eine monumentale und epische, die mehr auf dicke, schwere Spacerock-Riffs und fanfarige Synthesizer-Motive setzt, die eher an alte Goblin-Soundtracks als an Kraftwerk auf Steroiden erinnern. Das Ergebnis spricht dabei aber auch auch für sich, denn nicht immer gelingt es den beiden hier, diesen Spirit auch aufzubauen. Besonders Songs wie Earthscraper und First Flower, in denen es ganz wesentlich um jenen eben beschriebenen Bombast-Charakter geht, sind nicht immer ganz so fett, wie sie es von sich selbst denken und versacken deshalb oft in einer gewissen Monotonie. Und auch wenn 2020 mit ziemlicher Sicherheit eines der besten Schlagzeugalben der laufenden Saison ist, muss man noch lange nicht jeden Song mit mehr oder weniger dem gleichen Break anfangen. Gelingt die Formel allerdings, wie in Breakthrough & Conquer oder No Damage, kann sie tatsächlich ziemlich geil sein. Auch lohnen sich die ein zwei Songs, in denen Zombi kurz aus diesem Konzept ausbrechen und einen kleinen Streifzug durch den psychedelischen Jamrock unternehmen. Wobei mir wirkliche Begeisterung auf dieser LP am Ende doch eher selten untergekommen ist, was vielleicht ein bisschen daran liegt, dass die Band an der falschen Stelle gespart hat. Das theoretische Konzept dieser Platte, retrofuturistischen Scifi-Rock mit mächtig Jean Claude van Damme-Swagger zu machen, ist so schon übelst cool und das beste, was Zombi machen können ist es, die großen Erwartungen daran zu erfüllen. Tun sie das nicht, wie einige Male in diesen gerade Mal 38 Minuten, wirkt das ganze sofort etwas lahmarschig. In den wenigsten Momenten ist 2020 dabei wirklich enttäuschend, nur wünscht man sich manchmal, das vielleicht doch noch ein bisschen mehr Zug und mehr Kreativität im Spiel wäre. Zumal diese Band das anscheinend vom Prinzip her kann. Dass es dann auch noch besagte Maserati-Platte gibt, die Zombi wirklich vormacht, wie diese ganze Nummer richtig geht, hilft ebenfalls nicht. Am Ende des Tages ist das hier gute Musik, aber hat eben auch so viel mehr Luft nach oben. Und ich hoffe, dass sie ein Ausnahmefall ist, denn allem Anschein nach wird sie der tatsächlichen Qualität dieser Band in keinster Weise gerecht.
Hat was von
Maserati
Enter the Mirror
Suspiria
Persönliche Höhepunkte
No Damage | XYZT | Family Man
Nicht mein Fall
Earthscraper
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