Dienstag, 29. August 2017

Zehn Songs: August 2017 (Taylor Swift, Alvvays, Primus, Brockhampton, A$ap Ferg und und und...)

1. PRIMUS
the Seven
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Primus waren eigentlich nie ein Thema, mit dem ich mich irgendwie eingehend beschäftigen wollte, aber diese neue Single dürfte daran einiges ändern. The Seven oder the Desaturating Seven kehrt mit seinem trockenen Retroprog-Sound zurück zu den Neunziger-Alben der Band wie Frizzle Fry und ist mal nicht nur wegen Les Claypool am Bass geil, sondern auch wegen Les Claypools Gesang. Ein skurriler U-Turn der Kalifornier, der nebenbei auch noch ein bisschen politischen Kommentar bietet. Definitiv eine der Überraschungen des Monats und ein Grund, sich auf das kommende Album zu freuen.

2. ALVVAYS
Plimsoll Punks
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Ich hatte schon gedacht, Alvvays lassen mich diesmal im Stich. Aber kurz vorm Release ihres zweiten Albums Antisociales kommt dann doch noch die eine geniale Single, die alles hat, was ich am Debüt der Kanadier so liebte: die klingelnden, flächigen Gitarren, Molly Rankins naiv-melancholischen Gesang, eine supersonnige Strophe und eine Hook, die einem für die eben noch empfundene Seligkeit eine fette Emo-Keule ins Gesicht schlägt. Vielleicht nicht das originellste, was Alvvays jemals gemacht haben, aber gut für die Nerven. Und von mir aus kann das neue Album ruhig mehr davon haben.

3. BROCKHAMPTON
Sweet
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Bisher war ich immer eher Fan der Videos von Brockhampton und weniger der Songs, doch mit dem neuen Album sind schon ein paar echte Brocken dabei. Mein persönlicher Favorit ist dabei mit Abstand Sweet, in dem sich die Rapper nicht nur einen unglaublich stimmigen Schlagabtausch liefern (das machen sie eigentlich immer), sondern endlich auch mal einen Hit schreiben. Das Sample hier ist unglaublich stark und es gibt sogar ausnahmsweise mal eine Hook. Darüber hinaus ist auch jeder einzelne des Teams hier absolut on Point und liefert eine ziemlich geniale Strophe ab. Im Austausch dafür ist das Video dafür nicht so pralle. Ja nun.

4. A$AP FERG FEAT. BUSTA RHYMES, A$AP ROCKY, DAVE EAST, FRENCH MONTANA, SNOOP DOGG & RICK ROSS
East Coast (Remix)
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Wenn ich gerade von Brockhampton als Crew sprach, die gute Posse Cuts kann, dann ist das gar nichts im Vergleich zur Party, die A$ap Ferg auf dem Remix von East Coast schmeißt. Man denkt, die letzte Strophe war schon ganz schön fire, aber dann kommt noch eine und noch eine und noch eine und es scheint einfach nie aufzuhören. Busta Rhymes: grandios. A$ap Rocky: revolutionär. French Montana: stylisch. Und wenn am Ende Rick Ross und Papa Snoop die Rückendeckung geben, weiß man, das hier ist erste Liga. Diesen Move muss Ferg erstmal einer nachmachen.

5. NOA
Golden Leaves
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Es ist extrem schön, auch diesmal wieder jemanden hier stehen zu haben, den ich nicht nur aus dem Internet kenne, sondern persönlich. Die Leipziger YouTube-Musikerin NOA gab es bisher vor allem in Live-Videos, wo sie unter anderem Songs von Lykke Li, Beirut oder Die Antwoord coverte. Jetzt aber das erste Mal originales Material von ihr zu hören, ist definitiv nochmal etwas anderes. Golden Leaves nutzt stärker elektronische Elemente, bleibt im Kern aber indiefolkig und extrem nahbar, auch wenn es am Ende ein wenig zur Sache geht. Vor allem ist das hier aber ein unglaublich gut geschriebener Song, der mich sehr neugierig macht, was NOA noch so auf dem Kasten hat. Shoutout.

6. ENTER SHIKARI
Live Outside
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Wenn man so will ist das hier mein größtes Guilty Pleasure in diesem Monat. Man kann sich schon fragen, was das hier soll, habe ich doch noch vor zweieinhalb Jahren geäußert, dass ich mir Enter Shikari "definitiv nur noch auf Trash-Niveau" anhören kann. Aber tatsächlich ist Live Outside auch eine ganz andere Baustelle: Statt sich wie zuletzt mit Skrillex-Metalcore und Gabber-New Metal selbst lächerlich zu machen, spielen die Briten hier eine Art synthetische Pop-Punk-Nummer ein, die a) die nötige Selbstironie glaubwürdig verkörpert und b) einfach mal verdammt catchy ist. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte damit in den letzten Wochen nicht meinen Spaß gehabt. Haters Gonna Hate.

7. DER WEG EINER FREIHEIT
Finisterre
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Der beste Song vom neuen Album ist und bleibt Skepsis 2, aber der war hier schon im Mai und genügend gute Songs gibt es auf der Platte ja weiß Gott. Zum Beispiel den extrem groovigen und schmissigen Titelsong, der mit seinem Green-Day-Schlagzeugpart am Anfang für Black Metal fast ein bisschen zu drollig ist. Aber keine Sorge, Nikita Kamprad und der Rest der Band holen das Ding in seinen elf Minuten schnell genug wieder runter und machen doch noch eine richtig brutale DWEF-Schwarte daraus. Wobei diese nachher auch wieder in fast jazzige Postrock-Gefilde abdriftet. Und wieder mal zeigt, wie unglaublich progressiv die Bayern eigentlich sein können. Ein Allrounder-Song und ein weiteres Highlight dieser grandiosen neuen LP.

8.TAYLOR SWIFT
Look What You Made Me Do
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Ja, okay, es ist geil. Anfänglich war ich noch etwas misstrauisch, ob ich diese Lyrics und Taylors Nicht-Edgyness cool finde, aber schon nach wenigen Tagen kann ich diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Look What You Made Me Do steht ihrem fantastischen letzten Album fürs erste in nichts nach und auch wenn die Hook von Right Said Fred geklaut ist: Sie funktioniert wahnsinnig gut. Dazu gibt es eine geniale Klavier-Bridge, ein tierisch cooles Gitarrensolo im letzten Teil und diese Frau kann einfach verdammt nochmal Hits schreiben. So wie es im Moment aussieht, wird Frau Swift also weiterhin die beste Pop-Dive der letzten Jahre bleiben.

9. THE NATIONAL
Day I Die
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Heute erschienen und kurz vor knapp noch in diese Liste gerutscht ist die neue Single von the National, die im Vorfeld des neuen Albums nur noch mehr Verwirrung stiftet. Nach den zwei doofen Singles the System Only Dreams in Total Darkness und Carin at the Liquor Store und dem absolut genialen Guilty Party kommt hier ein Song, der vor allem auf lyrischer Ebene anspricht. Matt Berninger singt über verflossene Freundschaft, Sehnsucht und das alles wieder so tragisch, dass man direkt denkt, man wäre selbst schon in der Midlife-Crisis. Zum Glück konnte man diese Woche gut mit XXXtentacion kontern.

10. THE CLIENTELE
Everyone You Meet
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Noch ist der Sommer 2017 nicht vorbei, was heißt, dass noch Zeit ist für wolkige Shoegaze-Balladen wie diese hier. Die altehrwürdigen the Clientele machen hier einen denkbar gemütlichen Song, der mit Retro-Super-8-Video, massiven Streichern und Shalala-Refrain die richtige Melancholie für die kommende Jahreszeit einstellt, aber die letzten Tage nochmal doppelt so schon werden lässt. Und mich ganz nebenbei das erste Mal wirklich neugierig auf ein Album dieser Band macht. Auch wenn ich hoffe, dass dort noch ein bisschen mehr Energie geboten wird.

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