Samstag, 26. August 2017

Routine Killed the Rock'n'Roll Star

Man kann die Queens of the Stone Age nicht hassen. Ich weiß das, denn ich habe es lange genug versucht. Als ich während der späten Nullerjahre erstmals so etwas wie ein musikalisches Bewusstsein entwickelte, spielten die Kalifornier schon sehr lange die Art von Rockmusik, die ich auch in der Folgezeit lernte, aufs tiefste zu verachten: Schnelle, schnippische und deftige Songs, die irgendwie in der Tradition von klassischen Bands wie Led Zeppelin, T.Rex und ZZ Top standen, aber in ihrer Ausführung doch zu modern waren, um wirklich vintage zu klingen. Noch dazu hatten Queens of the Stone Age Erfolg damit und waren deshalb für mich maximal ekelhaft. Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis gab es eben Stücke wie Go With the Flow, Little Sister, In My Head oder Make It With Chu, die über jeden Zweifel erhaben waren. So sehr man sich auch das Gegenteil wünschte: Diese Band konnte einfach keine schlechten Songs schreiben. Sich mit dieser Erkenntnis abzufinden, hat Jahre gedauert. Dass ich den Output von QOTSA mittlerweile vorbehaltlos genießen kann, ist eine ziemliche Erlösung. Denn nur so gelang es mir, mit einer gesunden Einstellung auf ihr neues Album Villains zuzugehen. Diesmal hatte ich es endlich geschafft, wirklich unvoreingenommen an ihre Musik heranzugehen, mich wie jeder normale Mensch auf das kommende Spektakel zu freuen und nicht heimlich zu hoffen, dass sie es letztendlich doch verkacken würden. Ich war, wie man so schön sagt, geläutert. Und was machen Queens of the Stone Age? Sie verkacken es. In dem Moment, in dem ich seit Jahren das erste Mal Bock auf ein großartiges neues Album von ihnen habe, machen sie das erste mal ein eher mittelmäßiges. Na Wunderbar! Was soll ich damit denn jetzt anfangen? Das beste ist, das ganze erstmal zu sortieren. Und Entwarnung zu geben. Denn Villains ist noch immer weit davon entfernt, wirklich kacke zu sein. QOTSA machen hier eine sehr solide gute Dreiviertelstunde Musik, die auch einige ziemlich gute Songs wie Feet Don't Fail Me, the Evil Has Landed oder Head Like A Haunted House bereit hält. Das Ganze ist absolut hörbar, gut produziert und nichts, was man nicht schon von den Kaliforniern kennen würde. Doch gerade in letzterem Punkt liegt in meinen Augen auch das Problem mit Villains. Denn im Prinzip macht die Band hier lediglich eine billige Kopie ihres letzten Albums ...Like Clockwork, die so gut wie gar nichts neues oder überraschendes zu bieten hat. Auf so gut wie allen Stücken hier hört man die etwas ruhigere, soulige Ästhetik, die den Vorgänger vor vier Jahren so cool machte, doch eben abgeschwächt und abgegriffen. Dass Josh Homme auch im Falsett gut klingt, überrascht 2017 genauso wenig wie die Tatsache, dass Balladen mittlerweile ganz selbstverständlich zum Repertoire von QOTSA gehören. Wie gesagt, all diese Elemente sind hier nach wie vor nett eingesetzt und passen perfekt zum stimmigen Songwriting, doch wer hier solche Hits wie My God is the Sun oder If I Had A Tail sucht, wird hier eher nicht fündig werden. Und das liegt in meinen Augen vor allem daran, dass die Band hier keine wirklichen Risiken eingeht. Für mich waren Queens of the Stone Age immer dann am besten, wenn sie sich auf verrückte Sachen einließen, die sich andere Retrorock-Acts aus "Ernsthaftigkeit" nicht trauten. Das machte ihre Musik irgendwie cool und gerade auf ...Like Clockwork war davon sehr viel zu hören. Hier hingegen würde man sich ab und an mal eine solche Albernheit wie ein "ooh-la-la, a-doo-ron-ron" wünschen, die einen wirklich aufhorchen lässt. Denn ohne diese war ich hier einigermaßen erschrocken, wie ereignislos diese Platte an mir vorbei zog. So etwas darf bei guter Rockmusik nicht passieren und ganz besonders nicht bei Queens of the Stone Age. Wenn so etwas passiert, dann sind sie nämlich nicht mehr besser als all die Royal Bloods, Kaleos und Schießmichtots, die ihre Coolness seit Jahren nur nachäffen können. Zu diesem Eklat ist es auf Villains zwar zum Glück noch nicht gekommen, aber es ist schon schlimm genug, dass er durch diese LP erstmals möglich scheint. Die Queens of the Stone Age müssen sich jetzt etwas überlegen, ansonsten könnte es sein, dass sie ihr Rennen gegen alle Trends zum ersten Mal verlieren.





Persönliche Highlights: Feet Don't Fail Me / Domesticated Animals / Head Like A Haunted House / Un-Reborn Again / the Evil Has Landed / Villains of Circumstance

Nicht mein Fall: Fortress

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