Dienstag, 22. August 2017

Return of the Trap Lord

Es gab mal eine Zeit, da hätte ich auf die Frage, wer denn mein Lieblings-MC des A$ap Mob ist, ohne großes Zögern den Namen A$ap Ferg genannt. Unter den vielen Rappern des Kollektivs ist er einer der wenigen, die wirklich Talent haben, die Hits schreiben können und auch auf einem Album souverän ihr Ding durchziehen. Ferg ist allerdings der einzige in der Bande, der sich dabei traut, so dermaßen schräge Sachen abzuziehen und damit auch noch durchzukommen. In meiner Besprechung seines Mixtapes Ferg Forever schrieb ich Ende 2014 die Worte "Meiner Meinung nach ist die Karriere des MCs momentan eine der sichersten Kisten im Game, ganz einfach weil sich dieser Typ irgendwie alles leisten kann". Und zu diesem Zeitpunkt war das auch so. Ferg machte nur krasse Sachen und alles daran war genial. Bis zu dem Zeitpunkt, wo es das eben nicht mehr war. Als der Rapper im letzten Juni seinen zweiten kommerziellen Longplayer Always Strife and Prosper veröffentlichte, glaubte ich schon, dass nicht mehr viel schief gehen kann, nur um dort zu sehen, wie so ziemlich alles schief ging. Die Platte war der Versuch, aus dem bis dahin aufgebauten Buzz die Karriere eines Mainstream-MCs vom Format seines Homies A$ap Rocky zu machen, was vom ersten Moment an kläglich scheiterte. Sobald Ferg nicht mehr schräg war, war er zum sterben langweilig und plötzlich waren die Sachen, die vorher so gut funktionierten, doch ziemlich peinlich. Dass diese Platte ein gutes Jahr später schon vergessen scheint, ist der größte Gefallen, den HipHop ihrem Urheber gemacht hat. Und warum auch nicht? Wenn jemand in diesem Game eine zweite Chance verdient, dann der Typ, der uns mit Shabba einst den fettesten Banger der gesamten Trap-Ära beschert hat. Zumal es in letzter Zeit wieder sehr danach aussah, als würde A$ap Ferg sich erneut dem härteren Stoff annehmen und das machen, was er am besten kann: finsteren, abstrusen und grantigen Traprap. Und obwohl die Singles, die es im Vorfeld von Still Striving gab, noch etwas Schlagseite hatten und der Titel böse an den Vorgänger erinnert, macht der Kalifornier hier tatsächlich seine erste gute Platte seit inzwischen fast drei Jahren. In knapp 50 Minuten liefert der MC hier einen fantastischen Banger nach dem anderen ab, ist so Street wie kaum ein Rapper zurzeit und zieht ganz nebenbei alles mit, was im Trap-Kosmos Rang und Namen hat. Leute wie Lil Yachty, Playboi Carti, Meek Mill, Snoop Dogg, Rick Ross oder Cam'Ron (!) sorgen hier nicht nur für den nötigen Prominenz-Faktor, sondern zeigen teilweise auch, dass sie doch ein bisschen Talent haben. Was ich auch cool finde ist, dass gleich zwei der Vorab-Singles, nämlich Mattress und East Coast, hier nicht einfach nur nochmal abgenudelt werden, sondern als Remix-Versionen hier auftauchen. Die sind zwar nicht unbedingt besser als die Originale, aber dennoch ziemlich erfrischend und eben nochmal was anderes. Solche Dinge sind es, die ich an A$ap Fergs Album-Spirit so sehr mag. Wo wir davon aber gerade mal reden, muss ich doch sagen, dass Still Striving zwar gut ist, aber eben auch nichts wirklich neues oder aufregendes bietet. Wir erleben hier ein stimmiges, durchweg bretterndes Trap-Album, das man aber so auch schon von ihm gehört hat. So innovativ, wie Trap Lord und Ferg Forever damals waren, ist das hier bei weitem nicht und klanglich hinkt es dem Trend sogar ein bisschen hinterher. Wer hier also wieder Maßstäbe für das Genre erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Trotzdem ist es nicht weniger schön, Ferg hier wieder auf dem Level zu erleben, das er eigentlich immer hatte und so großartige Songs von ihm zu bekommen. Auch den etwas gestrigen Sound mag ich persönlich sogar ein bisschen, weil er eben nach wie vor wesentlich mehr Power hat als Migos oder Yachty. In meinen Augen ist Still Striving deshalb sogar eines der besten Trap-Projekte, die es dieses Jahr bisher gegeben hat. Weil eben keiner mehr den Schneid hat, den dieser Typ hat. Vielleicht macht mich das zu einem sehr konservativen Trap-Fan, aber so ist es nun mal. Und dieser Mann nennt sich ja schließlich nicht umsonst den Lord der Szene.





Persönliche Highlights: Trap & A Dream / Rubber Band Man / Olympian / Aww Yeah / Coach Cartier / Plain Jane / Mattress (Remix) / One Night Savage / East Coast (Remix)

Nicht mein Fall: Nandos

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