Freitag, 11. August 2017

Playlist: Summer '17

Es wird mal wieder Zeit für eine Playlist hier. Ich weiß, der besagte Sommer 2017 befindet sich sozusagen schon im Endspurt, aber das dazugehörige Sommerloch in Sachen Releases hat dieses Jahr eben auf sich warten lassen. Umso schöner ist es, dass dieser Artikel hier doch noch irgendwie zustande kommt und man noch ein bisschen in den Genuss der Sache kommt, bevor es dann auch schon wieder vorbei ist. Hier sind 20 Songs für den (Rest-)Sommer 2017. Viel Spaß beim Hören!

1. GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR
Peasantry or 'Light Inside of Light!' (2015)
Mein erster Pick ist jetzt vielleicht nicht unbedingt der größte Wohlfühl-Hit aller Zeiten und Godspeed sicher nicht die erste Wahl für Strandpartys, aber dennoch hat Peasantry vom letzten Album der Kanadier viele klangliche Lichtflecken und das pastorale Thema des Stücks macht irgendwie ein gutes Gefühl. Und gerade mit den Streichern im zweiten Teil kommt jede Menge Euphorie mit rum. Für mich definitiv ein sonniger Song!

2. MANFRED KRUG & GÜNTHER FISCHER
Wenn's draußen grün wird (1973)

Der Sommer 2017 war für mich bis jetzt schon geprägt von diesem wunderbaren Jazz-Stückchen und Good Ol' Mannes Kollaboration mit Günther Fischer, die man auf keinen Fall als gammligen Ost-Kitsch abtun sollte. Ein fantastisches Arrangement, wundervoll naiv-poetische Texte und nicht zuletzt Krugs Scats machen diesen Song zu einem kleinen Erlebnis.

3. MANITOBA
Hendrix With Ko (2003)
Up in Flames, das beste Album von Daniel Snaith (der sich damals noch Manitoba nannte), ist voll mit sommerlichen Blütenträumen, doch Hendrix With Ko fällt mit seinem krautigen Beat, den psychedelischen Synth-Passagen und der gesampleten Akustikgitarre ganz besonders auf. Definitiv ein ganzes Stück chilliger als die späteren Caribou-Sachen, aber auf jeden Fall jeden Ton wert.

4. FOXYGEN
San Francisco (2013)
Wem Scott McKenzies Frisco-Hymne aus den Siebzigern schon zu kitschig ist, der läuft bei Foxygen Gefahr, ernsthafte Diabetes zu bekommen. Der Zuckerwatte-Sound des Duos ist hier teilweise schon lächerlich, doch schaffen sie es hier trotzdem, einen wunderbar nonchalanten und niedlichen Glitter-Psych-Hit zu schreiben, den man irgendwie trotzdem mag.


5. TALKING HEADS
This Must Be the Place (1986)
Dieser Song muss einfach gut sein, schließlich wurde nach ihm ein extrem guter Paolo Sorrentino-Film benannt. Abgesehen davon ist die seltsame Country/Reggae-Mischung, gepaart mit David Byrnes jammeriger Stimme einfach anstrengend und macht zu jeder Zeit gute Laune. Genau das richtige für lange Landstraßenfahrten und entspannte Nachmittage.




6. CHARLES TRENET
La Mer (1943)
Zur Zeit seines Erscheinens war dieses Stück ein Politikum, das ist aber zum Glück eine ganze Weile her. Heute kann man in La Mer wenig mehr sehen als einen grandiosen Klassiker aus der Hochphase des französischen Chanson, der dazu noch gerade richtig episch ist. Definitiv ein exotischer Pick für diese Liste, aber deshalb keinen Deut weniger begründet.

7. PULLED APART BY HORSES
High Five, Swan Dive, Nose Dive (2010)
Vom romantischen Chanson zum räudigen Hardcore-Punk, der natürlich nirgendwo so Spaß macht wie bei Pulled Apart By Horses. Ich glaube, dass es in diesem Song ums Prügeln geht, aber für so eine Nummer ist auch jeder Skateboard-Freak, jede Moshpit-Ballerina und jede Form von Festival-Jünger dankbar. Damit nicht immer alles nur Chillen ist...


8. MILES DAVIS
Freddie Freeloader (1959)
Man kann die Schweißperlen fast auf der Haut spüren, wenn man diesen Song hört. Freddie Freeloader klingt nach Nachmittagen über 35 Grad Celsius, an denen man es draußen kaum aushält, man aber nicht drinnen sein kann und alles irgendwie daher vegetiert. Also zumindest für mich. Und falls das für euch nicht so ist, ist das hier trotzdem verdammt gute Musik.


9. ANIMAL COLLECTIVE
FloriDaDa (2015)
Wenn man mal davon ausgeht, dass die Beach Boys die ultimative Sommerhit-Band aller Zeiten sind, dann kann man sich vorstellen, was rauskommt, wenn sich die komplett kaputten Animal Collective von ihnen beeinflussen lassen. FloriDaDa ist ein Dschungel an Vokalpolyphonie und ein spritziges Erlebnis in heiterer Psychedelik. Und ganz ausnahmsweise mal nicht sofort total abschreckend.

10. IBRAHIM FERRER
Cienfuegos Tiene Su Guaguancó (1999)

Andere hören im Sommer vielleicht gerne mexikanischen Ska, Reggae von den Bahamas oder Despacito, für mich sind die Kubaner des Buena Vista Social Club jedoch nach wie vor erste Wahl. Die haben nämlich auch gute Solo-Ableger, wie dieser fantastische Track von Ibrahim Ferrer zeigt. Technisch und melodisch beeindruckend, mit viel Soul gespielt und mal was anderes als Chan Chan.

11. ERIC BURDON & WAR
Spill the Wine (1970)
Eric Burdon kennt man als den Sänger der Animals, aber seine andere Band War, mit der er vor allem Funk spielte, ist ebenfalls nicht unspannend. Zur Einführung sei deren erster Hit Spill the Wine empfohlen, der die softe Psychedelik der Acid-Generation mit urigem Skiffle und Funk verbindet und ganz nebenbei einen der coolsten Spoken-Word-Texte jener Zeit hat. Guter Stoff!


12. THE STROKES
Hawaii (2005)
Sicherlich einer der albernsten Songs der Strokes (Julian Casablancas lässt sich doch tatsächlich zu einem "Aloha, he!!-Refrain hinreißen) und deshalb wahrscheinlich nicht mehr als eine B-Seite. Trotzdem oder gerade deswegen ist Hawaii einer der sonnigsten und euphorischsten Songs der New Yorker, der hier genau richtig ist. Vielleicht auch deswegen, weil man dabei schon wieder an die frühen Beach Boys denken muss...

13. CUNNINLYNGUISTS FEAT. ZUMBI OF ZION I
In the City (2014)
Die coolen Parts der Lynguists und von Zumbi in diesem Song sind die eine Sache, doch was Produzent Kno hier mit Kenny Rankins Killed A Cat anstellt, ist das wahre Highlight von In the City. Aus der akustischen Folk-Nummer bastelt er hier einen der gemütlichsten und trotzdem freshen HipHop-Beats der letzten Jahre, den man am besten in Dauerschleife hört.

14. BAG RAIDERS
Way Back Home (2010)
Falls jemand Way Back Home noch kennt, dann wahrscheinlich aus dieser einen Vodafone-Werbung aus der Zeit, als solche Sachen noch Leute berühmt machten. Dass zumindest dieser Track aber wesentlich zeitloser ist und auch sieben Jahre später noch gut funktioniert, sollte man hin und wieder mal anmerken. Die Australier schmieden hier eine gleichsam treibende und chillige House-Nummer, die definitiv mehr verdient als auf ewig mit einer miesen Mobilfunkflatrate assoziiert zu werden.
15. EDDIE VEDDER
Rise (2008)
Wer das Aussteiger-Drama Into the Wild von Sean Penn einmal gesehen hat und Eddie Vedders fantastischen Soundtrack dazu kennt weiß, warum dieser Song in dieser Liste gelandet ist. Rise macht Bock auf Urlaub, Rumfahren und Loslassen und das ohne die unmittelbare Konsequenz, dafür mit der modernen Gesellschaft brechen zu müssen. Ein paar freie Tage reichen ja mitunter fürs erste.

16. OASIS
Morning Glory (1995)

Große Gefühle sind bei den Oasis-Hits der Neunziger immer inklusive, in diesem Fall sind es am ehesten Euphorie, Hedonismus und die Liam Gallagher-Version von Coolness. Und das, obwohl Morning Glory eigentlich primär ein Song über Müßiggang ist. Am Ende passt aber alles davon zu schwülem Augustwetter und einer zelebrierten Urlaubs-Asozialität.


17. COMMODORES
Easy (1977)
Wo wir gerade bei Müßiggang sind: Wenn es so etwas wie einen klassischen Superhit zu diesem Thema gibt, dann sicherlich Easy von den Commodores. Nichts passt besser zum besungenen "sunday morning" als dieses unangestrengt-swingige Klaviermotiv, lässige Motown-Streicher und the one and only Lionel Ritchie, dessen Performance hier noch immer über jede noch so gute Coverversion erhaben ist. Tut mir Leid, Mike Patton!

18. ROD STEWART
Young Turks (1981)
Young Turks ist der eine paradoxe Moment in der Musikgeschichte, an dem Rod Stewart mal kurz cooler war als Bruce Springsteen und Mark Knopfler zusammen und man sollte diesen auf keinen Fall leichtfertig abtun, weil es eben Rod Stewart ist. Diese Mischung aus hemdsärmligen Heartland-Rock und schickem Synthpop ist in meinen Augen ein vergessener Riesenhit, der dringend Aufmerksamkeit braucht.

19. MATTEWS' SOUTHERN COMFORT
Woodstock (1970)

Im Original ist Woodstock zwar von Joni Mitchell, doch dieses wenig später erschienene Cover von Matthews' Southern Comfort ist mir unter den vielen Interpretationen trotzdem die liebste. Instrumental dichter, insgesamt hippiesker und mit einer Chilligkeit, die dem spiritistischen Charakter des Tracks sehr gerecht wird. Warum der Song in dieser Playlist ist, dürfte ja klar sein, oder?

20. TOCOTRONIC
Drüben auf dem Hügel (1995)
So romantisch wie hier erlebt man Tocotronic bis heute selten: Drüben auf dem Hügel ist die adoleszente, melancholische Garagen-Shoegaze-Nummer mit dem poetischen, großen Text, die aus gutem Grund bis heute ein Live-Klassiker der Hamburger ist. Die grantigen Gitarren durchfluten beim hören, jede Zeile bietet irgendwie Identifikationspotenzial und spätestens beim "bis wir zusammen sind"-Finale können auch ruhig mal alle mitsingen. Bei diesen Jungs ein rares Vergnügen.


CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen