Montag, 21. August 2017

And Don't the Kids Just Love It?

In den letzten Jahren, in denen ich dieses Format hier geführt habe, bin ich, teilweise sehr zu meiner eigenen Überraschung, zu einem ziemlich glühenden Fan von amerikanischem Jahrtausendwende-Emorock geworden. Ich habe das Revival von 2013/14 weit über seine Schmerzgrenze hinweg hofiert, habe das Genie des Conor Oberst für mich entdeckt, mich in Sunny Day Real Estate und Built to Spill verliebt und kann inzwischen sogar Jimmy Eat World ganz gut hören. Stand 2017 würde ich mich also durchaus als Emo-Fan bezeichnen. Allerdings gibt es da immer noch eine Sache, für die mich die meisten anderen Fans wahrscheinlich gerne in italienische Stiefel stecken würden, und das ist mein Unverständnis für den ewigen Hype um Brand New. Seit mittlerweile fast zwanzig Jahren machen die New Yorker jetzt gemeinsam Musik und gelten mittlerweile als ganz große Player der Szene-Historie. Platten wie Déjà Entendu oder the Devil and God Are Raging Inside Me gehören zum kleinen Einmaleins des klassischen Zweitausender-Emorock und werden von vielen geliebt wie ihre eigenen Geschwister. Nur ich scheine sie immer ziemlich scheiße zu finden. Überhaupt empfand ich die Musik von Brand New immer als viel zu poliert und kraftmeiernd, um mich wirklich zu bewegen und leider ist das auch auf Science Fiction nicht anders. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Platte ihre erste seit nunmehr acht Jahren ist, ließ ich mich im Vorfeld ein wenig dazu hinreißen, optimistisch auf ihr Comeback zu blicken. Doch wenn ich mir das hier jetzt so anhöre, frage ich mich schon, woher das eigentlich kam. Zwar klingen Brand New hier tatsächlich ein ganzes Stück anders als auf den beiden vorherigen Alben, doch dabei nicht wirklich besser. Der gendiegene, etwas weniger rockige Sound entblöst sogar noch mehr das gruselige Dadrock-Countrypop-Herz dieser Band und verbreitet finstere Gavin Rossdale-Stimmung. Wer sich beispielsweise die Schmonzballade In the Water oder anhört und keine komplette Geschmacksverirrung hat, dem dürfte ebenfalls ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Es ist echt ziemlich ekelhaft. Doch zum Glück ist nicht alles hier so schlimm. Im Gegensatz zu American Footballs Comeback vom letzten Jahr ist hier der Großteil der Songs einfach nur langweilig und es gibt sogar ein paar Lichtblicke wie das folkige Could Never Have Been oder das grungige No Control. Einen richtigen Aha-Moment gibt es jedoch in den gesamten 61 Minuten nicht und dass es nicht mal ein paar coole Riffs wie auf the Devil and God... gibt, ist schon echt miese Verarsche. Selbst als Fan würde ich hier wahrscheinlich ziemlich auf die Barrikanden gehen und mich betrogen fühlen. Komischerweise lieben die Emokids von damals aber die neue LP und beschreien online schon den nächsten großen Klassiker der Band. Von mir aus soll Science Fiction das gerne sein, solange ich dabei nicht mitmachen muss. Das hier zu verstehen, habe ich eh schon lange aufgegeben.





Persönliche Highlights: Could Never Have Been / Same Logic / Teeth / No Control / Batter Up

Nicht mein Fall: Lit Me Up / Can't Get It Out / Out of Mana / In the Water / Desert / 451

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen