Samstag, 2. April 2022

The Joke's Not Funny Anymore

Machine Gun Kelly - Mainstream Sellout
MACHINE GUN KELLY
Mainstream Sellout
Bad Boy | Interscope
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ cringe | eingängig | langweilig ]

Ich hatte ja kurz überlegt, ob ich mir die ausführliche Besprechung für Mainstream Sellout zumindest in der Hinsicht spare, dass ich hier einfach einen völlig zusammenhangsloses Troll-Artikel schreibe und damit auf irgendeine Weise sicher auch dem Wesen dieser LP gerecht werden würde. Am Ende wäre dabei aber vor allem das Problem gewesen, dass es in meiner Geschichte mit Machine Gun Kelly zu wenig logisch gewesen wäre und ich in Bezug auf selbige ja durchaus auch einiges zu erklären habe. Denn zwar hatte ich 2020 auch schon sein letztes Album Tickets to My Downfall nicht wirklich ernst nehmen können und das auch unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, unterhaltsam fand ich es letztlich aber doch und gab ihm sogar eine überaus positive Punktebewertung. Wo ich also schon irgendwie fand, dass Kellys Ansatz dort mehr als ein bisschen peinlich und fragwürdig war, passierte diese Blamage doch auf eine Weise, die spannend zu beobachten war und betrachtet man das Ding von einer rein songwriterischen Perspektive, war es eben auch verdammt catchy und gut gemacht. Das Problem dabei: Es war eben deshalb gut, weil es ein ziemlicher Witz war, der auch gerade aufgrund seines Kontexts so besonders war. Diesen nun mit einem zweiten Album dieser Sorte quasi zu wiederholen, hätte also auch bei mir nicht funktioniert, geschweige denn beim Rest der Welt, die MGK schon beim ersten Mal nicht diesen zweifelhaften Comedybonus geben wollte. Es wäre aber die eine Sache, wenn das das einzige Problem von Mainstream Sellout wäre und sich im Hintergrund davon nicht noch tausend andere peinliche Details auftürmen würden, die spätestens jetzt dafür sorgen, dass der zweite Pop-Punk-Ausflug des Künstlers nicht mehr Lustig-Seltsam ist, sondern viel eher Yikes-Seltsam. Sachen wie seine diversen Oden an toxische Beziehungen in make up sex oder sid & nancy, sein grauenvoller Hardcorepunk-Stunt in WW4, die vielen furchtbaren Skits zwischendrin oder dass er erneut ständig so tut, als wäre er gerade 17 geworden (er ist inzwischen 31!) und hätte von seinen Eltern eine Woche PS4-Verbot bekommen. Und da haben wir noch gar nicht über die vielen echt schlimmen Features von Leuten wie Lil Wayne, Oli Sykes von Bring Me the Horizon und Blackbear (aktuell ja immer wieder verantwortlich für unnötig grausige Gastparts auf Pop-Punk-Platten) geredet, deren einzige Ausnahme eine bemitleidenswert passionierte Willow auf emo girl ist. Letzerer Song ist dabei auch der einzige, der zumindest in Teilen nochmal den auf die völlig verquerere Weise geilen Stil des Vorgängers anzapfen kann, der Großteil vom Rest des Albums ist dann leider auch musikalisch nicht mehr so tight wie vor zwei Jahren. Denn wo man da allermindestens noch sagen konnte, dass die Melodien richtig eingängig und cool produziert waren, ist auch diesbezüglich hier vieles ekelhaft abgeflacht und zahnlos. Die Hooks feuern nicht mehr, an vielen Stellen sind die Gitarren viel zu matschig und leise gemixt und diesmal nervt mich auch MGKs Gesangsstimme noch einen Ticken mehr als zuletzt. Wenn man Mainstream Sellout kompositorisch eine Sache zugute halten könnte, dann dass eine ganze Ecke vielseitiger ist als sein Vorgänger, was aber auch allerhöchstens theoretisch ein Vorteil ist. Und so sehr ich für Tickets to My Downfall vor zwei Jahren auch eine morbide Faszination hatte, überraschend finde ich diese Wendung hier nicht wirklich. Denn wie gesagt, einmal kann man das ganze witzig finden, danach ist es aber einfach nur noch traurig. Sollte MGK in ein oder zwei Jahren also nochmal so ein Ding machen, dann werde ich sicher meine Lektion gelernt haben und damit keine Minute länger verschwenden als nötig. Und wenn ihr schlau seid, dann lasst ihr das am besten jetzt schon bleiben.

🔴🔴🔴🟠⚫⚫⚫⚫ 04/11

Persönliche Höhepunkte
emo girl

Nicht mein Fall
drug dealer | wall of fame | mainstream sellout | ay! | fake love don't last | die in california


Hat was von
Willow
Lately I Feel Everything

Blink-182
Nine


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