Freitag, 12. November 2021

Kein Stress mit Ed

Ed Sheeran - = ED SHEERAN
=
Asylum | Atlantic
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ stromlinienförmig | oberflächlich | käsig ]

Ich muss diesen Artikel wahrscheinlich erstmal mit der grundsätzlichen Feststellung beginnen, dass ich mit dem Musiker Ed Sheeran an sich überhaupt kein Problem habe. Sicher, er gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingskünstler*innen der letzten zehn bis fünfzehn Jahre und wenn ich ehrlich bin, habe ich bis auf die einschlägigen Singles lange wenig von ihm gehört, doch fand ich zumindest darin nie einen triftigen Grund für die unverhohlene Verachtung, die ihm seit einiger Zeit unter Musiknerds entgegen schlägt. In meinen Augen ist er für die Verhältnisse eines sehr erfolgreichen und primär kommerziellen  Mainstream-Act überraschend angenehm geblieben und schafft es im Gegensatz zu Leuten wie Maroon 5 oder Kehlani immer noch, als Songwriter einen relativ eigenständigen Charakter beizubehalten, den selbst die übelste Anbiederung an Streamingtrends und pubertäre Zielgruppen nicht brechen konnten. Ein wenig finde ich es sogar beeindruckend, dass beispielsweise ein Songs wie Shape of You, noch immer eine seiner am schlimmsten verrufenen Nummern, für mich auch langfristig noch gut funktioniert und selbst wenn abseits davon jede Menge schlimme Stilverbrechen aus seiner Feder den Weg in die Charts fanden, waren diese doch nie schlimm genug, um mich seine Musik so zu verachten zu lassen, wie viele andere das anscheinend tun. Und wenn ich ehrlich bin, ist auch = ein Album, welches ich zur Untermauerung der These anführen würde, dass Ed Sheeran im Grunde genommen eigentlich kein schlechter Musiker ist. Dabei ist es sicherlich kein unerwartetes Meisterwerk oder ein unterschätzter Grower, allerdings durchaus eine Platte, die ziemlich gut ihren Job macht. Gerade nach dem ziemlich katastophalen No. 6 Collaborations Project von 2019, auf dem sich Sheeran an gleich mehreren stilistischen Crossover-Versuchen die Finger verbrannte, ist diese LP hier wieder mal ein starkes Argument dafür, dass dieser Typ vielleicht nicht das sprichwörtliche sharpest tool in the shed ist, aber als kantenloser und oberflächlicher Feelgood-Songwriter doch irgendwie besser als sein Ruf. Songs wie Tides mit seinem deftigen Springsteen-meets-Jimmy Eat World-Refrain oder Overpass Grafitti mit seiner tranig-sehnsuchtsvollen Message sind alles andere als deep, bleiben aber auch aus den richtigen Gründen bei mir hängen und sind nicht die Sorte Ohrwürmer, die man am besten so schnell wie möglich wieder loswird. Und was noch viel erstaunlicher ist: Ich empfinde von diesen 14 Tracks keinen einzigen als ernsthaft schlecht oder geschmacklos. Klar sind nicht alle Stücke dieser Platte gleichermaßen gut und gerade Collide oder Bad Habits sind so generisch, dass sie mir persönlich einfach ziemlich egal sind, sie sind aber auch in keinster Weise peinlich. Das schlimmste, was ich Ed Sheeran auf diesem Album vorwerfen kann ist also, dass sein Songwriting mich nicht durchweg auf Zack hält und seine Inhalte dann und wann ins käsige tendieren. Abgesehen davon ist es sogar ein verdammt stabiles Stück Musik, das in seinen besten Momenten ein paar echte Hits auf Tasche hat. Also nein, auch diese LP hat mich nicht zum Ed Sheeran-Hater konvertiert, sondern wenn überhaupt noch ein bisschen optimistischer gemacht. Auch wenn der Maßstab dafür kein besonders hoher war.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11

Persönliche Höhepunkte
Tides | First Times | Overpass Graffiti | 2step | Love in Slow Motion | Visiting Hours

Nicht mein Fall
-


Hat was von
the Weeknd
After Hours

Maroon 5
V


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