Donnerstag, 18. November 2021

I Started A Joke

Limp Bizkit - Still Sucks LIMP BIZKIT
Still Sucks
Suretone
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ selbstironisch | trollig | pubertär | groovig ]

Die eigentliche Frage, die sich bei einem Comeback der Gruppe Limp Bizkit im Jahr 2021 stellt, ist ja die, warum es uns überhaupt noch interessiert. Denn von der Sache her müsste es das eigentlich nicht. Sicher, wir reden hier von einer Band, die irgendwann mal das Gesicht der Nu Metal-Bewegung war und als solches so omnipräsent, dass Millenials heute zwangsläufig nostalgisch werden, wenn irgendwo auf einer schlechten Ü30-Party Rollin' läuft, andererseits scheinen sie auch keine Sache zu sein, an denen zwanzig Jahre später wirklich noch jemand hängt. Ihr erstes Comeback vor ziemlich genau einer Dekade, das selbst die treuesten Fans von früher dankend ablehnten, zeigte das ziemlich eindrücklich und obwohl wir mittlerweile in einer ganz anderen Zeit leben, in der selbst ein musikhistorischer Treppenwitz wie Nu Metal wieder durch die Retro-Tretmühle geleiert wird, ist die Notwendigkeit einer solchen Platte in meinen Augen noch immer nicht wirklich da. Limp Bizkit sind ganz einfach kein Act von der künstlerischen Tragweite wie Rage Against the Machine oder System of A Down, bei denen Fans von früher schon dann das neue Album wittern, wenn Bandmitglieder nur mal gegenseitig ihre Tweets liken. Sie sind eher die pubertären Trittbrettfahrer, die zum kollektiven Guilty Pleasure verkommen sind und die man in seiner gut kuratierten Retrowelle eher als Störfaktor wahrnimmt. Wenigstens haben sie seit 2011 aber eine Sache dazugelernt und unternehmen auf Still Sucks gar nicht mehr den Versuch, damit irgendwie ernst genommen zu werden. Und auf eine seltsame Weise ist diese Herangehensweise ihre beste Idee seit Jahren. Wie Cover und Titel schon vermuten lassen, ist Still Sucks in erster Linie eine Reaktion auf den Bückwarenstatus, den ihre Musik über die letzten zwei Dekaden in der Popkultur eingenommen hat und als solches schon fast ein vollumfängliches Comedy-Album. Es nimmt sich in fast jedem Song hier selbst auf die Schippe und wenn es mal nicht inhaltlich darum geht, wie peinlich Limp Bizkit ja anscheinend sind, macht das doch zumindest das durchweg alberne und absichtlich anachronistische Ende-Neunziger-Songwriting klar. Still Sucks schafft damit eine Sache sehr gut, nämlich der üblichen Kritik an der Band den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie diese auf ironische Weise spiegeln. Gleichzeitig zeigen sie in den besten Momenten trotzdem noch, dass sie hier und da ein ordentlich groovendes Brett schreiben können und verkaufen ihr nach wie vor sehr pubertäres Songwriting durch den Comedy-Filter ein weiteres Mal halbwegs glaubwürdig. Ich würde dabei tatsächlich so weit gehen, Still Sucks eines der besten Bizkit-Alben überhaupt zu nennen, wäre es nicht um einen riesengroßen Haken: Die Langzeitwirkung dieser LP ist quasi nicht vorhanden. Was die Band hier schafft ist ein Stück Musik, mit dem sie den Witz des Moments auf ihrer Seite haben, das dafür aber auch alles andere opfert, was über besagten Moment hinaus wirkt. Schon beim zweiten Mal hören sind die Songs hier ein ganzes Stück weniger gut, weil der Überraschungeffekt vom ersten Mal abgeklungen ist und wenn man erst mal darüber nachdenkt, wie sich Still Sucks auf lange Sicht in die größere Dramaturgie des Limp Bizkit-Katalogs einordnet, schrumpft es schnell zu einem blöden reaktiven Quatsch-Statement zusammen, welches nur im unmittelbaren Kontext dieses Witzes selbst irgendeine Bedeutung hat. Wobei wir nicht vergessen dürfen: Das hier ist das erste Album dieser Band in zehn Jahren. Es steht also allein auf weiter Flur und soll das repräsentieren, was Limp Bizkit anno 2021 ausmacht. Und viel mehr als die komplette Verhorstung ihrer selbst scheint da im Moment nicht zu sein. Nicht dass ich denken würde, eine "ernsthaftere" Platte im Stil von Gold Cobra wäre die bessere Lösung gewesen, rein musikalisch ist das definitiv nicht der Fall, doch nehme ich eine LP wie Still Sucks schon jetzt eigentlich nicht mehr als solche war, sondern lediglich als einen selbstironischen Kommentar, den ich sehr schnell wieder vergessen haben werde. Wenn es in den Zwanzigern ein Comeback von Limp Bizkit geben sollte, dann ist es das hier noch nicht. Dafür müssen die Jungs definitiv nochmal tiefer in die Trickkiste greifen.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡⚫⚫⚫⚫ 07/11

Persönliche Höhepunkte
Dirty Rotten Bizkit | Dad Vibes | Turn It Up, Bitch! | Love the Hate | Snacky Poo

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Beastie Boys
Hot Sauce Committee Pt. 2

Bring Me the Horizon
Amo


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