Mittwoch, 17. November 2021

Zu viel ist nie genug

Beast in Black - Dark ConnectionBEAST IN BLACK
Dark Connection
Nuclear Blast
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ euphorisch | theatralisch | trashig ]

Als ich vor zwei Jahren das erste Mal ein Album von Beast in Black hörte, dachte ich noch, dass ich jetzt ernsthaft anfangen würde, mich für Powermetal zu interessieren. Und ein kleines bisschen hatte ich damit sogar recht, zumindest wenn ich damit meine, dass ich es Stand jetzt nicht mehr grundsätzlich ausschließe, mich für individuelle Teilaspekte dieses Subgenres zu begeistern. Was meine Exkursionen in die schillernde Halbwelt der Nightwishs und Blind Guardians jedoch vor allem gezeigt haben ist, dass die meisten Sachen, die von dort kommen, noch immer kolossaler Blödsinn sind und das eine Band wie Beast in Black, die in diesem Bereich wirklich hochwertige Musik veröffentlicht, eher die Ausnahme ist. Was aber zumindest den einen positiven Aspekt mit sich bringt, dass ich ihre Musik nun umso mehr für mich entdeckt habe. Mit Dark Connection haben sie gerade vor ein paar Wochen das zweite Mal ein Album veröffentlicht, das sie von ihrer absoluten Schokoladenseite zeigt und einen Entwurf von Powermetal präsentiert, der vieles richtig macht. Soll heißen: wunderbar käsiger Bombast-Sound mit einem so schlagerigen Songwriting, dass viele der Tracks hier selbst beim Eurovision Song Contest ein bisschen drüber wäre, das dafür aber in jeder Faser unglaublich catchy und herrlich theatralisch ist. So gut wie jedes der 13 Stücke in dieser knappen Stunde ist ein unmissverstänlicher Hit und vermittelt das auch ab der ersten Sekunde. Es klingt, als hätte man Dieter Bohlen und Thomas Anders in den Achtzigern in einen künstlichen Kryoschlaf versetzt, nur um sie 20 Jahre später wieder aufzuwecken, mit der DNA von Mille Petrozza zu kreuzen und anschließend an eine VR-Brille anzuschließen, die in Dauerschleife Kung Fury abspielt. Dass es so überzogen ist, ist also in jedem Moment der größte Selling Point von Dark Connection und zumindest in meinen Augen auch seine größte Stärke. Was im übrigen nicht nur für die Musik gilt, sondern auch für das ganze alberne Framing mit dem billig zusammengeklaubten SciFi-Konzept, den gesprochenenen Intermezzi-Monologen zwischen den Tracks und den Umstand, dass die Platte ausgerechnet mit einem Cover von Michael Jacksons They Don't Care About Us endet, das ob seiner Thematik und des Originalinterpreten wegen zwar durchaus problematisch ist, stilistisch aber wahnsinnig gut zu dieser Band passt. So gut wie alles, was auf diesem Album stattfindet, trägt dabei irgendwie zu seiner glorreich diebatischen Ästhetik bei, die ich auch nicht unbedingt nur ironisch cool finde. Denn im Endeffekt sind sowohl Songwriting als auch Produktion hier extrem stark und die allermeisten Stücke verboten eingängig. Was sogar noch eine Steigerung zum Vorgänger From Hell With Love ist, auf dem es zwar ein paar stärkere Einzeltracks gab, allerdings auch zahlreiche eher unspektakuläre Deep Cuts. Dass diese hier komplett fehlen und alles mit 180 Sachen nach vorne ballert, kann zwar manchmal auch dazu führen, dass Dark Connection etwas übersättigt wirkt, gerade auch in Hinblick auf die üppige Spieldauer. Am Ende passt das aber auch sehr gut zum grellbunten und plärrigen Gesamteindruck und bleibt der Reizüberflutung treu, die Beast in Black auch überall sonst so großartig kultivieren. In jedem ihrer Attribute ist diese LP damit das komplette Gegenteil von Subtilität, was in seiner Gesamtheit auf jeden Fall Geschmackssache ist. Wenn man kitschige Bombastmusik mit Pauken und Trompeten eher nicht mag, dann sollte man hiervon definitiv Abstand nehmen, wenn man sich für sowas jedoch begeistern kann, ist diese Platte eine wahre Goldgrube für derbe körnige Metal-Theatralik, das selbst im tolldreisten Schmand-Wanderzirkus namens Powermetal seinesgleichen sucht. Und wenn ich ehrlich bin, ist das der Grund, warum ich diese Band immer noch höre.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11

Persönliche Höhepunkte
Blade Runner | Bella Donna | Highway to Mars | Revengeance Machine | Dark New World | the Last Drop of Blood | Broken Survivors | My Dystopia | Battle Hymn | They Don't Care About Us

Nicht mein Fall
-


Hat was von
the Night Flight Orchestra
Aeromantic

Amaranthe
Manifest


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