Donnerstag, 26. August 2021

Ungeliebte Verehrung

Wolves in the Throne Room - Primordial Arcana WOLVES IN THE THRONE ROOM
Primordial Arcana
Relapse
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ traditionell | finster | verspielt ]

Als ich vor etwa zehn Jahren das erste Mal ernsthaft damit anfing, mich für die härteren Gangarten von Metal - insbesondere Black Metal - zu interessieren, eilte einer Band wie Wolves in the Throne Room in der gängigen Folklore der Szene ein Ruf als geniale Umbruchsgeister und Visionäre voraus. Im gerade aufkeimenden Hype um junge US-amerikanische Gruppen wie Deafheaven, Liturgy oder Krallice kam dem Brüderduo aus den Wäldern des pazifischen Nordwestens gemeinsam mit Acts wie Lantlôs und Agalloch die Rolle von kreativen Pionieren zu, die erstmals seit den Urvätern des Genres in den Achtzigern so etwas wie eine eigene, amerikanisch Exklusive Klangästhetik von Black Metal formulierten, die sich von den Vorbildern aus Norwegen ziemlich radikal abgrenzte. Ihre Version dieser Musik war atmosphärisch und warm, nahm Elemente aus Postrock, Shoegaze und hippiesker Mystik in sich auf und verzichtete auf stachelbesetzte Unterarme und Leichenschminke. Und während der ersten Hälfte der Zwotausendzehner waren Wolves in the Throne Room definitiv eine Band, die diesem Ruf weiterhin gerecht wurde (Mindestens 2014 mit Celestite, auf dem die beiden ziemlich spontan einen Exkurs in die Welt des ambienten Synth-Drone wagten). Erst als 2017 ihr bis dato letztes Album Thrice Woven erschien, spürte man davon plötzlich nicht mehr viel. Nach Jahren der plakativen Abgrenzung zum üblichen Szene-Traditionalismus schrieben sie ein klein wenig eine ausführliche Liebeserklärung an den eisigen Schredder-Sound aus Skandinavien und klangen dabei zwar weiterhin klasse, aber eben nicht mehr wirklich fortschrittlich. Und würde ich mit ihrer neuen LP Primordial Arcana kurzen Prozess machen wollen, könnte ich an dieser Stelle eigentlich genau das gleiche Schreiben. Denn in einer einigermaßen ausführlicheren Version und mit etwas mehr Anlauf im Songwriting reproduzieren die Weaver-Brüder hier ein weiteres Mal das, was sie schon auf ihrem Vorgänger erfolgreich reproduziert hatten. Aber wo das strukturell durchaus eine Kritik wäre und ich natürlich gerne sehen würde, wie sich diese Band kreativ weiterbewegt, bin ich insgesamt doch alles andere als unzufrieden mit dieser LP. Zum einen, da sie mir am Ende ja trotzdem mehr von dem toll gemachten Metal-Sound gibt, den ich schon das letzte Mal so mochte, zum anderen weil diesmal auch die Technik stimmt. Wenn es eine Sache gibt, die mich an den großen Wolves-Klassikern wie Diadem of 12 Stars oder Two Hunters immer besonders genervt hat (ich bin auch generell nicht der größte Fan dieser Platten, aber das sei mal dahingestellt), dann ihr etwas matschiger und billiger Gesamtklang, den das Duo inzwischen um einiges besser beherrscht. Indem sie sich hier ein paar klarer Bezüge aus dem klassischen Black-, sowie aus Heavy- und Pagan Metal bedienen, machen sie ihre Ästhetik zudem um einiges vielfältiger und actionreicher. Zwar mögen einige der dungeonsynthigen Keyboard-Passagen wie in Underworld Aurora oder Masters of Rain and Storm für Fans von früher vielleicht kitschig und albern wirken, für mich runden sie aber in vielen Momenten den gespenstischen Vibe dieser Songs ab. Gleichsam mag man vielleicht ernüchtert von den sehr unatmosphärisch-ruppigen Riffs sein, die es in Primal Chasm oder Spirit of Lightning gibt, doch finde ich gerade diese Elemente teilweise das beste an diesen Songs. Und wenn im Closer Eostre nochmal das new-agige Ambient-Instrumentarium rausgeholt wird, ist das fast schon wieder ein bisschen wie damals bei Celestite. Will man also knackig formulieren, was der wesentlicht Charakter von Primordial Arcana ist, könnte man behaupten, dass es vor allem denjenigen Black Metal-Fans gefallen wird, die eine Band wie Wolves in the Throne Room bisher eigentlich nicht mochten und denen diese Musik oft zu indirekt, zu schwurbelig und zu krampfhaft DIY war. Mit diesem Album gehen die Brüder Weaver - mehr noch als mit Thrice Woven - den Weg der Klassiker und zeigen, dass sie auch diese Spielart ihrer Zunft sehr gut beherrschen. Und nicht unbedingt innovativ sein müssen, um klanglich richtig abzusahnen. Wofür sie ja nun, da atmosphärischer Black Metal einmal in die Charts und zurück gewandert ist, auch wirklich niemand mehr braucht.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11

Persönliche Höhepunkte
Mountain Magick | Spirit of Lightning | Through Eternal Fields | Primal Chasm (Gift of Fire) | Underworld Aurora | Masters of Rain and Storm | Eostre

Nicht mein Fall
-


Hat was von
Tempel
the Moon Lit Our Path

Behemoth
the Satanist

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