Freitag, 31. Juli 2015

the Real Shit

KRALLICE
Ygg Huur

-
2015
















Es ist ja eine Sache, wenn Leute wie Drake, Björk oder Radiohead ihre Platten ohne jede Vorwarnung einfach ins Netz stellen. Bei ihnen kann man sich sicher sein, dass zumindest für ein paar Tage die Musikwelt Kopf steht und nichts anderes im Kopf hat als ihr ach so schockierendes neues Album. Wenn allerdings eine relativ unbekannte Band wie Krallice dies tut, ist der Effekt wesentlich moderater und das Geschrei eher klein. Klar gibt es auch hier eine Gruppe Hardliner, die seit gestern bei Reddit für Randale sorgen, aber die sind überschaubar. Und das, obwohl die New Yorker gerade jetzt zu den heißesten Acts der amerikanischen Metal-Szene gehören dürften, waren sie doch schon seit langem die mit wichtigsten Underground-Wegbereiter des mittlerweile nicht mehr so neuen, atmosphärischen US-Black-Metal, der zurzeit gerade durch alle Kanäle des Genres fließt. Allerdings wurden Krallice insofern vom Hype steifmütterlich behandelt, als dass sie ihr letztes Album Years Past Matter im Jahr 2012, also noch vor dem großen Strom, veröffentlichten, was sie weiterhin zum Insider-Phänomen macht. Mit Ygg Huur hätte die Band dem zugegebenermaßen ein Ende setzen können. Wie gesagt: Wer dieser Tage auch nur ein bisschen nach Deafheaven klingt, den nimmt man sofort viel ernster und Krallice hätten dazu noch den Oldschool-Bonus in petto. Nur entscheiden sie sich hier stattdessen, die ausgetrampelten Pfade dieses Stils diesmal zu meiden und verkrümeln sich stattdessen in die Progressivität. Es wirkt fast trotzig, dass Krallice auf diesem Album Reverb-Filter und Shoegaze-Momente vermeiden, nur um im Austausch dagegen selten quirlig und gniedelig zu klingen. Die im Black Metal eigentlich obligatorische Wall of Sound lassen sie hier demonstrativ links liegen und nehmen Vocals auf, die auf versierte Shouting-Technik verzichten. Ygg Huur gewinnt dadurch nicht unerheblich an Avantgarde-Charakter, ist auf der anderen Seite aber auch das bisher vielleicht bodenständigste Metal-Album der New Yorker. Und damit keinen Deut schlechter als ihre bisherigen Releases. Außerdem, wenn ich das mal so sagen darf, ist mir die Fuck-You-Attitüde, mit der sich Krallice hier dem Trend entgegen stellen, ziemlich sympathisch. Denn der Untergrund schläft niemals und ist immer den einen Schritt weiter als der Mainstream. Den Begriff "Hipster-Metal" hat diese Band damit gerade zurückerobert.
9/11

Beste Songs: Wastes of Ocean / Tyranny of Thought / Bitter Meditation

Nicht mein Fall: Idols

Weiterlesen:
Review zu Years Past Matter (Krallice):
zum Review

Review zu From the Very Dephts (Venom):
zum Review

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