Donnerstag, 23. Juli 2015

Übung macht den Meister

WILCO
Star Wars

Anti
2015
















Es ist eigentlich sch ein ganz schönes Ding, dass Wilco auch 2015 immer noch diese unglaublich coole Band sind. Wo die Kollegen ihrer Altersgruppe längst das Schattendasein eines einst gehypten Acts fristen, kloppen sich die hippen Blogs auch jetzt noch um die stattlichen Americana-Jungs, die das ja auch total verdient haben. Ihr letzter Longplayer the Whole Love von 2011 war klasse, ebenso wie ihr Cover des Black Eyed Peas-Hits I Gotta Feeling und Sänger Jeff Tweedy outete sich erst letztes Jahr als coolster Papa der Welt, indem er eine Platte mit seinen beiden Söhnen aufnahm. Die Welt dreht sich also im großen und ganzen mit Wilco, was auch für ihr neues Mini-Album Star Wars spricht. Schon mit dem unangekündigten Release der Scheibe wurde angekündigt, dass es sich hier lediglich um eine kleine Lockerungsübung für die Band handelt, bevor es an eine "richtige" LP geht. Gerade mal 33 Minuten dauert das ganze daher und statt altersweiser Lebensphilosphie und Lehrbuch-Americana gibt es hier Songs mit Meme-Potenzial. Star Wars ist kein ambitioniertes Album, aber das wollen Wilco auch gar nicht machen. Sie wollen eher noch ein bisschen rumblödeln, denn so jung kommt man ja nicht mehr zusammen. Deswegen gibt es die elf Tracks auch für Umme zum runterladen. Man kann sich diese Platte aber auch nicht als katastrophal ungelenken musikalischen Treppenwitz vorstellen, der nur seiner Witzigkeit wegen cool ist. Songwriting-technisch legen sich Wilco hier auch voll ins Zeug, wobei sie sehr variabel vorgehen. Der Opener EKG ist ein stürmisches Punk-Gespenst, the Joke Explained klingt nach Bob Dylan und Taste the Ceiling nimmt ein warmes Country- und Americana-Bad. Es hilft dabei, sich das ganze wirklich als Generalprobe vorzustellen. Die Band blödelt beim Spielen noch ein bisschen herum, spielt aber alles in allem ordentliche Songs. Und diese in allen Facetten, damit man im Ernstfall auch darauf zurückgreifen kann. Können Wilco nach über zehn Jahren noch einen fesselnden Noiserock-Drescher schreiben? Ja, das klappt wunderbar. Werden die Country-Balladen langsam uninteressant? Nicht die Bohne. Star Wars versteht sich als Inventur des Repertoires dieser Musiker, die ihre Talente nochmal abklopfen, um dann zu einem weiteren (hoffentlich) Meisterwerk voranzuschreiten. Wobei Star Wars auch an sich nicht übel klingt. Man muss nur die Intention verstehen.
8/11

Beste Songs: EKG / the Joke Explained / Cold Slope

Nicht mein Fall: Taste the Ceiling

Weiterlesen:
Review zu Morning Phase (Beck):
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Review zu Burn Your Fire for No Witness (Angel Olsen):
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