Mittwoch, 15. Juli 2015

Er tut es schon wieder

GHOSTFACE KILLAH & ADRIEN YOUNGE
Twelve Reasons to Die II

Linear Labs
2015
















Man kann sich die Anzahl von ziemlich gleichförmigen Retro-Projekten, in die Ghostface Killah seit ein paar Jahren verwickelt ist, langsam an den Fingern abzählen. Da gab es im Mai 2013 den ersten Teil von Twelve Reasons to Die, der bis heute das einzige richtig gute Projekt bleibt, das Soloalbum 36 Seasons vom letzten Dezember, die Kollaboration mit Badbadnotgood im Frühjahr und jetzt das Sequel zum Anfangserfolg. Und eigentlich müsste mich die ganze Geschichte langsam anöden, was sie prinzipiell auch tut. Allerdings hatte ich für dieses Album wieder einiges an Interesse übrig. Zum einen, weil Ghostface Killah auch nach einer ganzen Reihe von Patzern noch immer ein wahnsinnig talentierter MC bleibt, der immer wieder überraschen kann, zum anderen, weil er hier wieder mit Adrien Younge, dem Komponisten des ersten Teils zusammenarbeitet, der als Erfolgsgarant für Projekte dieser Art funktionieren könnte. Was jedoch nicht heißt, dass ich ohne gesundes Misstrauen an diese Platte heranging. Bei einer länge von gerade Mal etwas mehr als einer halben Stunde war dieses auch nicht ganz unberechtigt. Schon nach dem ersten Hördurchlauf konnte ich statuieren, dass Twelve Reasons II eindeutig zu kurz geraten ist. So gut wie jeder Song hier hätte ruhig noch etwas länger gehen können und das Tempo, in dem der MC hier seine Geschichte durchrasselt, passt nicht unbedingt zu gediegenen musikalischen Begleitung. Die ist übrigens mal wieder fabelhaft geworden und experimentiert auch mit der von Ghostface Killah so lieb gewonnenen Ästhetik, was sie zumindest zu einem gewissen Grad wieder interessant macht. So klingt beispielsweise Rise Up am Anfang wie ein Reggea-Song, zahlreiche Interludes führen die Themen ineinander und Orgeln und Streicher untermalen die Texte äußerst passend. Mein Lieblings-Moment des Albums ist jedoch definitiv Death's Innovation, da hier der Flow des Songs komplett auseinandergenommen wird und die Sache am Ende fast in Spoken Word gipfelt. Die Strophe von Gast-Rapper Lyrics Born hier ist fantastisch und auch der Killah selbst gibt hier seine beste Performance ab. Sowieso zeigen die Kollaborateure hier ein gutes Händchen mit Features: Lieblings-Newcomer Vince Staples überzeugt in Get the Money und Soul-Stimme Bilal haucht Resurrection Morning jede Menge Drama ein. Man kann also zusammenfassen, dass die neue Lieblingsbeschäftigung des Ghostface Killah hier wieder einmal ganz gut aufgegangen ist. Hinter Twelve Reasons II steckt wieder ein spannender Plot, neue Ideen und ein gewiefter Adrien Younge. Trotzdem kommt die Platte gegen ihren Vorgänger doch kaum an, der einfach noch um einiges tougher, innovativer und stylischer war. Und nach diesem Album wünsche ich mir nur noch sehnlicher, dass Ghostface Killah mal wieder von seinem Retro-Trip runter kommt. Vier Alben sind genug. Wirklich.
8/11

Beste Songs: Death's Innovation / Resurrection Morning

Nicht mein Fall: Return of the Savage

Weiterlesen:
Review zu Sour Soul (Ghostface Killah & Badbadnotgood):
zum Review

Review zu 36 Seasons (Ghostface Killah):
zum Review

CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen