Montag, 13. Juli 2015

I Say Disco, You Say Parker

TAME IMPALA
Currents

Caroline
2015
















Es ist schon von Vorteil, dass ich das mit dem Bloggen jetzt schon seit ein paar Jahren mache, denn so komme ich in den Genuss der Erfahrung, schon mal den Hype um ein Album von Tame Impala erlebt zu haben. Und weiß jetzt, wie unterschiedlich sich so was auf einen auswirken kann. Als 2012 Lonerism herauskam, war ich schon Monate vorher total aus dem Häuschen und handelte die fertige Platte als eine der Favoriten für die beste Arbeit des Jahres, was sie dann ja letztendlich auch fast wurde. Daraus meine Skepsis gegenüber Currents zu folgern, ist unter rationalen Gesichtspunkten nicht möglich. Ja gut, ich mochte die bisherigen Singles nicht wirklich und auf ein Meisterwerk wie Lonerism ein weiteres Meisterwerk folgen zu lassen, ist immer schwierig. Aber nach so vielen positiven Erfahrungen mit Tame Impala sollte ich eigentlich an Kevin Parkers Kompositionstalent glauben, statt es in Frage zu stellen. Und ein schlechtes Album ist das hier vorliegende auch bei weitem nicht. Let it Happen gibt sich als Opener so richtig Mühe und zumindest die ersten drei Minuten sind sowas wie der Instant-Hit hier. Man muss sich allerdings auch darauf einstellen, dass Currents noch ein bisschen unterkühlter klingt als seine Vorgänger und das im Laufe der Platte auch nicht mehr anders wird. Songs wie Yes, I'm Changing und Cause I'm A Man klingen eher nach Achtziger-New-Wave als nach Hippie-Zauberei und die heißesten Momente erlebt man, wenn Parker sich die Bee Gees vornimmt. Seine Stimme liegt dabei wie eine hauchdünne Eisschicht über den Synthesizer-Melodien, auf denen der Hörer ruhig auch Schlittschuh laufen darf. Nur bitte keine Lagerfeuer-Romantik und kein Räucherstäbchen-Schamanismus mehr, das sind jetzt scheinbar Relikte der Vergangenheit. Tame Impala waren schon immer eher ein Pop-Projekt als eine Rockband, aber spätestens jetzt wird das auch keiner mehr falsch verstehen. Kevin Parker klingt hier ungefähr so, wie ich immer wollte, dass Empire of the Sun mal klingen. Also im Endeffekt trotzdem verdammt gut. Currents ist nicht die Platte, die ich mir gewünscht habe (Lonerism war das nämlich damals), aber es gibt trotzdem nichts, das ich hier wirklich bemängeln würde. Parker schreibt nach wie vor gute Songs, die er jetzt eben den Gibb-Brüdern statt John Lennon auf den Leib schneidert, aber das könnte alles schlimmer sein. Und dabei will ich es auch belassen, denn ich habe gerade das wahrscheinlich einzige Review zu diesem Album geschrieben, das ohne das Wort Disco auskommt. Das ist heute mein persönliches Erfolgerlebnis.
8/11

Beste Songs: Let It Happen / Eventually / the Less I Know, the Better / Cause I'm A Man

Nicht mein Fall: the Moment

Weiterlesen:
Review zu What For? (Toro Y Moi):
zum Review

Review zu the Magic Whip (Blur):
zum Review

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