Samstag, 21. August 2021

Benny From the Block

Benny the Butcher - Pyrex PicassoBENNY THE BUTCHER
Pyrex Picasso
Rare Scrilla | BSF
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ großkotzig | fett | feierlich ]

Normalerweile ist der Release-Katalog, den allein die offiziellen Solo-LPs der drei wichtigsten MCs von Griselda Records in einem Jahr zusammenbringen, ja schon umfangreich genug, dass es mir schwer fällt, diesen hier zu allen Zeiten Besprechungs-technisch abzudecken. Und es war in der Vergangenheit bereits öfter der Fall, dass ich selbst das nicht hinreichend schaffte. Dass ich im vorliegenden Artikel nun über eine eher unscheinbare EP aus ebendiesem Katalog schreibe, mag angesichts dessen erstmal verwirrend wirken und ich möchte an dieser Stelle auch unmissverständlich klarstellen, dass es diesbezüglich bei einer Ausnahme bleiben soll. Denn eigentlich ist es tatsächlich so, dass ich für sowas lieber keinen ausführlichen Post bemühe. Nur ist Pyrex Picasso, das inzwischen bereits dritte Release von Benny the Butcher in diesem Jahr, nicht weniger als das gelungenste Griselda-Projekt der bisherigen Saison sowie vielleicht das beste in der gesamten Diskografie des New Yorkers. Und da auch seine sonstigen Longplayer meist keine 35 Minuten überschreiten und er nach aktuellem Stand auch irgendwie mein persönlicher Liebling unter den drei Hauptakteuren des Labels ist, wollte ich das hier einfach noch etwas ausführlicher empfehlen als in einem bloßen Senf-Artikel oder einen Nebensatz beim nächsten Artikel über ihn. Was Pyrex Picasso dabei mal wieder so besonders macht, ist die Art, wie er sich hier zum dritten Mal in dieser Saison musikalisch häutet und sich in einem völlig neuen klanglichen Gewand präsentiert. Nach dem glamourösen Poprap-Sound auf the Plugs I Met 2 und dem düster-souligen linken Haken auf Trust the Sopranos (das ich inzwischen ein bisschen weniger mag als ursprünglich, aber trotzdem immer noch ziemlich stabil finde) ist diese EP dabei so etwas wie seine großkotzige Paraderunde, mit der er nochmal richtig die dicken Eier raushängen lässt. Als Soundkulisse wählt er dafür die dick aufgetragenen Gangsterrap-Motive der frühen Zwotausender, die sehr an die klassischen Phasen von Jay-Z, Nas, Cypress Hill oder die frühen Soloplatten von Ghostface Killah erinnern und für die diesmal hauptsächlich Producer Chop La Rok verantwortlich ist. Der Opener Flood the Block ist direkt ab der ersten Sekunde einer der größten Banger der gesamten Griselda-Historie und fühlt sich endgültig nicht mehr an wie schummriger Drogendealer-Rap, sondern nach großer Bühne und Rockstar-Ansprüchen. Und obwohl die EP mit den fünf folgenden Songs wieder etwas mehr im üblichen Wheelhouse des Labels ankommt, hört man hier trotzdem in jedem Moment die fetteste und bombastischste mögliche Version davon. Als eloquente Dauergäste geben sich dabei Conway the Machine, Elcamino und Rick Hyde die Klinke in die Hand, die einer wie der andere fantastisch abliefern und das hier an vielen Stellen noch klassischer und cooler wirken lassen. Meine beiden Lieblingssongs, the Iron Curtain und das schon besagte Flood the Block, sind aber am Ende trotzdem die, die Benny und sein Beatmaster allein bestreiten. Und nachdem es gerade er war, der sich noch im vergangenen Winter sichtlich schwer damit tat, den Übergang zu einem massentauglicheren Pop-Sound zu finden, hat er diesen spätestens hier schon fast perfektioniert. Der große Unterschied zu Platten wie Plugs 2 oder Burden of Proof ist dabei, dass er hierfür keinen Teil seiner rotzigen Badass-Attitüde kompromitieren muss und trotzdem maximal eingängig klingt. Eben genauso, wie es Jay-Z einst gemacht hat. Fehlt nur noch, dass er das jetzt auch noch auf einem richtigen Longplayer durchziehen kann. Wenn er nicht in drei Monaten schon wieder auf einem komplett anderen Dampfer sitzt.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11

Persönliche Höhepunkte
Flood the Block | PWRDRL | 73 | the Iron Curtain

Nicht mein Fall
-
 
 
Hat was von
Jay-Z
the Blueprint
 
Cypress Hill
Till Death Do Us Part
 
 

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