Freitag, 7. Dezember 2018

Hiphop ist auch keine Lösung





















Nachdem sein kommerzielles Debüt Malibu vor zwei Jahren eines der vielleicht meisten Alben der Saison wurde, hatte ich eigentlich erwartet, dass sich dieser Typ nun endgültig an die vorderste Front cooler Rap- und R'n'B-Künstler*innen schmeißen würde. Mehr Platten, größere Singles, fettere Features und das alles hätten sicherlich dafür gesorgt, dass der Kalifornier 2018 ein echter Popstar hätte sein können. Einen ähnlichen Weg einzuschlagen wie zuvor ein Bruno Mars oder Pharell Williams wären für ihn eigentlich keine große Sache gewesen, gemessen an der Liste der Leute, mit denen er schon seit Jahren arbeitet. Stattdessen hat er sich entschieden, bei vielen Projekten auch weiterhin eher die zweite Geige zu spielen und sich dafür auf musikalische Herzensangelegenheiten zu konzentrieren. Neben Arbeiten als Produzent, Songwriter und Featured Artist meinte das zuletzt vor allem NxWorries, seine Langzeit-Kollaboration mit Rapper Knxwledge, mit der er den größten Teil der letzten Saison zubrachte. Und wo das für viele Fans bedeutete, lange Wartezeiten für neues Solomaterial von Paak in Kauf zu nehmen, war es in meinen Augen das beste, was dieser Typ machen konnte. Als einer der wenigen, die Malibu vor zwei Jahren eher enttäuschend fanden, waren gerade Projekte wie NxWorries oder seine fast immer großartigen Features die Bereiche, in denen er wirklich strahlen konnte. Wäre es nach mir gegangen, hätte es weitere Soloalben von ihm eigentlich gar nicht gebraucht. Wobei auch völlig klar war, dass irgendwann sicher wieder eines kommen würde. Und mit Oxnard hat er hier womöglich das bestmögliche daraus gemacht. Schon im vornherein machte Paak deutlich, dass seine Songs diesmal wesentlich Hiphop-lastiger werden würden und er auf den gospeligen Soul, der auf Malibu immer ein bisschen fad klang, eher verzichtete. Singles wie Tints und Bubblin' zementierten diese Marschrichtung schon lange vor dem eigentlichen Release und zeigten vor allem auch, dass dieser Mann wusste, was er da tat. Als Rapper gefiel mir der Kalifornier um Längen besser als singend, er konnte Texte schreiben, hatte einen sehr stabilen Flow, jede Menge Charisma und vor allem eine Coolness, die bestechend war. Manchmal fragte man sich zwar, ob man hier nicht doch Kendrick Lamar hörte, was aber auf eine Weise auch irgendwie für sein Talent spricht. Und am Ende ist Oxnard in seiner Gänze auch genau das geworden: Ein klassisch orientiertes, knackiges und zeitgemäßes Poprap-Album. Was auf der einen Seite heißt, dass es auf jeden Fall charismatischer ist als der Vorgänger, unglaublich tight abgemischt daherkommt und eine stringente klangliche Einheit bildet, auf der anderen aber auch, dass es nicht wirklich speziell ist. Man könnte sagen, dass Anderson.Paak sich mit seinem Talent schon wieder ein bisschen selbst im Weg steht. So gibt es unglaublich viele Momente, die extrem viel Liebe zum Detail aufweisen und wahnsinnig filigran durchgeplant sind, dafür aber keine einzige wirklich mitreißende Hook. Paaks Texte sind cool, charismatisch und schaffen es teilweise sogar, eine sehr patente politische Botschaft mitzubringen, während so gut wie alle Features hier (unter anderem Q-Tip, Snoop Dogg, Kendrick, J. Cole und Dr. Dre) kompletter Müll sind. Es ist sicherlich sehr viel Zeit und Energie in dieses Album geflossen, was teilweise aber dazu führt, dass es ein bisschen zerdacht daherkommt. Das ruiniert es nicht völlig, es verhindert aber zumindest, dass es eine wirklich überzeugende Gesamtleistung abgibt. Ein Song wie Bubblin', der hier mit Sicherheit der größte Einzelhit gewesen wäre, findet sich am Ende nicht mal in der Tracklist wieder. Oxnard ist also grundlegend nicht übel, es ist nur wieder mal nichts für mich. Vielleicht wird eines Tages die Platte kommt, mit der ich Anderson.Paak verstehe, und das hier ist auf jeden Fall schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Doch bis hierhin bleibt die Skepsis weiterhin bestehen. Zumindest, solange dieser Typ die Songs für sich selber schreibt.






Persönliche Highlights: the Chase / Tints / 6 Summers / Cheers / Sweet Chick

Nicht mein Fall: Mansa Musa / Anywhere

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