Dienstag, 14. Februar 2017

Playlist: Liebe 2017

Seitdem ich vor ein paar Jahren damit angefangen habe, ist mir meine alljährliche Valentinstags-Playlist zu einer der liebsten Rubriken geworden. Der Grund dafür ist eigentlich recht einfach und rational: Lovesongs gibt es wie Sand am Meer und mit dieser Liste bietet sich einmal in der Saison die Gelegenheit, euch ein paar meiner Favoriten aus dieser Sparte zu präsentieren. Zwanzig davon sind es diesmal wieder und ich würde mich freuen, wenn sie einigen von euch den heutigen Tag noch ein wenig versüßen. Meine Liebe geht dabei an alle, die hier regelmäßig lesen, kommentieren und so weiter und an alle Menschen, die Musik machen. Ihr seid die besten. Küsschenemoji.

THE JESUS & MARY CHAIN
Just Like Honey (1985)
Für den romantischen Kerzenlicht-Abend und für, ähem...alles danach ist dieser Track mit seinen verruchten, verhuschten Gitarren, dem kuscheligen Schlagzeug und vor allem dem sedunktiven Slacker-Gesang von Jim Reid wie geschaffen und für mich persönlich ein unkaputtbarer Klassiker, was betörende Lovesongs angeht. Für euch getestet.


ROXY MUSIC
Love is the Drug (1975)
Ein weiterer Megahit der romantischen Liedkunst und ein Song, der in seinen vier Minuten alle kompositorischen Register zieht: Von dancy über gemütlich und ein bisschen düster bis ganz schön erotisch spielen Roxy Music hier ein Spektrum an Emotionen durch, das man ihnen manchmal gar nicht zutraut. Aber am Ende gibt es wahrscheinlich keinen, der den schmachtenden Worten von Bryan Ferry nicht zustimmen wird.

QUEENS OF THE STONE AGE
In My Head (2005)

Romantik gehört traditionell eher weniger zu den Fachgebiten der Queens of the Stone Age und auch In My Head ist am Ende eher für diejenigen gedacht, die darunter wilden Sex in einem Cabrio mitten in der Wüste verstehen. Aber weil zur Liebe schließlich auch immer Dopamin gehört, hat auch dieser Song seine unbestreitbare Berechtigung. Ganz abgesehen davon, dass er ziemlich gut ist.


PRINCE & THE REVOLUTION
Purple Rain (1984)

Mit Erschrecken habe ich festgestellt, dass augerechnet Prince, der Großmeister des anzüglichen Songwritings, bisher in keiner meiner Playlisten vorkam und das musste natürlich sofort behoben werden. Und auch wenn die Wahl ziemlich offensichtlich ist: Nirgendwo in seiner Diskografie findet man ein Stück, das einem so das Herz bluten lässt wie good ol' Purple Rain. Ruhe in Frieden, du alter Sexgott!

MARCHING CHURCH
Hungry for Your Love (2015)

Hits gab es jetzt erstmal genug und mit Hungry for Your Love haben wir hier direkt das komplette Gegenteil. Diese knapp sieben Minuten Musik sind straight up Avantgarde und nichts für schwache Nerven, doch nichtsdestotrotz vielleicht das leidenschaftlichste Liebeslied, das ich in den letzten Jahren gehört habe. Manchmal muss man nämlich auch ein bisschen rumschreien, wenn es weh tut. Ihr kennt das.

KINGS OF LEON
Use Somebody (2008)

Der Fakt, dass dieses der Song ist, der die Kings of Leon zum Sellout machte sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Use Somebody an sich noch immer total klasse ist. Leidenschaftlich zu singen ist seit eh und je der Broterwerb von Caleb Followill, doch hier kommt erstmals auch der hymnische Stadion-Faktor der Band und die epischen Backing-Vocals hinzu, die den Track zu einem echten Herzschmerz-Brecher machen. Zu recht ein Schwergewicht in der Diskografie der Amerikaner.
ANTILOPEN GANG
Verliebt (2015)

Lovesongs im HipHop sind nach wie vor eine überschaubare Angelegenheit und dass Antilopen Gang mit einem solchen ihren letzten großen Durchbruch schafften, ist umso erstaunlicher. Aber Verliebt ist auch ein absoluter Hingucker: Die textliche Balance zwischen Coolness und Romantik stimmt, die Hook ist fantastisch und das Knutschen mit Monchi im Video sorgte sogar noch für ein richtiges Statement. In meinen Augen nach wie vor der beste Antilopen-Track überhaupt.
SONNY & CHER
I Got You Babe (1965)
Ein Film mit Bill Murray und UB40 haben dafür gesorgt, dass diesen Song schon seit einiger Zeit keiner mehr ernst nimmt. Dennoch ist dieses legendäre Duett von Sonny Bono und seiner damaligen Frau Cher nicht nur stilistisch nach wie vor grandios, sondern vor allem das Zeugnis einer wunderbaren künstlerischen Aufarbeitung der Beziehung im Zeitkontext. Für den heutigen Tag reicht aber auch einfach Hören und den Kitsch triefen lassen.

THE KOOKS
Junk of the Heart (Happy) (2011)

Es wird ja an den Kooks immer gerne kritisiert, dass sie so furchtbar schmalzig und niedlich klingen. Dafür sind sie aber auch sofort zu Stelle, wenn man mal genau das braucht. Mein Tipp für heute ist ein eher geschmähter Song, den ich aber immer als ein Highlight ihrer Diskografie gesehen habe. Für den jetzigen Anlass ist er definitiv genau das richtige.


WANDA
1, 2, 3, 4 (2015)
Wenn sich eine Band das Wort "Amore" so plakativ auf die Fahne schreibt wie Wanda es tun, kann man sich für eine Liste wie diese getrost großzügig bedienen. Romantisch ist sowieso jeder Song, von der Liebe singt Marcus Michael ständig, und wenn es dabei um seine Cousine geht, dann geht es eben um seine Cousine. 1, 2, 3, 4 ist in dieser Hinsicht also so gut wie jedes andere Stück der Österreicher und erst der Anfang einer langen Reise.

SKEETER DAVIS 
End of the World (1963)
Man könnte diesen Song für ziemlich viele Dinge hassen und im eigentlichen ist er auch ein relativ standardmäßiger Ami-Schlager der frühen Sechziger. Doch die Art und Weise, wie Frau Davis hier so naiv und apathisch über das Ende eine Liebe, deren Folge ganz logisch das Ende der Welt ist, singt, machen mich jedes Mal wieder schwach. Wenn so die Apokalypse klingt, möchte ich sie unbedingt mal erleben.

KELIS
Acapella (2010)
Weil ich mir als musikalisches Informationsmedium auch ein bisschen Vielfalt auf die Fahne schreibe, kommt hier mit Acapella ein von David Guetta produzierter Club-Banger über Liebe. Wer jetzt gleich vom schlimmsten ausgeht, den kann ich aber beruhigen. Denn mit Kelis ist hier eine sehr talentierte Songwriterin auf dem kreativen Höhepunkt ihrer Karriere beteiligt, die diese Nummer zu einem sehr angenehmen und natürlich tanzbaren Ergebnis bringt. Geheimtipp!
OTIS REDDING
Try A Little Tenderness (1966)
Wenn es einen Künstler gibt, von dessen Songs man Beziehungsberatung annehmen sollte, dann definitiv von Otis Redding. Und insbesondere dieser Song beinhaltet bereits im Titel die Quintessenz eines erfolgreichen Zusammenlebens. Ganz nebenbei ist er auch noch so soulig und stimmig, dass die meisten den Track nur noch als prominentes Sample eines Jay-Z-und-Kanye-Stücks kennen. Das Original hält aber definitiv durch.

FAILURE
Stuck On You (1996)
In meinen Augen ist Stuck On You der letzte richtig große Hit der Grunge-Ära und dass er so eine Schnulze ist, sagt definitiv einiges über die Szene im Jahr 1996 aus. Nichtsdestotrotz machen Failure hier nochmal einen fiesen Brecher von Power-Ballade mit einer fabelhaft penetranten Gitarrenline, riesiger Hook und der richtigen Menge Verzweiflung und alienation, um ihre Wurzeln nicht zu vergessen. Die beste Mischung aus Karohemd und Pailetten-Sacko wo gibt. Versprochen.
NICK CAVE & THE BAD SEEDS
(Are You) the One That I've Been Waiting For (1997)

Wenn Nick Cave jemanden liebt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person im weiteren Verlauf des Songs noch stirbt, relativ groß. Mit diesem Song liefert der Totengräber des Rock'n'Roll jedoch eine mehr oder weniger klassische Ballade, die trotzdem dorthin geht, wo es weh tut und bei der verknallte Euphorie fehl am Platz ist. Gute Laune wäre für den Australier ja auch keine Option.

BIG BROTHER & THE HOLDING COMPANY
Piece of My Heart (1968)

Wenn man mit einer Musikerin besonders gut gemeinsam leiden kann, dann ist es definitiv Janis Joplin. Im größten Hit der Holding Company schreit und wütet die Hippie-Diva, als ginge es um ihre Haut und man glaubt dabei absolut jedes Wort. Und dabei ist Piece of My Heart thematisch gar nicht mal so negativ konnotiert. Das ist wahrscheinlich das bittere los des Blues, von dem alle reden.

THE WHITE STRIPES
You've Got Her in Your Pocket (2003)
Alle reden immer über den Gitarristen Jack White, dabei ist er als Texter mindestens ein ebenso großes Talent. Spätestens seitdem er selbst zu diesem Song vor laufender Kamera mit den Tränen kämpfte, läuft auch mir immer ein kleiner Schauer über den Nacken, wenn ich das hier höre. Zwar eher ein Trennungs-Stück als ein Liebeslied, aber gerade deswegen so unglaublich packend.


THE SUBWAYS
Rock & Roll Queen (2005)
Weil die ganzen letzten Posten von so schmerzintensiven Songs besetzt waren, hätte man fast vergessen, dass Liebe vor allem Spaß machen kann. Und niemand hat das Konzept Spaß im neuen Jahrtausend so gut verstanden wie die Subways mit diesem Track. Und man sollte definitiv niemals den Romantik-Faktor eines solchen Titels unterschätzen. Wer will schon nicht jemandes Rock & Roll-Königin sein?

MONEY BOY
An diesem einen Tag am Rummelplatz (2013)
Sorry Not Sorry: Der letzte Song des Debüts von Money Boy ist in meinen Augen nicht weniger als ein kleines Meisterwerk und definitiv eine Facette von Beezy, die viel mehr Leute kennen sollten. Vielleicht nicht unbedingt das Material fürs erste Date, aber wenigstens mal ein etwas anderer Valentinstags-Hit. Auch in der Liebe gehört gelegentlich der Swag aufgedreht.


TON STEINE SCHERBEN
Komm schlaf bei mir (1972)
Ganz zum Schluss dann noch noch mal ein wirklich romantischer Song und zwar einer von Rio Reiser, einem meiner Meinung nach unterschätzten Liebeslied-Poeten. Auch wenn Komm schlaf bei mir noch ein bisschen den Revoluzzer-Vibe von Keine Macht für Niemand teilt, ist es doch im Kern eine sehr ehrliche Ballade, die auch Jahrzehnte nach der sexuellen Revolution der frühen Siebziger noch jede Menge Substanz hat. Zeitlos nennt man so etwas glaube ich.



CWTE auf Facebook

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen