Freitag, 10. Februar 2017

Das Sterben geht weiter

In meinem ersten Post zu den Prognosen dieses Jahres hatte ich geschrieben, dass ich mich dieses Jahr freuen würde, wenn es nicht immer nur großartige Metal-Releases aus dem Bereich des Black Metal geben würde und nach wie vor ist das natürlich mein Wunsch (der mit der neuen Platte von Kreator ja schon ein Stück in Erfüllung gegangen ist). Trotzdem ist es mir natürlich ein besonderes Vergnügen, hier und heute das erste Black-Metal-Review des Jahres zu schreiben und ganz besonders deshalb, weil es darin um ein Album von Wiegedood geht. Das Dreigespann aus dem belgischen Gent, das in der dortigen Szene sozusagen eine Art Supergroup ist, hatte bereits vor zwei Jahren auf sich aufmerksam gemacht, als es mit dem ersten Teil von De Doden Hebben Het Goed, das gleichzeitig auch ihr Debüt war, eines meiner Lieblingsalben des Jahres veröffentlichten. Ihr Stil fand irgendwo zwischen der nihilistischen Brutalität der norwegischen Genre-Großväter, dem atmosphärischen Sound der amerikanischen Bewegung und dem sehr eigenen Vibe der Genter Musiklandschaft statt, in der auch Bands wie Amenra, Oathbreaker oder Raketkanon zuhause sind. Diese hochexplosive und kreative Mischung sorgte für ein einmaliges und bombastisches Ergebnis, das ich immer noch jedem Freund von gut gemachtem Black Metal ans Herz legen möchte. Doch die offensichtliche Qualität des Vorgängers machte es gleichzeitig schwer, mich mit einem Nachfolger anzufreunden, noch dazu mit einem, der explizit als zweiter Teil der DDHHG-Serie angegeben wird. Dem Debüt war eigentlich nichts mehr hinzuzufügen und die Wahrscheinlichkeit, dass ich die neue LP nicht mögen würde, war relativ hoch. Doch genau an dieser Stelle habe ich mich in den Belgiern getäuscht. Denn wo sie schon zuletzt einige sehr ungewöhnliche Hakenschläge durchführten, die sie vom Rest des Genre-Mainstreams abhoben, tun sie das hier wieder. Nur diesmal eben, um nicht ihr erstes Album nochmal zu machen. Im großen und ganzen bedeutet das, dass DDHHG II noch etwas weiter vom stilistischen Kern des Black Metal Abstand nimmt und mehr die Nähe zut Nische sucht. Viele Songs setzen noch stärker auf die subtileren Atempausen, die nicht nur häufiger, sondern auch besser kommen und der Sound ist weniger traditionell. Auch hört man spätestens hier deutlich den Bezug zum typischen Genter Stil, da die Band hier ziemlich großzügig Elemente aus Hardcore und Doom einbindet. Das führt gerade im Opener Ontzieling und im Titeltrack zur Herausbildung neuer Stärken, wie einigen fast unbegleiteten Schrei-Parts, die wahnsinnig stark rüberkommen oder den bereits angesprochenen ruhigen Passagen, die äußerst filigran in die Kompositionen eingestreut wurden. Und wo man zum Anfang noch denkt, dass Wiegedood hier aber schon eine für ihre Verhältnisse ganz schön peacige Platte gemacht haben, brettert spätestens der zweite Teil von Cataract aufs übelste los und überzeugt einen Stück für Stück vom Gegenteil. Zum Ende des Titelsongs und in den kompletten sechs Minuten von Smeekbede wird es zeitweise sogar ziemlich sportlich. Womit für mich schlussendlich mal wieder keine Wünsche offen bleiben. DDHHG II hat die gleiche Energie und Eingängigkeit wie sein Vorgänger, ist wahnsinnig gut komponiert und produziert und hat darüber hinaus noch jede Menge cooler Extras. Dadurch ist es vielleicht sogar noch ein kleines Mü besser als der erste Teil und definitiv wieder ein Highlight des diesjährigen Outputs an Metal-Platten. Wenn das so weitergeht, werden Wiegedood zu den Run the Jewels des europäischen Black Metal.





Persönliche Highlights: Ontzieling / Cataract / De Doden Hebben Het Goed II / Smeekbede

Nicht mein Fall: -

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