Samstag, 24. April 2021

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Jeff Rosenstock - SKA DREAM JEFF ROSENSTOCK
Ska Dream
Specialist Subject
2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ skanky ] 

Schon witzig, dass es ausgerechnet ein Ska-Album ist, dass mich dazu bringt, nach so vielen Jahren nun doch noch aus meiner eisernen Ignoranz gegenüber der Musik von Jeff Rosenstock auszubrechen. Und nein, es liegt nicht nur daran, dass er hier auf ziemlich clevere Weise einen Running Gag bedient. So aberwitzig Ska Dream mit seiner Prämisse und dem verschmitzten Rollout auch sein mag (Die LP wurde am 1. April inklusive des Erscheinungsdatums am 20. April angekündigt, weshalb sie viele nur für einen Scherz hielten), hinter der ironischen Lulz-Fassade, die Rosenstock hier aufzieht, steckt sehr wahrscheinlich eine tief empfundene Leidenschaft für das Medium Ska. Eine für die ich ihm großen Respekt zollen muss. Als jemand, der selbst eine langjährige Hassliebe für diese popkulturelle Nische empfindet und auch seit langem auf der Suche nach den Perlen inmitten dämlicher südamerikanischer Festivalbands ist, finde ich es gut, an Ska zu glauben. Und dieser Künstler tut das ganz offensichtlich auch. Selbst mit seiner Backstory als Scherzalbum und der Tatsache im Blick, dass hier vor allem Teile von Rosenstocks letztem Soloalbum No Dream recycelt werden, findet Ska Dream sehr viel Platz für Details, Historie und Selbstverständnis des Genres. Wobei alle möglichen Spektren des Sounds ausgeleuchtet werden. Was genau dabei die klanglichen Bezugspunkte auf welche prägenden Bands sind, habe ich auch nur aus zweiter Hand von selbsternannten Ska-Expert*innen im Internet, doch auch als Laie funktioniert das hier. Natürlich lässt es sich Rosenstock an erster Stelle nicht nehmen, erstmal mit dem trendigen Third-Wave-Sound der späten Neunziger zu kokettieren, alles andere wäre auch enttäuschend gewesen. Am Ende ist er selbst ja auch ein Kind des Pop-Punk, von dem Gruppen wie Sublime, Ska-P oder Reel Big Fish nur einen Steinwurf entfernt sind. Doch schafft er es erstens, dabei kein bisschen dämlich zu klingen und geht zweitens in vielen Momenten tiefer. In allen möglichen Details lässt sich auch mal ein Bezug zu oldschooligem Reggae und Dub ausmachen, an anderer Stelle zitiert er aus der rustikal geprägten britischen Szene und wieder woanders den sehr punkigen Sound aus den USA. Dass er von den Ursprüngen des Genres in Jamaika und der Karibik die Finger lässt, finde ich auch gar nicht verkehrt, für sowas wäre er auch einfach viel zu weiß. Insofern ist Ska Dream zwar kein umfänglicher historischer Deep Dive, was aber auch niemand verlangt hätte. Ich für meinen Teil schätze es in erster Linie als ein Album aus dieser musikalischen Nische, über das man sich schwerlich lustig machen kann. Und zwar nicht deshalb, weil es so ironisch-distanziert ist, sondern weil es sich mit einer liebenden Ernsthaftigkeit hinter das memegewordene Stück Musik stellt und ohne jede Ironie gut gemacht ist. Solche Platten sind es, die Ska als popkulturelles Phänomen braucht und die letztendlich dafür sorgen, dass es irgendwann vielleicht mal aufhört, so ein Witz zu sein. Auch wenn es für den Moment erstmal ziemlich witzig ist.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡⚫⚫ 09/11

Persönliche Höhepunkte
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Nicht mein Fall
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