Montag, 7. Januar 2019

Was geht 2019?


Nachdem ich schon zum Ende von 2018 verhältnismäßig früh mit meinen ganzen Listen durch war, habe ich mir nun auch zum Anfang des neuen Jahres erstmal eine Woche Zeit genommen, in der ich ganz bewusst nichts gepostet habe. Ich muss mir manchmal selbst verkneifen, zu viel Zeit mit diesem Format hier zu verbringen und da ganz zu Beginn einer neuen Saison auch die Musikwelt gern ein kleines Nickerchen macht, habe auch ich mal fünf gerade sein lassen. Was aber nicht heißen soll, dass ich keine Lust auf das hatte, was da kommt: Die mittlerweile achte Staffel Careful With That Edge (zumindest, wenn man auch die drei Jahre vor der Umbenennung mitrechnet) stehen an und selbstverständlich habe ich wieder richtig Bock! Schon lange haben sich in der vergangenen Monaten ein paar Platten angekündigt, auf die ich mich wahnsinnig freue und die echt großartig werden könnten. Beginnen möchte ich dabei aber erstmal mit denen, die schon wirklich feststehen. Ich werde aber natürlich auch wild spekulieren und ein paar persönliche Wünsche äußern. Und vielleicht ist darunter ja auch für euch ein heißer Tipp für die kommende Saison...

Teil 1: Kommt Safe

Januar:

04.01.
Bereits vor drei Tagen erschienen ist mit der Ten-Inch-EP One Day When We Are Young die erste neue Musik von Mineral in gut 20 Jahren. Die Emorock-Veteranen sind damit nach Quicksand, Braid, Modern Life is War und American Football eine von vielen früheren Szene-Bands, die sich an einem Comeback versuchen.

11.01.
Obgleich ich in der Vergangenheit selten nett zu ihnen gewesen bin, muss ich zugeben, dass ich doch mit ein bisschen Spannung das kommende Album von Bring Me the Horizon erwarte. Amo heißt die neue Scheibe der britischen Emo-Postcore-Waver und wenn sie darauf alles richtig machen, könnte das ähnlich gut ausgehen wie zuletzt bei Enter Shikari. Die erste Single Mantra ist, wenngleich etwas peinlich, schonmal das charismatischste Stück Musik, das die Band seit Jahren zustande gebracht hat. +++ Eine sichere Kiste, was stabilen Psych- und Hardrock angeht, sind seit den letzten vier Jahren die Norweger von Spidergawd. Dass Motorpsycho-Frontmann und Gründungsmitglied Bent Saether 2016 die Segel strich, hat die Gruppe seitdem gut verkraftet, in meinen Augen sind ihre Platten sogar noch kerniger und frischer geworden. Für ihr inzwischen fünftes (und erneut selbstbetiteltes) Album sind meine Erwartungen deshalb vielleicht höher als je zuvor.

Weitere Platten: Turbostaat - Nachtbort


18.01.
Lange habe ich auf ein Zeichen gewartet, wann Sharon van Etten gedenken würde, ihrer 2014er-Ausnahme-LP Are We There? endlich einen Nachfolger zuzugestehen, nächste Woche ist es nun endlich so weit. Mit Remind Me Tomorrow erscheint dann ihr nun auch schon fünftes Album, das sich mit ziemlicher Sicherheit sehr von seinem Vorgänger unterscheiden wird. Die ersten Singles jedenfalls gestalten sich vermehrt elektronisch, getragen und sehr sehr düster. +++ Eine der ersten coolen musikalischen Kooperationen, die das neue Jahr ausspuckt, veröffentlicht auch gleich Anfang Januar ein erstes Album: Unter dem Namen Malibu Ken finden sich hier Rapper Aesop Rock und Thomas Fec aka Tobacco von Black Moth Super Rainbow zusammen, die beide vielleicht nicht zu meinen unbedingten Favoriten gehören, aber immerhin für sehr gewagte und extrovertierte Musik stehen. Spannend dürfte ihre selbstbetitelte Platte also auf jeden Fall werden. +++ Erst vorletztes Jahr bin auch ich auf den Trichter gekommen, was Arch Enemy eigentlich für eine geniale Band sind, was mich natürlich besonders neugierig auf ihren zukünftigen Output macht. Mit Covered in Blood wird es nun ein reines Cover-Album der SchwedInnen geben, was theoretisch nach einer ziemlich geilen Idee klingt, zumal es von dieser Gruppe in der Vergangenheit schon ziemlich viele großartige Interpretationen diverser Titel gegeben hat.

Weitere Platten: Deerhunter - Why Hasn't Everything Already Dissapeared? // De Staat - Bubblegum // Steve Mason-Walking Away From Love // A Pale Horse Named Death-When the World Becomes Undone // Yassin-Ypsilon // Toro Y Moi-Outer Peace


25.01.
Das Album, auf das sicherlich die meisten Sehnsüchte im Januar liegen, ist das Comeback von Dendemann, das nach Kreativpause und Fernsehjob das erste des Hamburgers seit fast neun Jahren ist. Da nich für! wird es heißen und hat zumindest in Sachen Hype das richtige Backing, ob es das schafft, was schon die Beginner, Fettes Brot und Fünf Sterne Deluxe nicht geschafft haben, ist allerdings fraglich. +++ Mein persönliches Sehnsuchtsalbum an diesem Release-Tag ist nicht mal wirklich ein wirklich neues. Late Teens, das Debüt der australischen Rockband Press Club, erschien Down Under schon im letzten Sommer. Die europäische Veröffentlichung der LP gibt aber auch mir nochmal die Möglichkeit, ganz offiziell darüber zu sprechen, da hier vielleicht einer der besten Mainstream-Rock-Acts der kommenden Jahre seinen Einstand macht. +++ Eine Gruppe, auf die ich mich diesmal wirklich ganz ernsthaft freue, sind die Surfcore-Boys von Fidlar, die mit Almost Free hier ihr drittes Album rausbringen. Aus ihren Vorgängern habe ich gelernt, dass auch schlechte Leadsingles (wie in diesem Fall Alcohol) bei ihnen keinesfalls schlechte Longplayer heißen und nachdem Too von 2015 ein bleibendes Highlight von ihnen ist, habe ich mittlerweile ein gewisses Grundvertrauen in sie. Hoffentlich kommt das nicht gerade zum falschen Zeitpunkt.

Weitere Platten: Toy-Happy in the Hollow // Swervedriver-Future Ruins // Rival Sons-Feral Roots // Blood Red Shoes-Get Tragic // Mono-Nowhere Now Here // Pascow-Jade // Mozes & the Firstborn-Dadcore


Februar:

1.2.
Ein persönliches (erneutes) Comeback, auf das ich mich wahrscheinlich als Einziger hier freue, ist das neue Album von Beirut namens Gallipoli. Meine Vorfreude ist dabei insofern größer, das die bisher gehörten Vorab-Singles sehr darauf hindeuten, dass Zach Condon hier eine Art Sequel zum sensationellen the Rip Tide von 2011 geschrieben hat, zumindest klanglich. Was in meinen Augen einen riesengroßen Hype durchaus rechtfertigen würde. +++ Mit Rustin Man bringt Paul Webb (ehemals kreativer Kopf von Talk Talk) 2019 eines seiner eher unbekannten Projekte zurück. Unter diesem Namen veröffentlichte der Brite 2002 ein einziges Album mit Beth Gibbons, weshalb diese Wiederbelebung eher überraschend kommt. Die Leadsingle Vanishing Heart der kommenden LP Drift Code ist allerdings eine kleine Sensation und macht einige Hoffnungen auf einen echten Hingucker. +++ Girlpool waren bisher immer eine Band, die ich nicht wirklich unter meinem Radar hatte, von der ich aber wusste, dass viele sie mögen. Nachdem sie zuletzt nun mehr und mehr zur großen Nummer jener neuen Garagenrock-Bewegung wurden, die uns zuletzt auch Courtney Barnett und Snail Mail bescherten, bin ich diesmal doch neugierig auf ihre neue Platte. Ich denke, ich könnte das hier echt mögen. +++ Und wo wir gerade bei gutem Mädchenpunk sind: Auch Le Butcherettes veröffentlichen im Februar ein neues Album namens bi/Mental, das mir in ein paar Wochen den erneuten Versuch abringen wird, diese Band irgendwie zu verstehen.

Weitere Platten: White Lies-Five // the Specials-Encore


8.2.
Eine weitere "klassische" Indieband, die im Februar eine neue LP veröffentlicht, sind Mercury Rev, für die ich mich dank dem fantastischen Johnny Cash-Cover Sermon das erste Mal so wirklich interessant sind. Für mehr als meine beständige Schwäche für Dritte-Welle-Triphop wird das Ding am Ende sicher nicht gut sein, aber ich werde sicher meine Freude daran haben. +++ Dass die Hamburger/Berliner Reformpop-Band Botschaft im Dezember ihren ersten Longplayer Musik ändert nichts angekündigt hat, ist vielleicht ein bisschen ein Insider, aber ich muss auch ehrlich gestehen: ich habe Bock auf dieses Album. Ganz unironisch. +++ A propos unironisch: Enter Shikari veröffentlichen am 8. Februar gleich zwei neue Live-Alben.

Weitere Platten: Cass McCombs-Tip of the Sphere // Downfall of Gaia-Ethic of Radical Finitude


22.02.
Ende Februar kehren Bilderbuch mit dem zweiten im Dezember angekündigten neuen Album zurück, Vernissage My Heart ist der Name der LP. Stilistisch muss man dabei noch ins blaue raten, ich persönlich würde mich jedoch über ein etwas extrovertierteres Gegenstück zum kürzlich erschienenen, eher verhaltenen Mea Culpa freuen. +++ Über ihr künstlerisches Zenit, falls dieses überhaupt stattgefunden hat, sind Frittenbude 2019 weit hinaus und das sie weiterhin cool sind, liegt mittlerweile kaum noch an der Musik, sondern daran, dass ihre Haltung stimmt. Und die Besprechung zu Rote Sonne wird bei mir deshalb stattfinden, weil sie aufgrund ihrer Haltung auch heute noch sehr viele Fans haben, die mich deswegen fragen werden. +++ Ich bin mir nicht sicher, was ich 2019 von einer Band wie den Sleaford Mods erwarte, aber gerade deswegen wird ihre kommende LP Eton Alive so wichtig sein. Auf ihrer dritten kommerziellen Platte sollte sich zeigen, ob das britische Duo sich stilistisch behaupten kann und langfristig relevante Musik macht, oder als bloßer Novelty Act endet. Ich hoffe ersteres, doch befürchte ehrlich gesagt letzteres.

Weitere Platten: Bloc Party-Silent Alarm Live


März:

1.3.
Zweieinhalb Jahre, nachdem sich Weezer mit dem rockigen, selbstbetitelten White Album musikalisch rehabilitierten, folgt mit dem Black Album im März nun das "düstere, pessimistische" Gegenstück dazu, zumindest wenn man die Band selbst fragt. Hört man sich die ersten Singles Can't Knock the Hustle und Zombie Bastards an, tendiert das ganze klanglich jedoch eher in die Mainstream-affine Richtung des direkten Vorgängers Pacific Daydream. Ich persönlich wäre ja für beides offen, doch sehe ich bereits vor mir, dass diese Platte Fan-Lager spalten könnte. In diesem Fall bin ich aber auf jeden Fall für das Drama zu haben! +++ Die letzte LP von Mark Kozelek ist keine drei Monate her, die neue keine drei Monate mehr hin. Zusammen mit Jim White (u.a. 16 Horsepower) und dem Jazz-Saxofonisten Donny McCaslin, mit denen er bereits im letzten Jahr kollaborierte, ist hier eine weitere jener kollektiven Kozelek-Think Tank-Platten entstanden, von denen es vor zwei Jahren jede Menge gab. Im Optimalfall wird das ganze am Ende wie ein gutes Jazz-Album: Drei sehr talentierte Musiker geben sich künstlerisch die Klinke in die Hand. Im schlimmsten Fall eben eine weitere LP, auf der ein alter Mann grantige Räuberpistolen erzählt. I'm here for it...

Weitere Platten: A Mote of Dust-II


8.3.
Es passiert selten genug, dass Amanda Palmer sich mal wieder aus ihrem Kokon wagt und wenn, dann ist es meistens etwas sehr besonderes. Und nachdem ihre letzten Platten alle sehr verkunstet und theatralisch daherkamen, scheint ihre kommende LP There Will Be No Intermission erstmals ein sehr persönliches und intimes Dokument zu sein, sehr ähnlich den letzten Sachen von Mount Eerie und Nick Cave. Ich hatte dieses Album schon vorher registriert, doch nachdem ich den Trailer nun gesehen habe, ist das hier definitiv die Veröffentlichung, in die ich im ersten Quartal die größten Erwartungen setze.

Weitere Platten: Meat Puppets-Dusty Notes // Children of Bodom-Hexed


22.3.
Die Ankündigung des neuen La Dispute-Albums habe ich im August noch von Jordan Dreyer höchtpersönlich gehört, mittlerweile wissen es auch Alle anderen. Und es ist erneut ein Grund, aufgeregt zu sein, denn mit Rose Quartz / Fulton Street I haben die Postcore-Literaten Ende 2018 eine ziemlich krasse Single rausgehauen. Ich hätte nicht gedacht, mich nach Rooms of the House noch einmal so sehr auf eine LP von ihnen zu freuen, aber hier sind wir nun. +++ Auch American Football, eine andere Emo-Institution, veröffentlicht am gleichen Tag eine neue Platte und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich diesmal wirklich Bock auf diese Band. Nachdem sich der siebenminütige Promotrack Silhouettes vor ein paar Wochen als der beste Song herausstellte, den ich von dieser Formation jemals gehört habe, bin ich auf das neue Projekt wahnsinnig gespnnt. Vielleicht kriegt mich ihr Vanille-Emo ja am Ende doch noch.

Weitere Platten: Lambchop-This Is (What I Wanted to Tell You)


Teil 2: Kommt irgendwann

Wie immer am Anfang eines Jahres gibt es auch diverse Künstler*innen, die neue Musik für 2019 zugesichert haben, aber noch nicht genau spezifizierten, wann das passieren wird. Und wie immer finden sich hier die eigentlichen Goldstücke, auf die man wirklich hofft. So hatte im letzten Herbst beispielsweise Grimes eigentlich noch für 2018 ein neues Album angekündigt, letztendlich dann aber nur den neuen Promotrack We Appreciate Power mit ihrer Homie Hana veröffentlicht. Der ist aber trotzdem mächtig gewaltig und macht ordentlich Bock auf die neue Musik der Kanadierin, auch wenn der Text klingt, als hätte Elon Musk ihn beigesteuert. Fest auf einen neuen Longplayer zu setzen, wäre ich dennoch eher vorsichtig, da Grimes erfahrungsgemäß lange an ihren Platten herumdoktert und dabei gerne noch mal ganze Sessions verwirft. +++ Nachdem der Ausstieg von Langzeit-Drummer Kenneth Kapstad das norwegische Prog-Flagschiff Motorpsycho 2016 ziemlich ins Wanken brachte, war ich mit Erwartungen auf neues Material erstmal vorsichtig. Mit Kjell Runar Jenssen wurde zwar 2017 schon das sehr umfangreiche the Tower aufgenommen, dennoch würde es dauern, bis sich die Psychonauten als neues Trio kreativ wieder so hochgeschaukelt hätten wie zuletzt mit Kapstad. Kürzlih wurde dann aber doch angekündigt, dass es 2019 eine neue LP von ihnen geben würde, die höchstwahrscheinlich im Sommer zu erwarten ist. Wobei ich vor allem gespannt bin, was Jenssen hier beisteuert und ob die Aufwärmphase mit ihm, die der Vorgänger repräsentierte, nun einer neuen Kreativarbeit weicht. +++ Mit dem elektronisch-verschwurbelten Chuckles & Mr. Squeezy von 2011 ließen Dredg ihre Fans viele Jahre lang mit einem großen Fragezeichen zurück, für das sie sich schlussendlich fast ein bisschen selber schämten. Sehr oft sah es danach trotz kleineren Touren so aus, als würden die Kalifornier komplett das Handtuch werfen und neue Aufnahmen wurden ambivalent verneint. Umso erstaunlicher war es, im Dezember dann doch die Ankündingung eines offiziellen neuen Longplayers für 2019 zu lesen. Und obgleich mich die Band musikalisch schon eine Weile vor ihrem letzten Album verloren hatte, wäre ein Comeback von Dredg diese Saison allein schon der zeitlichen Distanz wegen extrem spannend. +++ Auch wenn meine letzten Besprechungen ihrer Musik vernichtend waren, Gesprächsstoff bietet ein neues Album von Lana del Rey immer. Und im Falle des irgendwann im Frühjahr erscheinenden neuen Werks Norman Fucking Rockwell (keine Ahnung, ob das wirklich der Titel sein wird), bin ich tatsächlich mal guter Dinge. Venice Bitch ist die erste Single der Sängerin seit Born to Die-Zeiten, die ich wirklich klasse finde, außerdem scheint sie hier mal wieder eine völlig neue Attitüde gefunden zu haben. Meine Daumen sind also endlich mal wieder gedrückt und vielleicht klappt es ja diesmal. +++ Für einige ist es vielleicht die Sensationsmeldung schlechthin, für mich einfach mal ein wirklich realistisches Zeichen: Es sieht so aus, als wären Tool fertig mit ihrem neuen Album. Ja nun. Nach dem katastrophalen Einstand von A Perfect Circle im letzten Jahr und einer Wartezeit von inzwischen 13 Jahren habe ich darüber gemischte Gefühle. Ich war zuletzt eigentlich sehr sicher, dass die Kalifornier besser daran tun würden, die Sache bleiben zu lassen. Ein haufen geifernder Fans im Rücken, die sofort enttäuscht sind, wenn die Platte nicht ihren Vorstellungen entspricht, die sensationsgeile Presse und die Tatsache, dass ein neues Tool-Album von vornherein ein reines Nostalgieprodukt wäre, werfen die Frage auf, was es wert wäre, neue Musik dieser Band zu hören. Sollte es trotzdem dazu kommen, wäre ich aber ganz bestimmt neugierig und könnte mir sogar vorstellen, dass das Ding gut wird. Emotional werde ich deswegen aber ganz bestimmt nicht.


Teil 3: Kommt hoffentlicht

Und ab hier kommt nur noch Wunschzettel. Künstler*innen, von denen ich mir 2019 neues Material vorstellen könnte und/oder von denen ich spannende Projekte erwarte. Wobei ich am Anfang erstmal diejenigen abhaken will, die sowieso immer am Start sind. Oder sein sollten: Denn mit Ty Segall, der sein aktuelles Soloalbum eigentlich routinemäßig pünktlich in der dritten Januarwoche vorstellt, fehlt zu Anfang gleich mal. Sicher, die LP könnte etwas später kommen, da er 2018 einen echt straffen Release-Kalender hatte (die letzte von fünf Platten mit seiner Beteiligung erschien am 21. Dezember) könnte es aber auch sein, dass er 2019 ein komplettes Sabbatjahr macht. Gerechtfertigt wäre es auf jeden Fall. +++ Womit wir zu King Gizzard & the Lizard Wizard kommen, deren Schonzeit nach der komplett tonträgerlosen letzten Saison hoffentlich vorbei ist. Zwar braucht niemand auf dieser Welt nochmal fünf Longplayer in zwölf Monaten von ihnen, aber zumindest ein neues Album könnte bei ihnen drin sein. +++ Ich vermute jedes Jahr wieder, dass Drake sich jetzt vielleicht mal eine Auszeit nimmt, doch so wie es aussieht, ist diese Vermutung schon wieder weit gefehlt. Nach Scorpion von 2018 hat der 6 God inzwischen schon wieder eine handvoll Singles gedroppt, die in sein typisches Release-Schema fallen, was gewohnheitsmäßig auf ein 90-minütiges Playlist-Projekt im Frühsommer hindeutet. Daran wird sicherlich auch sein aktuellster Skandal nichts ändern, weil dieser Typ einfach die Angela Merkel des Hiphop ist: Ausschwitzen, Krone richten, weiterstürzen. So funktioniert das bei ihm schon seit geraumer Zeit. +++ Kendrick Lamar hatte 2018 kein offizielles neues Album, sein Soundtrack zu Black Panther reichte aber dafür, das er dem Mainstream im Hinterkopf bleibt und in ein paar Wochen sicher auch ein paar Grammys abräumt. Trotzdem hoffe ich, dass er sich nebenbei die Zeit genommen hat, hinter den Kulissen an etwas richtigem zu tüfteln. Nicht so eine Soße wie Damn., sondern im Optimalfall etwas mit Schubkraft und Tragweite in der Größenordnung Good Kid, m.A.A.d City. Ich weiß, das ist viel verlangt, aber wir reden hier auch von Kendrick Lamar. Wer wenn nicht er sollte das bringen. +++ Was Tragweite angeht, hat 2018 auch Childish Gambino schon ganz gut vorgelegt. Sowohl This is America als auch Feels Like Summer waren bedetungsschwere Nummern, die für sich allein schon fast Albumcharakter haben. Weshalb ich mir nicht so sicher bin, ob ich einen richtigen Longplayer von ihm überhaupt will. Dieses Format zu wählen, würde für Donald Glover bedeuten, sich in ein konservatives, unbewegliches Medium zu zwängen, das er eigentlich nicht mehr braucht, um sich künstlerisch auszurücken. Wenn überhaupt, dann sollte eine solche LP ähnlich wie Awaken, My Love etwas komplett geschlossenes sein, das nicht von A nach B springt und versucht, völlig unterschiedliche Stile zusammen zu zurren. Und bei ihm im Zweifelsfall lieber mehr Flexibilität als Sicherheit. Denn 2019 wissen wir, dass das eine Freiheit ist, mit der dieser Künstler am besten zurechtkommt. +++ Mit Can't Deny Me haben Pearl Jam eine der schlimmsten Singles des Jahres 2018 veröffentlicht und ihr letztes Album war auch nicht gerade glorreich, dennoch wäre ich gespannt auf ein neues Projekt von ihnen. Und es wäre Zeit, denn das letzte ist von 2013. +++ Ich hatte ein bisschen erwartet, dass eine neue LP von Little Simz wieder in der letzten Dezemberwoche oder so um die Ecke kommt, wie schon die beiden Vorgänger, doch es ist umso besser, dass das nicht passiert ist. Denn so talentiert, wie die Britin schon seit langem ist, wäre es fatal, noch mehr von ihrem Material so sträflich im toten Winkel des Mainstream zu verklappen. Diese Rapperin braucht die große Bühne, denn sie ist eine der wirklich großen Stimmen des europäischen Hiphop. Und mit einem gut platzierten und promoteten Album 2019 könnte sie endlich die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient. +++ Wenige Bands haben retro-fixierten Siebziger-Progrock in den letzten Jahren so cool und fancy klingen lassen wie Wolf People, weshalb es schade ist, dass um sie gerade so viel Stille herrscht. Eine neue Platte würde mit Gelegenheit bieten, sie wieder Leuten ans Herz zu legen und zu betonen, wie cool diese Gruppe ist. +++ Einer dieser Künstler*innen, die in den letzten Jahren stets sehr omnipräsent waren, aber 2018 fast komplett von der Bildfläche verschwanden, ist Crack Ignaz. Das ist sein gutes Recht und dass er macht, was er will, ist eh seit langem klar, doch dann soll diese Saison wenigstens wieder was richtig fettes kommen. Prinzipiell wünschenswert wäre ja ein neues Soloalbum, denn davon macht er generell sehr wenige, oder aber Aurora 2. Wobei ich glaube, dass letzteres Projekt irgendwo nach der New Level-EP viel von seinem Reiz verloren hat. +++ Da ich die Jungs kenne und wir regelmäßig darüber reden, weiß ich, wie schwer diese Geburt noch immer ist, aber ich frage es trotzdem: Werden wir 2019 die Veröffentlichung des Debütalbums von Walter Lufts Konflikt erleben? Es wäre großartig, denn Lokalszene-technisch empfinde ich die Brand-Erbisdorfer schon lange als Ausnahmeband und bin es langsam leid, immer nur zu schreiben, wie fantastisch sie live sind. Aber weil gut Ding ja Weile haben soll, will ich das ganze auch nicht hetzen und man muss bedenken, dass so eine eiserne DIY-Produktion wie bei ihnen auch kein D-Zug ist. Keep it up! +++ Als Badbadnotgood ihrem progressiven Jazz vor zwei Jahren mit IV die Poren öffneten, war das ein kreativer Befreinungsschlag, der diese Band sehr plötzlich noch viel interessanter machte. Ein neues Album kann für mich seitdem nicht früh genug kommen. 2018 war für die Kanadier ein Businessjahr mit Features, Nebenprojekten und Produktionsjobs, doch ich hoffe, 2019 geht es wieder zusammen ins Studio. +++ Auch Daveed Diggs hatte zuletzt eigentlich besseres zu tun als Musik mit Clipping zu machen, seinem mit Sicherheit am wenigsten lukrativen Projekt, allerdings auch seinem besten. Dass in den nächsten Monaten neues Material von ihnen kommt, ist semi-wahrscheinlich, denn wenn diese Gruppe Musik schreibt, dann geht das mittlerweile nicht mehr unter gesellschaftskritischen SciFi-Storykonzepten. Eine ganz klassische Rap-Platte würde es in meinen Augen auch tun, aber das ist dann doch eher unwahrscheinlich. Mir ist alles egal, solange es am Ende Spitting-Parts von Diggs gibt +++ Nach dem skandalösen Ausstieg von Orri Páll Dýrason im Herbst werden Sigur Rós in den letzten Jahren mehr und mehr zu den kleinen Jägermeistern, die mehr und mehr Personal verlieren. Neue Songs gab es von ihnen schon 2016, eine neue LP jedoch will einfach nicht werden. Letzte Saison gab es mit Liminal jenes skurrile Alibi-Projekt, das aber nicht Fisch und nicht Fleisch war und überhaupt sind die Isländer im Moment einfach nicht mehr sie selbst. Ob ich eine LP von zwei Hinterbliebenen hören will, die wahrscheinlich nicht mehr dieselbe musikalische Kraft haben wie als Quartett, ist durchaus fraglich. Lieber ein kompletter Reboot oder gleich die Auflösung, auch wenn es bitter ist. Sigur Rós waren lange genug unschlagbar. +++ Nothing Breaks Like A Heart mit Miley Cyrus war zuletzt schon keine üble Single, aber so wie wir Mark Ronson kennen, lässt ein neues Album danach selten lange auf sich warten. Nach dem vor allem Funk- und Disco-orientierten Vorgänger Uptown Special von 2015 scheint es diesmal Country zu sein, der es dem Produzenten angetan hat. Was in mir nur einen Wunsch aufkommen lässt: Bitte bitte, auch wenn es eine absolute Steilvorlage ist - lass Justin Timberlake nicht auf dieser LP sein! +++ Pünktlich zum Weihnachtsvorverkauf vor wenigen Wochen hauten Coldplay ihren Fans nochmal ein dickes Live-Doppelalbum um die Ohren, das so schon ganz gescheit war, aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass es von den Briten seit inzwischen drei Jahren keine ordentliche Studio-Platte mehr gab. Und gerade jetzt, wo sie Popstars sind, ist Kontinuität wichtig. Mein persönliches Interesse liegt aber eher darin, ob Chris Martin und Kollegen ihre Mainstream-Affinität ein weiteres mal so klasse verpacken können wie auf A Head Full of Dreams. +++ Mit einer unerbittlichen Guerilla-Taktik sind die Schwed*innen Goat in den acht Jahren von CWTE zu echten Dauerbrennern auf diesem Format geworden, weshalb es jetzt auch nur konsequent ist, dass Mama wieder nach Zucker fragt. Drei Jahre ist die letzte Platte alt, was definitiv zu lang ist! +++ Mit ihrer letzten EP Drive It Like It's Stolen von 2017 versuchten sich Injury Reserve ein bisschen vom oldschooligen Stil ihrer ersten beiden Alben zu emanzipieren, was zugegeben eher mäßig gelang. Nachdem sie nun aber ein Jahr garnicht auftauchten und viel Zeit für musikalische Entwicklung hatten, bin ich optimistisch, dass eine solche Transformation jetzt auch auf LP-Format gelingen könnte. Vor allem ist neue Musik von ihnen aber wichtig, weil sie das Feld ja nicht ewig ihren schwächeren Cousins von Brockhampton überlassen können. A propos, was machen die eigentlich 2019? +++ Ihre Nebenprojekt-Hofpause haben Iceage im letzten Jahr ja eigentlich offiziell mit einem neuen Album beendet und es ist wahrscheinlicher, dass sich die Arbeit der Mitglieder erstmal wieder dorthin fokussiert, aber trotzdem: Wann machen Marching Church endlich wieder was? Die ersten beiden Platten der Dänen sind absolut sensationell und es wäre äußerst unbefriedigend, diese Arbeit jetzt einfach unter den Teppich zu kehren und so zu tun, als hätte es diese Band nie gegeben. Zumal ich das Gefühl hatte, dass diese Jungs mit zwei Longplayern noch nicht alle ihre kreativen Energien ausgeschwitzt hatten. +++ In den fast vier Jahren seit ihrem sensationellen Debüt Elina haben Pauwels ziemlich viele komische Dinge getan, ein neues Album war allerdings nicht darunter und bis vor kurzem sah es auch nicht danach aus. Mit einer neu eingerichteten Plattform (vielleicht eine Labelgründung?) und einer ersten Single 2018 gibt es aber zumindest Licht am Horizont. Ob die Franzosen das kleine Wunder ihres Erstlings wiederholen können, ist aber ohnehin fraglich, da die größte Stärke dieses Albums sicher sein Schockfaktor war und der sich nun mal nicht reproduzieren lässt. +++ Ihr Debüt Greatest Hits war 2017 eines meiner Lieblingsalben, doch was hält die Zukunft für Remo Drive bereit? Ein Album wie ihr erstes, das so sehr zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, ist ganz sicher extrem schwer zu beerben, andererseits ist es auch nicht mehr als ein Sprungbrett, und jegliche Metamorphosen stehen der Band im Moment offen. Es wäre schön zu sehen, wie die drei Jungs einen kreativen Ansatz für ihre zweite LP zu finden, statt einfach nur weiter ihren Stiefel zu spielen. Den sie am Ende ja auch nur bei Weezer geliehen haben. +++ Zum Schluss das ewige Problemkind des Indiepop: Schaffen Vampire Weekend es 2019 aus der Krise oder zerbrechen sie weiter? Schon 2018 sollte das Album kommen, allerdings in Dreierbesetzung ohne Hauptsongwriter Rostam Batmanglij, was diese Aussicht schon an sich deutlich weniger attraktiv machte. Und da nun ein weiteres Jahr ohne neue Platte verging, wird die Frage, ob sich die ganze Sache überhaupt noch lohnt, nur noch bohrender. Ich für meinen Teil habe schon vor zwei Jahren eine Wette um die Auflösung von Vampire Weekend verloren, weshalb ich mich lieber nicht festlegen möchte. Was ich aber versprechen kann: Ein Contra kriegen wir von dieser Band nicht noch mal.



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