Mittwoch, 23. Januar 2019

Kevin Parker kann mich mal




















[ optimistisch | sonnig | funky | synthetisch ]

Ich hatte schon Angst, Chaz Bundick würde einer von denen werden. Einer dieser musikalischen Kevin Parker-Klone, die plötzlich ihre ganze Originalität vergessen, weil sie ein paarmal zu oft the Less I Know the Better gehört haben. Viele talentierte Künstler*innen hat in den Jahren nach dem letzten Tame Impala-Album dieses Schicksal ereilt und wenn ich ehrlich bin, bei Toro Y Moi hätte es mich bei allen von ihnen ganz besonders geärgert. Denn hier ist seit geraumer Zeit jemand ernsthaft kreatives am Werk, der schon lange zu Unrecht in irgendwelche Schubladen gesteckt wird. Schon zu Anfang seiner Karriere hatte Bundick ernsthaft damit zu kämpfen, mit seinem psychedelischen Ansatz elektronischer Popmusik nicht aus Versehen als Chillwave-Produzent verstanden zu werden, was ihn in den folgenden Jahren zunehmend in die Gefilde von experimenteller und Sample-basierter Platten brachte. Irgendwo dazwischen fand er dann auf Platten wie Anything in Return einen eigenen Sound, der zwar nicht sensationell, aber für sich ziemlich stark war. Irgendwie elektronisch, ein kleines bisschen verrückt, aber auch mit Spurenelementen von Synth-Funk und Psychrock darin. Eine ihrerzeit sehr moderne Pop-Ästhetik wenn man so will. Umso seltsamer war es demzufolge, 2015 dann eine LP wie What For? von ihm zu hören. Bundick versuchte sich hier an eben dieser Form von stromlininenförmiger Disco-Synth-Psych-Musik, die wenige Wochen später durch Tame Impalas Currents zur klanglichen Blaupause der nächsten Jahre werden sollte. Ich mochte die Platte damals zwar ganz gerne, doch ist sie im Nachhinein eben eine der ersten, die ein Musterbeispiel für jenen Sound darstellen, der einem seitdem von jeder zweiten ehemaligen Indierock-Band entgegenschlägt. Seiner eigentlichen Kreativität gerecht wurde das Projekt Toro Y Moi in dieser Inkarnation also nicht. 2017 folgte mit Boo Boo dann erstmal eine recht experimentelle Burnout-LP, mit der Chaz Budnick seine müden Geister stillte, wegen ihres vordergründig therapeutischen Charakters sehe ich allerdings ungern als vollwertigen Bestandteil seiner Diskografie. Ein richtiges Album gibt es zum ersten Mal seit 2015 wieder mit Outer Peace, wobei dieser Begriff auch diesmal relativ zu sehen ist. Mit gerade Mal 30 Minuten ist die neue Platte absichtlich klein gehalten und wirkt eher wie ein besonders energisches Mini-Album im Stil eines Kids See Ghosts. Denn obwohl das hier ein kurzes Vergnügen ist, kann man sich in Sachen Action kaum mehr von diesem Künstler wünschen. Gleichzeitig mit seiner Rückkehr zum elektronischen Synth-Funk entdeckt Chaz Bundick hier auch das erfrischende Hit-Songwriting neu, das sich hier in einigen echten Knüllern äußert. Besonders die beiden Singles Freelance und Ordinary Plesaures stechen als spritzige Tanznummern heraus, die am wenigsten subtil grooven. Schaut man sich weiter um, entdeckt man aber auch in Laws of the Universe einen fluffigen House-Beat oder deutliche Cloudrap-Einflüsse in 50-50. An wieder anderen Stellen erinnern Songs wie New House, Miss Me oder Monte Carlo gelegentlich an Acts wie Porches, Metronomy oder sogar James Ferraro und DNCE. Viele Ideen und Stile tummeln sich hier, doch vom brackigen Post-Currents-Sound hört man zum Glück kein bisschen mehr. Sicher, das hier ist auch nicht mehr so eigenständig wie viele Sachen von Causers of This oder Boo Boo und Musik für den Mix der Woche macht Toro Y Moi noch immer, aber man hat wenigstens den Eindruck, dass das hier wirkliche Kreativarbeit mit Herzblut geworden ist. Chaz Bundick macht keine Hits, weil er Trends nachahmt, sondern aus eigener Feder. Und statt des ausgelaugten Produktions-Workaholics erleben wir hier wieder einen befreiten Songwriter, der nicht nur den inneren Frieden finden kann, sondern eben auch den äußeren. Ein Gesamtbild, das Optimismus stiftet und gleich noch ein besseres Feeling vermittelt als die Musik das ohnehin schon tut.


Klingt ein bisschen wie:
Neon Indian
Vega Intl. Night School

Porches
Pool

Persönliche Highlights: Fading / Ordinary Pleasure / New House / Freelance

Nicht mein Fall: -

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