Donnerstag, 24. Januar 2019

A wie Aufregend




















[ neo-proggig | atmosphärisch | fließend | klinisch ]

Es ist schon das Jahren das Mantra meines eigenen Fan-Seins, und wenn ich in diesem Format nur einen Tipp geben kann, wie man als Neueinsteiger*in anfängt, sich für Postrock zu interessieren, dann ist das immer der, sich erstmal in seiner eigenen Gegend umzuschauen.  Denn in meinen Augen ist diese Musik ganz besonders dadurch gekennzeichnet, dass sie durch ihre Basis funktioniert, die auch 2018 eine großartige Lebendigkeit hat, während die großen Nummern wie Mogwai, Godspeed und Tortoise doch eher was für Fortgeschrittene sind. Ich selbst habe meine Entdeckungsreise dieser Stilrichtung vor Jahren mit Acts wie Sojus3000, Apoa und Ute Moles begonnen, die alle aus meinem Umfeld kommen und zum Teil noch immer die Bands sind, die bei mir das größte Interesse wecken. Und mit Isolate ist vielleicht gerade noch eine dazugekommen. Meine direkte Verbindung zu den Dresdnern ist zwar eher lose und ich hatte ihren Werdegang bis hierhin nicht wirklich aktiv verfolgt, aber ich weiß, dass sie schon seit einiger Zeit unterwegs sind und auch, dass sie ihren Schaffensprozess wahnsinnig filigran angehen. Es ist in diesem Zusammenhang vielleicht nicht verkehrt, von Nerds zu sprechen. Wenn man sich also fragt, warum es bei ihnen so lange gedauert hat, ein Mini-Album von gerade mal 23 Minuten Spielzeit aufzunehmen, findet man die Antwort darauf letztendlich in den Songs selbst. A ist alles andere als ein schlampig zusammengeschustertes Erstlingswerk, auf dem eine Band einfach nur die besten Stücke der letzten Jahre versammelt, sondern ein haarklein durchstrukturiertes Gesamtprojekt, in dem jede Faser zurechtgekämmt wirkt. Nicht nur in sich sind sie sechs Tracks in sich sehr aufwendig durchdacht und alle Instrumente und sämtliche Beats passgenau gesetzt, auch die albumübergreifende Dramaturgie ergänzt sich äußerst stimmig, was besonders für jemanden wie mich, der klangliche Konzepte und Abläufe über alles liebt, immer ein kleines Träumchen ist. Noch cooler wird das natürlich dadurch, dass diese Stilisierung in der Namensgebung der Stücke und dem Albumtitel selbst noch weiter geführt wird. A wirkt auf diese Weise wie aus einem Guss und hat mit dem krachigen Finale von Asleep, dem Choral-Part in Adrift und dem elektronisch-frickelnden Afar trotzdem starke Einzelmomente, die sich abheben. Strukturell gesehen kann man dieser Band also nichts vormachen. Meine größte Sorge war im Vorfeld dieser Platte aber auch eher, ob diese vorbildliche Aufbauarbeit nicht durch den Nerd-Faktor ihrer Musiker gestört werden würde. Dass Isolate musiktheoretisch bewandert sind, merkt man beim Hören sofort und Anklänge einer gewissen Jazz-Classiness und Steven Wilson-Neoprog-Arroganz kommen hier definitiv durch. Der Vorteil ist aber, dass diese Tendenzen niemals auf Kosten des Sounds gehen und die Dresdner hier am Ende ein paar formidable Pop-Passagen abliefern. Ihr technischer Anspruch wird ihnen nicht zur Last und dass sie zwischendurch auch immer wieder ein bisschen die Ruhe reinbringen, hilft auf jeden Fall. Isolate spielen nicht mit den Muskeln, sie schreiben lieber anständige Songs, und das ist auch gut so. Durch diese kompositorische Finesse, den großartigen Klang und die bestechende Konzeptualität ist A eine komplett starke Platte und seit langem mal wieder eine aus meinem indirekten Dunstkreis, die mich ziemlich umhaut. Eine von der Sorte der ersten Nornír-EP oder den ehemaligen Sachen von Svs, die qualitativ echt das Zeug haben, aus der ganzen Szene-DIY-Schiene auszubrechen. Obwohl ich als DIY-Fürsprecher natürlich hoffe, dass sie das bis auf weiteres nicht tun werden...


Klingt ein bisschen wie:
65daysofstatic
No Man's Sky: Music for An Infinite Universe

Mogwai
Atomic


Persönliche Highlights: Asleep / Adrift / Aglow

Nicht mein Fall: -

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