Montag, 14. Mai 2018

Horstcore Will Never Die But You Will



















Schon seit einigen Jahren nun bin ich sehr großer Fan einer der sicherlich nerdigsten Nischenbewegungen innerhalb einer Nischenbewegung der modernen Rockmusik, die immer wieder schafft, mein Herz für sich zu gewinnen. Die Rede ist von einer handvoll meist französischer Bands, die in meinen Augen gerade dabei sind, den Postrock neu zu erfinden. Gruppen wie Pauwels, 100% Chevalier, Partout Partout und viele andere Künstler*innen, die sich unter den Fittichen des October Tone Club-Labels versammelt haben, mischen ihre rabiaten und schnellen Instrumentaltracks gerne mit Versatzstücken aus Mathrock, Hardcore, Punk und Noise und nehmen damit einem kompletten Genre seine bisherige Ausdrucksweise. Dreiste Musik für diejenigen, die Postrock auch 2018 nicht als Genießer-Nischenphänomen abgetan haben, sondern durchaus noch etwas erwarten können. Und nach fast drei Jahren Fandom für diese zarte Blüte origineller Impulse scheine ich nun endlich auch die Väter dieser Bewegung entdeckt zu haben. Horst aus Paris (wo man wahrscheinlich "'Orst" sagt, was den Bandnamen noch witziger macht) existieren bereits seit etwa zehn Jahren und spielen den angesprochenen Sound damit schon wahnsinnig lange. Ihre erste LP ist von 2010 und mit Good Foot, Good Eye legen sie dieser Tage ihr bereits viertes Album vor. Dass sie einen Einfluss auf die Künstler*innen von October Tone haben, ist dabei rein spekulativ, denn man erfährt online so gut wie gar nichts über die Formation. Doch immerhin spielen sie diese Art von Musik am längsten und erinnern stilistisch doch sehr an manche Bands dort. Wenngleich ihr Ansatz um einiges weniger radikal ist als der von Pauwels oder Partout Partout. Was Horst spielen, ist definitiv deutlich als Postrock zuordenbar und weißt auch deutliche Einflüsse von Gruppen wie Mogwai, Tortoise oder Do Make Say Think auf. Was sie ausmacht ist, dass sie viel eher den Schneid haben, sich damit auch in den Bereich des lächerlichen zu begeben, was sie vor allem symphatisch macht. So gibt es auf diesem Album beispielsweise den Song Fat & Furious, der statt pretenziöser Poesie oder Philosophie einfach einen Fußballmoderator samplet oder Death Rides A Horst in ähnlich dämliche Breaks ausbricht wie manche Sachen von Pauwels. Übrigens bezeichnen die Pariser ihre Musik auch konsequent als "Horstcore". Spaß ist also definitiv dabei. Was aber noch viel toller ist, ist dass Horst auf musikalischer Ebene genauso überzeugen können. Ihr Stil ist vielleicht klassischer als der von October Tone, doch deshalb nicht weniger spannend oder unterhaltsam. Von den sechs Songs hier ist eigentlich jeder sehr stimmig, passt in die Ästhetik des Albums und wirkt trotzdem nicht zu generisch. Lediglich Death Rides A Horst hat einige vorhersehbare Momente und vielleicht hätte es an manchen Stellen gut getan, die Platte nicht ganz so inflationär mit Samples zuzupappen. Im großen und ganzen ist Good Foot, Good Eye aber eine für mich persönlich sehr erfreuliche Entdeckung und ein weiterer Eckpunkt meiner Nerd-Kollektion von ulkigen französischen Postrock-Acts. Dass perfekte Happy End wäre eigentlich nur noch, wenn Horst demnächst bei October Tone unterschreiben würden. Dann wäre die Familie auch endgültig zusammen.






Persönliche Highlights: We Will Win When We Want, Won't We Willie? / Kim Nawak / Share Assossis / Fat & Furious / Life Rides A Pony

Nicht mein Fall: -

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