Freitag, 25. Mai 2018

Erste Hilfe




















Es ist zumindest für mich ein bisschen schwer zu glauben, dass diese LP hier nun schon das siebte Album von Beach House sein soll. Ist es nicht erst ein paar Jahre her, dass Teen Dream herauskam und alle plötzlich total kaputt nach dieser Band waren? Ist Devotion jetzt wirklich schon eine ganze Dekade alt? Und ihre letzte Platte Thank Your Lucky Stars wirklich schon drei Jahre? Da habe ich wohl ganz schön die Zeit vergessen. Dass das Duo aus Kalifornien schon eine so eingesessene Institution ist, ist eine Erkenntnis, die mich noch immer ein wenig überrascht. Dabei liegt die Schuld dafür höchstwahrscheinlich gar nicht bei uns, sondern bei den beiden MusikerInnen selber. Denn zumindest die letzte Hälfte ihrer Diskografie fühlte sich für mich ein bisschen an wie ein großes Album. Und anscheinend bin ich damit auch nicht alleine. Große Teile ihrer Fans sind sich inzwischen einig, dass die Band zwischen 2012 und 2015 in einer Krise steckte, die sich gewaschen hatte. Aus den Songs kamen keine neuen Ideen mehr, der Sound war ausgewaschen und fad, die Komposition viel zu gemütlich und die Ambition, diesen Stillstand zu überwinden, nicht wirklich erkennbar. Und das lest ihr hier von jemandem, der Platten wie Depression Cherry und Thank Your Lucky Stars noch verhältnismäßig gut fand. Andere waren da deutlich desillusionierter. Trotzdem bin auch ich froh, dass 7 dieses Jahr nun das Album sein sollte, mit dem sich alles ändert. Zumindest war das der Tenor, den man in der Presse als Reaktion auf die ersten Promo-Tracks dieser LP hörte. Beach House arbeiteten wieder kreativer, hatten mehr Power im Songwriting, waren klanglich interessanter und hatten vor allem wieder diesen speziellen Vibe, der ihre ersten Platten damals so toll machte. Und diese Behauptungen gingen auch für mich keinesfalls ins Leere: Mit der Verpflichtung von Peter Kember aka Sonic Boom als Produzenten ging die Band nicht nur den ziemlich überfälligen Schritt eines Wechsels am Mischpult, sondern engagierte auch noch einen echten Experten. Als Mitbegründer der Spacemen 3 und E.A.R. sowie Kollaborateur von Künstler*innen wie MGMT, Panda Bear und Stereolab ist er definitiv ein klangliches Genie, dessen Arbeitsweise wahnsinnig gut zu den Kaliforniern passt. Folglich ist die Art, wie er hier produziert, auch einwandfrei für dieses Album: Kember setzt für neue Impulse hier nicht auf einen totalen Stilbruch, sondern streut stattdessen viel Energie in den Details dieser Platte ein, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. Doch ist es in vielen Stücken auch deutlich spürbar, dass diesmal etwas anders ist. So sind beispielsweise Pay No Mind und L'Inconnue Songs, die ziemlich klingen wie die bisherigen Sachen von Beach House, nur eben mit einer hauchdünnen Schicht Achtziger-Gloss obendrauf, sodass man sich sehr an die Cocteau Twins und the Jesus & Mary Chain erinnert fühlt. Andere Tracks sind in ihren Ansätzen weniger subtil, wie etwa das fantastische Dive, dass sich auf halben Weg die bisher schärfste Bassline traut, die diese Band jemals abgeliefert hat oder der Opener Dark Spring mit seinem energischen Schlagzeugspiel. Das klassische Rezept, das Beach House zu der Band gemacht hat, die sie nun mal sind, bleibt aber stets intakt. Und das ist für mich leider nicht nur eine gute Sache. Denn obgleich 7 damit ganz eindeutig das beste Album ist, das die beiden seit Teen Dream gemacht haben, ist es doch auch alles andere als revolutionär. Statt ihrem Stil eine neue Richtung zu geben, füttern die beiden MusikerInnen ihn hier lediglich etwas mit fremden Federn an, um ihn für diese 45 Minuten wieder interessant zu machen. Das ist alles ganz schön, aber langfristig eben auch keine Lösung. Der Sound hier funktioniert nur durch die immense kreative Beteiligung von Kember, ohne den das ganze auch wieder so eine lahme Ente geworden wäre wie die letzten drei Alben. Und wenn Beach House das nicht in den Griff kriegen, wird die nächste eben auch wieder Mist. Dies nur als kleine Randnotiz. Denn eigentlich freue ich mich wahnsinnig, dass ich wieder mal ein Album dieser beiden so gut finde wie dieses hier. Gemeckert werden kann immer noch später.






Persönliche Highlights: Dark Spring / Pay No Mind / L'Inconnue / Dive / Black Car / Lose Your Smile / Woo

Nicht mein Fall: Lemon Glow

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