Samstag, 1. Juli 2017

Surf's Up

Es wäre nur logisch, wenn sich die meisten Leute (auch die, die in meinem Alter sind) beim besten Willen nicht mehr an die Drums erinnern könnten. Unter den unzähligen Indiepop-Bands wie Metronomy, Delphic oder den Wombats, die Ende der Nullerjahre von Journalisten gehyped wurden, haben sich die New Yorker langfristig als eine der größten Eintagsfliegen der damaligen Musikindustrie herausgestellt. Ihr im Vorfeld mit reichlich Vorschusslorbeeren bestücktes selbstbetiteltes Debüt hatte schon damals nur zwei Songs, die man kannte. Und bei allem, was danach kam, werden selbst die größten Musiknerds erstmal nachgoogeln müssen. Allerdings hatte ich für das, was ich damals von der Band mitbekam, durchaus etwas übrig und Stücke wie Let's Go Surfing oder Book of Stories kann man auch heute noch gut hören. Entsprechend positiv überrascht war ich also, als die Drums vor einigen Monaten mit Blood Under My Belt eine echt solide Single veröffentlichten, die wieder sehr an ihre Anfangstage erinnerte. Zwar war diese mit einer reichlich ausgeklügelten, zeitgenössischen Ästhetik überzogen, die das ganze wie einen kreativen Stilbruch erschienen ließ (Das Artwork hier sieht aus wie das erste Mixtape des heißen neuen Trap-Newcomers aus der Ukraine), die konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Jungs im Grunde die gleichen geblieben sind. Auch 2017 spielen die Drums hedonistischen Revival-Surfpop mit Shoegaze-Einschlag, der Lust auf bunte Badehosen, Softeis und Wellenreiten macht. Und irgendwie haben sie es damit jetzt auch noch geschafft, damit ein ziemlich gutes neues Album zu füllen. Nach der Orientierungslosigkeit der letzten beiden, mehr Indie-fokussierten LPs punktet Abysmal Thoughts wieder durch die exakt gleichen Eigenschaften wie einst das Debüt: Eingängiges, spritziges und leichtfüßiges Songwriting, eine coole Attitüde und ein Gesamtklang, der die Vintage-Bezüge der Beach Boys mit der Indie-Flapsigkeit von Diiv, Best Coast oder Wild Nothing verbindet. Und eigentlich war es das auch schon. Es ist erstaunlich, wie originalgetreu und offensichtlich die Drums sich hier quasi selbst kopieren und wie gut dieser dämliche Trick trotzdem funktioniert. Sicher sind nicht alle Songs solche Kracher wie die Leadsingle und irgendwie kann Abysmal Thoughts nur im Schatten seines älteren Bruders stehen, doch immerhin hielt man es bis vor kurzem für unmöglich, dass diese Band überhaupt nochmal ein halbwegs konsistentes Album hinbekommt. Und für dieses doch sehr niedrig gesteckte Ziel ist das Ergebnis tatsächlich erstaunlich gut geworden. Es reicht vielleicht nicht, um so viele neue Fans für sich zu gewinnen, wie es 2010 waren, aber für ein paar ausreichend besuchte Festival-Gigs und das reparierte Seelenheil der alten Anhänger sollte es allemal reichen. Ich zumindest bin gerade froh, diese Jungs zu kennen. Ich würde definitiv auch immer noch mit ihnen surfen gehen.





Persönliche Highlights: Mirror / Blood Under My Belt / Under the Ice / Your Tenderness / Rich Kids / If All We Share (Means Nothing) / Abysmal Thoughts

Nicht mein Fall: Are U Fucked

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