Mittwoch, 26. Juli 2017

Scheiß auf HipHop, scheiß auf Konventionen!

Nochmal für die Neuen: Quazarz: Born On A Gangster Star ist nicht wie es scheint einfach nur eine normale LP, sondern die eine Hälfte des neuen SciFi-Konzept-Doppelalbum-Projektes von Shabazz Palaces. Und die zweite, über die ich hier eine Besprechung schreibe. Es empfiehlt sich daher für Menschen ohne Vorwissen, den anderen Artikel zuerst zu lesen, den ihr hier findet. Wenn ihr das tut, wisst ihr nämlich, dass mir das andere neue Album des HipHop-Duos aus Seattle eigentlich schon ganz gut gefiel, mir aber über weite Strecken die Action fehlte, für die ich die beiden eigentlich immer sehr mochte. Und dann wisst ihr auch, dass ich für diesen Aspekt des Sounds der Band sehr auf Born On A Gangster Star gesetzt habe, das im Vorfeld der Veröffentlichung als die deutlich experimentellere und raumgreifendere LP beschrieben wurde. Im Falle von Shabazz Palaces bedeutet das soviel wie: Es ist alles möglich. Dem schenkte ich insofern auch glauben, als dass hier der Song Shine A Light mit vertreten ist, auf den diese Beschreibung durchaus zutrifft. Mehr als alles andere ist dieser Track eigentlich eine psychedelische Neo-Soul-Nummer, die für diese Künstler eine vollkommen neue stilistische Ausrichtung darstellte und mich daher ziemlich neugierig machte, was das hier werden sollte. Im besten Fall wäre das Ergebnis hier ein genreübergreifendes, Experimental-Abenteuerland, in dem Shabazz Palaces endgültig mit den Konventionen des klassischen Rap brechen und einfach auf alles kacken. Weil sie es können. Ich wäre dafür auch durchaus bereit gewesen, auf breite Hooks, gehaltvolle Texte und durchgestyltes Songwriting zu verzichten. Nur überrascht wollte ich irgendwie werden. Und je nachdem, wie man es jetzt sieht, ist genau das auch passiert. Nur eben auf umgekehrte Weise meiner ursprünglichen Vorstellung. Um es kurz zu sagen: Gangster Star ist der noch schwächere Zwillingsbruder von Jealous Machines, also mehr oder weniger das schlimmste, was passieren konnte. Der einzige Unterschied zur anderen Hälfte des Projektes ist, dass es hier noch weniger gerappte Parts und noch weniger Zusammenhängende Musik gibt, das jedoch bei genau demselben stinklangweiligen Schlafzimmer-Sound, der mir schon dort zu viel war. Mein Wunsch ist zwar insofern in Erfüllung gegangen, das man hier ein sehr experimentelles, ja fast avantgardistisches Album erlebt, das keine Konventionen kennt. Doch leider findet diese Entgrenzung die meiste Zeit über auf einem sehr monotonem Niveau statt und versteht es nicht, diese aufregend zu inszenieren. Bestes Beispiel ist der Song That's How the City Life Goes, in dem Shabazz Palaces zweieinhalb Minuten rückwärts gespielte Vocals über einen bollernden Elektro-Beat nudeln und darüber dadaistisch auf ein Keyboard einschlagen. Das ist alles ziemlich unkonventionell, aber dabei weder besonders originell, noch fordert es die Hörenden irgendwie zur Auseinandersetzung mit der Musik heraus oder setzt irgendein Zeichen. Es ist einfach nur ziemlich unnötig. Und leider trifft diese Aussage auf den Großteil der Platte zu. Nicht nur hat scheinbar keines der Stücke hier eine Aussage, das ganze ist auch noch vollkommen unzusammenhängend aufgebaut und fängt mit sowas wie Spannungsbögen gar nicht erst an. Lediglich ein paar gute Instrumentals wie das überraschend New-wavige Moon Whip Quäz kommen am Ende rum. Es kann sehr gut sein, dass ich hier nur irgendein wahnsinnig cleveres Konzept nicht verstehe, es kann aber auch genauso gut sein, dass das hier einfach nur Mist ist. Und es fühlt sich definitiv wie letzteres an. Das alles wird nichts daran ändern, dass ich Shabazz Palaces sehr schätze und allein die Tatsache, dass sie sich so ein Projekt trauen, stellt sie im Kosmos des HipHop als besondere Künstler heraus. Doch gut finden muss ich diesen Kram deswegen noch lange nicht. Ich frage mich sogar, ob die beiden das selbst tun.


Persönliche Highlights: Shine A Light / Parallax / Moon Whip Quäz

Nicht mein Fall: Since C.A.Y.A. / When Cats Claw / Dèesse du Sang / That's How City Life Goes / Federalist Papers

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