Sonntag, 23. Juli 2017

Schnelldurchlauf: Juli 2017

Da ich in den letzten Wochen feststellen musste, dass ich im Moment und wahrscheinlich auch in Zukunft meiner Aktivität als Musiknörgler nicht mehr so intensiv nachgehen kann wie bisher, habe ich kurzerhand beschlossen, ein älteres Format hier wieder einzuführen. Es geht dabei lediglich darum, ein paar Platten kurz zu besprechen, denen ich mich ausführlich nicht wirklich annehmen möchte, aber die dennoch erwähnenswert sind. Normalerweise sollte das am Ende eines Monats oder am Anfang des nächsten stattfinden, doch diesen Teil mache ich einfach mal jetzt, damit ich ein paar Sachen abgearbeitet habe und mich demnächst auch mal ein paar richtige Artikel zu einer Platte verfassen, die im Juli erschienen ist. Davon gab es bisher nämlich noch keinen einzigen.

MARK KOZELEK & SEAN YEATON
Yellow Kitchen
2017 ist für mich definitiv das Jahr des Mark Kozelek und auch diese Kollaboration mit dem Parquet Courts-Musiker Sean Yeaton fand ich im Vorfeld durchaus nicht unspannend, gerade weil man eine gemeinsame Platte dieser beiden Menschen nicht unbedingt erwartet. Auch dass Yellow Kitchen das bisher experimentellste diesjährige Kozelek-Projekt ist, ist nicht per se schlecht. Allerdings sind die langen und monotonen Songs hier am Ende doch ziemlich zäh und gehören definitiv nicht zur Highlight-Strähne, die Mark Kozelek dieses Jahr bisher durchgezogen hat. 7/11

MELVINS
A Walk With Love and Death
In meinen Augen definitiv das spannendste Melvins-Projekt der gesamten letzten Jahre. Auf ihrem neuen Doppelalbum schaffen es die Sludge-Legenden, ihre immer etwas konträren Leidenschaften für hochwertigen Metal und horrenden Blödsinn als musikalische Trennkost zu verkaufen, sprich ein Album mit ihren besten Songs seit Jahren und eines ohne jeden Sinn und Verstand. Definitiv eine sehr gute Entscheidung, so richtig begeistert bin ich aber am Ende doch nicht. Das richtig große Comeback der Melvins lässt weiter auf sich warten. 8/11

PUBLIC SERVICE BROADCASTING
Every Valley
Immer mehr synthetische Indiebands der späten Nullerjahre finden im Moment seltsamerweise ihre Erfüllung im Postrock und seit letzter Woche gehören auch Public Service Broadcasting dazu. Bei ihrem generellen Faible für Konzeptplatten und spacige Sounds ist das aber nur konsequent. Das auf jeder Menge eingesampleten Interviews basierende Projekt über ein walisisches Bergarbeiterdorf ist ein durchaus nicht unspannendes Werk, verlässt sich aber doch zu sehr auf altbewährtes und ist klanglich eher konservativ. 8/11

LAIBACH
Also sprach Zarathustra
Die slowenischen Avantgarde-Industrial-Legenden machen mal wieder ein Album für den ganz besonderen Geschmack, wobei man diesen diesmal mitunter sogar teilen könnte. Das fast ausschließlich instrumentale Werk wirkt durch ausfändige Orchestrierung und atmosphärische Elektronik nicht selten wie ein fiktiver Soundtrack, der manchmal sogar äußerst harmonisch ist. Was Laibach damit wollen, kann aber trotzdem wieder mal keiner sagen. 8/11

WAXAHATCHEE
Out in the Storm
Das letzte Album von Waxahatchee fand ich vor zwei Jahren ziemlich sterbenslangweilig und hatte hierfür keine großen Hoffnungen. Und obwohl Out in the Storm wieder ein bisschen mehr Wind in den Segeln hat, ist es doch noch weit entfernt davon, bei mir irgendetwas auszulösen. Wer seichten Garagenrock Songwriter-Kante mag, ist nach wie vor bei Angel Olsen oder Courtney Barnett besser bedient. 7/11

BORIS
Dear
Nachdem die Musik von Boris in den letzten Jahren in sehr viele verschiedene Richtungen experimentell wurde, ist Dear für viele die lang ersehnte Rückkehr zu den Doom- und Drone-Wurzeln der Japaner. Und obwohl es auch mal wieder schön ist, solche Musik von ihnen zu hören, die auch definitiv nicht schlecht gemacht ist, hoffe ich doch, dass es mit der wilden Phase der Band hiermit nicht zu Ende ist. Denn das hier kennt man von Boris eben schon sehr gut. 7/11

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