Sonntag, 1. Juli 2018

Schnelldurchlauf: Juni 2018 (Danger Dan, Lily Allen, Mazzy Star, Witch Mountain, Snow Patrol und und und)

Wie schon gesagt und wie aus den Artikeln der letzten Wochen zu erschließen war der Juni diesen Jahres mal wieder ein etwas verhaltener Monat. Sicherlich trägt auch die gerade stattfindende WM in Russland dazu bei, dass viele Labels größere Veröffentlichungen jetzt in den Juli und August vertagt haben, da die Aufmerksamkeit bei den meisten von uns gerade ganz woanders ist. Man kann also darauf hoffen, dass es in einiger Zeit wieder mehr zu erleben gibt. Trotz allem sind aber auch in diesem Monat wieder zahlreiche Restposten angefallen, über die ich hier mal in aller Kürze berichten möchte. Zum Beispiel wäre da das Debüt-Mixtape Goodbye & Good Riddance von JuiceWRLD, das Ende Mai erschien und vielleicht die erste Platte überhaupt ist, auf der der Begriff Emo-Trap für mich Sinn ergibt. Zwar ist auch an diesem Rapper inhaltlich nicht wirklich ein großer Poet verloren gegangen, doch wenigstens sind seine Songs richtig schön trashig und schaffen es, die Sache mit den Rock-Instrumentals ausnahmsweise mal richtig gut zu machen. Mein persönlicher Favorit ist dabei eine Nummer namens Lucid Dreams mit dem besten Sting-Sample seit Puff Daddy. Generell ist das Album zwar kein Meisterwerk, aber immerhin eine der besten Sachen, die ich aus der neuesten Generation des Soundcloud-Rap bisher gehört habe. Wieso also nicht. Wer jedoch lieber richtigen Emo will, der kam diesen Monat auch nicht zu kurz, denn mit den Get Up Kids ist eine der letzten wirklichen Institutionen des Genres wieder zurück. Ihre neue Kicker-EP präsentiert vier neue Tracks, die auf jeden Fall sehr energisch und klanglich fett daherkommen, für meine Begriffe aber auch alles andere als sensationell sind. Fans der Band dürfen Freudensprünge machen, ich persönlich bin noch etwas lauwarm mit der ganzen Sache. Das gleiche gilt im Juni leider auch für Mazzy Star: Als riesengroßer Fanboy von Hope Sandoval bin ich auf alles von ihr gespannt und eine neue EP ihrer Originalband bekommt man schließlich auch generell nicht alle Tage. Allerdings gerät Still mit seinen vier Songs dann insgesamt doch etwas zu gemütlich und klingt manchmal, als würde Lana del Rey nicht mehr bei Sandoval klauen, sondern andersrum. Außerdem braucht wirklich niemand die seltsame "Ascension Version" von So Tonight That I Might See, einem eigentlich ja echt schönen Track. Wenn es um guten Indiepop geht, war man im vergangenen Monat anderswo echt besser bedient. So zum Beispiel bei Natalie Prass, die mit the Future & the Past ihr sicherlich bisher buntestes Album vorstellt. Weit über den Tellerrand ihres eigentlichen Stils heraus probiert sich die Songwriterin aus Ohio hier vor allem an Funk und Soul, was überraschend gut funktioniert. Zwar ist die Platte auch weit entfernt von einem Meisterwerk und stimmlich ist mir Prass noch immer nicht ganz koscher, doch wer so Zeug wie Chromeo oder Janelle Monàe mag, wird sich hier eventuell wiederfinden. Auch Neko Case hat im Juni neues Material veröffentlicht, ihr aktuelles Album Hell-On kennt man wahrscheinlich am ehesten wegen seines abartig skurrilen Artworks, musikalisch bleibt es indes eher ziemlich zahm. Im Stil einer Amanda Palmer spielt die Sängerin hier eingebildeten Edel-Folk, der schon ziemlich okay ist, aber auch nichts wirklich besonderes und der in den 52 Minuten Spielzeit schnell langweilig wird. Wer Abwechlung wollte, der war diesen Monat mit the Long Sleep von Jenny Hval besser beraten. Besagte EP geht zwar auch nur 22 Minuten, ist dafür aber voll mit diversen musikalischen Auswüchen, die man von der Norwegerin bisher weniger kannte. Allein schon im Instrumentarium ist hier wesentlich mehr los als je zuvor bei ihr, auch die Stimmungen schwanken hier in ziemlicher Regelmäßigkeit. Keine Ahnung, wo sie mit dieser Stilmische letztendlich hin will, aber ich wäre auf jeden Fall bereit für mehr davon, wenn sie so experimentierfreudig bleibt. Ein Urteil, das man über das Debüt von Lump nicht gerade machen kann. Eigentlich versprach das Line-Up dieser kleinen Supergroup, bestehend aus Resten von Tunng und der Folk-Songwriterin Laura Marling, eine sehr wilde musikalische Ausrichtung, die jedoch eher mäßig ausfällt. Das selbstbetitelte Album ist nicht wirklich schlecht, es bleibt aber hinter meinen Erwartungen zurück, vor allem in Sachen Mut zum kompositorischen Risiko. Hätte man mehr draus machen können. Für Fans von gut gemachtem Stonerrock empfehle ich im Juni die neue LP von Witch Mountain, einer in der Szene mittlerweile relativ bekannten Formation, die mit ihrem ebenfalls nach sich selbst benannten sechsten Album endlich auch einen passablen Longplayer am Start haben. Zwar ist Uta Plotkins Gesang noch immer eine etwas nervige Angelegenheit, doch rein instrumental hat die Platte durchaus einiges zu bieten, was ein Stoner-Herz höher schlagen lässt. Und wo ich mich mit dieser Band so langsam ein bisschen anzufreunden scheine, warte ich im Falle von Wand immer noch vergeblich darauf. Mit Perfume ist die Gruppe mittlerweile beim sechsten Longplayer angekommen und noch immer fällt es ihnen schwer, dabei auch nur einen halbwegs spannenden Ton abzusondern. Schlimmer ist da nur noch Lily Allen: Eigentlich mochte ich die Engländerin ja immer sehr für ihre Schnippigkeit und gleichzeitige Lässigkeit in ihrer Musik, doch auf ihrer neuen LP No Shame wird diese mehr und mehr zu bloßer Trägheit. Im Versuch, sich musikalisch zu erneuen, trifft Allens Gesangsstil auf zeitgenössischen R'n'B und Trap-Beats, die nicht nur an sich schlecht sind, sondern von denen die Sängerin sich auch den drögen Gesangsstil abschaut, der ihre neuen Songs zu mehr oder weniger einschläfernden Angelegenheiten macht. So eine Frischzellenkur à la Christina Aguilera steht eben nicht jeder. Da sind mir doch ihre Landsmänner von Snow Patrol viel lieber, die ihren langwierig erprobten und stabilen Stil hier nur so minimal ändern, dass nicht alles komplett gleich klingt und damit ihr bestes Album seit langem machen. Mit Wildness beginnt klanglich so ein bisschen die Dad Rock-Phase der Briten, nach der sie sich aber eigentlich ja schon seit Beginn ihrer Karriere sehnen und in die sie jetzt mit Power und einer richtig guten Platte starten. Einer Platte, die ich ohne jede Ironie empfehlen kann. Und es wäre so ein schönes Ende für diesen Post, wenn ich nicht unbedingt noch über Danger Dan reden müsste. Der hat mit Reflexionen aus dem schönen Leben mal wieder eine Solo-LP gemacht, die wieder mal so eine Sache ist. Auf der einen Seite finde ich, dass der Rapper in vielen Songs, wie beispielsweise der Single Sand in den Augen, total wichtige Dinge anspricht, die im Hiphop unbedingt kommuniziert gehören. Wenn wir allerdings über die musikalische Umsetzung reden, kann ich dem hier einfach überhaupt nichts abgewinnen und finde es teilweise ziemlich cringy ist, was der Stuttgarter hier von sich gibt. Gäbe es andere MCs, die über sowas reden würden, könnte ich sagen, dieses Album wäre überflüssig, nur ist es das leider nicht. Es ist blöderweise das beste, was wir im Moment haben. Und damit wars das mit dem Schnelldurchlauf. Ich gehe jetzt weiter Fußball gucken...

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