Dienstag, 10. Juli 2018

Break On Through




















Von ihnen selber habe ich es zuerst gehört: Noch im November des letzten Jahres saß ich mit Dead Man's Eyes nach absolviertem Konzertabend auf dem Balkon der WG von Freunden, smalltalkte mit ihnen über die fast beendete Tour und darüber, was jetzt so anstehen würde. Ein Album sei fast fertig, dieses Mal würde es wahrscheinlich sogar mit einem Label klappen, hieß es damals und dass alles langsam ganz gut vorangehe. Kein halbes Jahr später ist das "richtige" Debüt der Band aus Köln und Bonn nun erschienen und stellt sich erstmal reichlich breit in der deutschsprachigen Rocklandschaft auf. Aus der Vermischtes-Rubrik der Blogosphere ist die Formation mittlerweile raus und wer sich 2018 für Gitarrenmusik interessiert, ist jetzt vielleicht auf sie aufmerksam geworden. Und warum auch nicht: Seit fast zehn Jahren ackert die Band ihren smoothen, jazz-infizierten Psychedelic Rock durch die Republik und hat es damit unter anderem schon zum Support für Tame Impala und Benjamin Booker gebracht. Die Zeit für sie, endlich auch im Mittelpunkt zu stehen, könnte also keine bessere sein. Für diesen Zweck haben sie mit Words of Prey auch ein ordentliches Eisen für sich ins Feuer gelegt. Schon auf den ersten Blick merkt man hier im direkten Vergleich zur vorangegangenen EP Meet Me in the Desert, dass die Band klanglich und kompositorisch wesentlich fokussierter geworden ist und hier keinen Schnickschnack mehr machen will. Und dass sie das Zeug dazu haben, war schon auf jenem Konzert im November ahnbar, denn hinter dem bodenständigen Bluesrock der Kölner steckt nicht selten ausgefuchste Nerd-Attitüde, die man hier auch hören kann. Dabei sind Dead Man's Eyes mit Sicherheit keine Retro-Clowns, die den Begriff Psychedelik als abgeschlossenes musikalisches Kapitel verstehen, sondern die ganz klar versuchen, die Angelegenheit ins hier und jetzt zu holen. In vielen Tracks hört man Anklänge sehr modern orientierter Psychrock-Acts wie Tame Impala, King Gizzard & the Lizard Wizard oder Okta Logue heraus, kleine elektronische Elemente sind selbstverstänliche Stilmittel und auch wenn die Platte manchmal ins ganz tiefe Blues-Terrain abdrifet, so ist das nie bloße Nostalgie. Zwar muss man dabei sagen, dass ein wirklich eigener Sound dabei noch in der Entwicklung ist, aber solange das trotzdem in so tollen Songs wie Radiant Smiles, Be Good oder Robot Sophia resultiert, passt das schon fürs erste. Und bis auf die etwas alberne Hillbilly-Nummer Two Dozen Eyes ist hier auch kein einziger schlechter Track dabei. Was ebenfalls zur Ästhetik der Band passt, ist die sehr warme, zurückhaltende und eher sehr wenig rockige Produktion, für die unter anderem auch Keyboarder Nima Davari verantwortlich war und die vor allem in den gediegenen Momenten wie Be Good oder Fire of My Own glänzt. Dabei ist auch in dieser Hinsicht ohne Frage noch Luft nach oben, aber ein ziemlich gutes Album ist Words of Prey am Ende auf jeden Fall geworden. Vor allem freut mich aber, dass ich Dead Man's Eyes jetzt nicht nur als (meiner Erfahrung nach) allgemein sehr nette Menschen schätze, sondern auch konkret ein musikalisches Erzeugnis von ihnen weiterempfehlen kann. Summa Sumarum eine Band, der ich es gönnen würde, wenn bald noch mehr Leute auf sie stoßen.






Persönliche Highlights: Radiant Smiles / Dive / Be Good / What Are You Waiting For / Robot Sophia (I Will Marry Her) / Fire of My Own

Nicht mein Fall: Two Dozen Eyes

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