Sonntag, 15. Juli 2018

Kanyes Konter




















Der unglaublich krasse Output von Kanye West in diesem Jahr lässt mir keine Zeit für eine Pause: Gerade gestern schrieb ich über das neue Album von Nas, das ebenfalls von Yeezy produziert wurde, heute ist schon das nächste dran. Und wieder geht es dabei um jemand vollkommen anderen. Nachdem die bisherigen Projekte seiner Mini-LP-Serie vornehmlich Arbeiten von anderen Rappern oder eigene Projekte waren, verlässt er hier erstmals so richtig die Pfade des Hiphop. Mit der R'n'B-Sängerin ist hier eine Künstlerin unter seinen Fittichen gelandet, die selbst für einen erfahrenen Producer wie Kanye in gewisser Weise Neuland bedeutet. Zwar kennen sich die beiden bereits seit der Cruel Summer-Compilation von 2012 und Soul als Metier ist an sich kein fremdes Territorium für den Host, noch nie hat dieser jedoch in einem so großen Maße andere Musik als Rap produziert, was K.T.S.E. zumindest in meinen Augen zu einer der bisher spannendsten Platten der diesjährigen Reihe macht. Denn nicht nur bedeutet das eine vielleicht ganz andere kreative Symbiose als bisher und einen Ausreißer für die aktuelle Serie, auch könnte das hier endlich mal ein Projekt sein, das nicht von vorne bis hinten die Fingerabdrücke von Yeezy trägt. Wobei grundsätzlich natürlich die gleichen Parameter gelten: Mit acht Tracks in 22 Minuten ist K.T.S.E. ganz klar in der Tradition des bisherigen Mini-Alben angelegt und mit dem Maestro selbst sowie Ty Dolla $ign sind hier zwei bereits bekannte Feature-Gäste von der Partie. Auch das sehr Vokal-betonte Sampling kennt man bereits, allerdings schafft es Taylor hier tatsächlich, diesem Aufgebot an Stilmitteln einen nicht weniger starken Charakter entgegen zu setzen. Und das, obwohl die Platte klanglich eher zurückhaltend geworden ist. Ganz in der Ästhetik des Coverfotos wird hier vor allem lasziver Bedroom-Soul geboten, der sehr durch seine Leichtigkeit lebt. Die Sängerin selbst ist keine Kraftröhre, sondern gibt sich ebenfalls eher gechillt, womit sie geschickt die sehr eindeutig Westsche Produktion kontert. Insbesondere in den jazzig angehauchten Tracks wie Hurry oder Issues/Hold On funktioniert die Zusammenarbeit wunderbar, wobei sich auch die beiden Features optimal in den Gesamtklang einfügen. Auch wenn Taylor in WTP am Ende etwas rabiater wird, stört das eigentlich überhaupt nicht, sondern gibt der Platte eher nochmal einen spannenden Twist. Zudem gibt es Details wie das Vogelzwitschern in Never Would Have Made It oder das "no fade outs" in Hurry, die das ganze nochmal extra cool machen. So cool, dass ich sagen muss, dass K.T.S.E. in meinen Augen sogar das bisher beste Projekt der Serie geworden ist. Hauptsächlich liegt das natürlich daran, dass die Songs nicht so krass von Kanye dominiert werden wie sonst immer, gleichzeitig sind sie hier aber auch homogener und man hat das Gefühl, dass sich hier mal wirklich Mühe gegeben wurde. Ein bisschen ist das Überraschend, zumal ich diese Künstlerin vorher so überhaupt nicht auf dem Zettel hatte, mit ein bisschen Kontext macht es aber Sinn. Und ich schließe mit dem Wunsch, dass Yeezy nach diesem Ausflug vielleicht öfter mal in andere Genres reinschnuppert.






Persönliche Highlights: Issues/Hold On / Hurry / 3Way / WTP

Nicht mein Fall: No Manners

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