Montag, 30. Juli 2018

Ok Cool




















Als the Internet vor ungefähr acht Jahren damit begonnen, Musik zu machen, waren sie eigentlich eher in einer Außenseiterrolle: Als Teil des eher Rap-orientierten Odd Future-Kollektivs war die Bandgründung zunächst eher als eine Art Spielwiese gedacht, die einige Künstler*innen der Crew als Nebenprojekt nutzten, um in dessen Kontext ihre Ambitionen als Funk- und (Neo-)Soulmusiker auszuleben. Neben den Stars wie Tyler, the Creator, Frank Ocean oder Earl Sweatshirt waren sie neben den Skatepunk-Rüpeln Trash Talk eher das Aushängeschild für die Vielseitigkeit von Odd Future als ein Projekt, das intern viel Aufmerksamkeit bekam. Schaut man sich das ganze aus heutiger Sicht an, sind the Internet eine der künstlerischen Unternehmungen, die die Auflösung des Kollektivs am souveränsten weggesteckt haben. Nach dem Kollaps des zugehörigen Labels landete die Band beim Major Columbia, ihr letztes Album Ego Death von 2015 war schon vorher ziemlich erfolgreich und ganz nebenbei ist das (mittlerweile) Quintett zum Feuilleton-Darling geworden. Ganz nebenbei machte Sängerin Syd letztes Jahr ein ziemlich geniales Debütalbum. Man kann also sagen, dass es läuft bei the Internet. Und dass diese Erfolgskonstante mit einer neuen LP 2018 weitergehen könnte, daran besteht kein Zweifel. Die Art von Soulmusik, die das Kollektiv seit einiger Zeit spielt, ist gerade ein bisschen der Shit und Künstler*innen wie Kali Uchis, Leon Bridges und Raveena (um nur einige zu nennen) erfreuen sich gerade großer Beliebtheit. Eine gewisse Aufmerksamkeit zu erhaschen, sollte demnach einfacher fallen als je zuvor. Wobei man auch sagen muss, dass ihr auf Hive Mind plötzlich sehr trendiger Sound das Ergebnis einer jahrelangen musikalischen Selbstfindung ist. Ihnen also hier vorzuwerfen, sich an kurzweilige Hype-Phänomene ranzuschmeißen, ist also ziemlich verkürzt. The Internet machen einfach konsequent weiter das, was sie gut können und es funktioniert. Wobei ein bisschen Optimierung am Ende doch im Spiel ist. So ist diese Platte noch mehr als ihre Vorgänger ein sehr gemächliches und softes Projekt, das mehr denn je mit chilligen Sonntagnachmittag-Moods um die Ecke kommt und dafür auch auf ausladende Funk-Gesten und Single-Momente verzichtet. Dass es im Vorfeld dieses Albums keinen starken Song gab, war nicht etwa eine Schwäche, sondern ist eher konsequent. Denn diese LP lebt von der entspannten Energie seichter Gitarrenlicks, smoother Basslines und natürlich Syds zuckerwatteweichen Vocals. Auch in dieser Hinsicht ist Hive Mind sehr zeitgenössisch, da es teilweise stärker als auf einen gefälligen Flow und beschauliche Klangtapetigkeit setzt als auf auffällige Akzente, was allerdings nicht heißt, dass diese nicht vorhanden wären. So schafft Humble Pie mit seiner eher elektronischen Ausrichtung, einen kleinen klanglichen Ausreißer zu schaffen, Beat Goes On bedient sich ein bisschen bei Sting und einige Gastrapper aus den Reihen der Band geben mitunter ziemlich gelungene Hiphop-Einschläge dazu. Und wer es ganz genau wissen will, für den gibt es immer noch die engagierten Texte von Syd, die selbst auf einem so endgechillten Album wie diesem immer eine Botschaft zu vermitteln hat. Dass einem hier langweilig wird, wage ich also zu bezweifeln. Zumal auch jede noch so laszive Bettlaken-Ballade hier mit starkem Songwriting und grandiosen Einzelleistungen der jeweilgen Instrumentalist*innen punktet. Man achtet nur nicht darauf, weil der Gesamtklang des gesamten Albums so stimmig ist, dass er eigentlich alles überstrahlt. Hive Mind ist deshalb eigentlich nicht wirklich eine Platte zum zuhören, sondern eher zum laufen lassen und Stimmungen setzen. Ob nun beim Brunch, bei der nachmittäglichen Tüte oder beim Date mit Kerzenlicht ist dabei vollkommen gleich. Sich mit Kopfhörern hinzusetzen und einen Artikel darüber zu schreiben, ist aber auf jeden Fall der falsche Umgang mit dieser Musik, da bin ich mir ziemlich sicher.






Persönliche Highlights: Come Together / Come Over / La Di Da / Stay the Night / Bravo / Mood / Next Time/Humble Pie / It Gets Better (With Time) / Look What U Started / Beat Goes On

Nicht mein Fall: -

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