Mittwoch, 31. August 2022

Boris for Berzerks

Boris - Heavy Rocks
BORIS
Heavy Rocks
Relapse
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ serial | wildgeworden | krachig ]

Keine Ahnung ob nur ich so empfinde, aber wenn es nach mir geht, dann haben Boris gerade wieder einen ziemlichen Lauf. Nicht nur in quantitativer Hinsicht, wo neun Platten während der letzten drei Jahre definitiv für sich sprechen, sondern auf jeden Fall auch in der, dass von ihnen aktuell wieder richtig hochwertiges Material kommt. Als ziemlicher Neueinsteiger in ihrem Katalog, der Mitte bis Ende der letzten Dekade eine zugegeben etwas awkwarde Phase in ihrer Karriere kennenlernte, ist es eine echte Wohltat, seit nunmehr drei Jahren mitzubekommen, was die Japaner zu einer solchen Legende in ihrem Bereich des Experimentalrock macht und mit W vom Januar dieser Saison eine Platte zu haben, die das auch endlich mal wieder als abgerundetes Ergebnis zementiert. Und weil es gerade schon so gut läuft, haben sich Boris wahrscheinlich gedacht, dass man diese kreative Strähne am besten mit einem Klassiker vervollständigt: Einer weiteren Episode in ihrer inzwischen dreiteiligen Heavy Rocks-Serie, die sich mittlerweile auch schon seit 20 Jahren hinzieht. Ich muss dabei zu meiner Schmach zugeben, dass ich bis dato keine der anderen zwei Platten aus der Reihe gehört habe, wenn ich die Sache aber richtig verstehe, dann sind diese Longplayer traditionsgemäß diejenigen, auf denen Boris immer am härtesten zu rocken versuchen. Und zumindest auf dieser neuesten Variante erkenne ich auch sehr deutlich, was damit gemeint sein könnte. Denn an vielen Punkten fühlt sich Heavy Rocks fast schon an wie eine Persiflage gängiger Rock-Klischees, das sich ganz bewusst subversiv grätschiger Testosteron- und Flammenhemd-Posen bedient und diese dann auf die pissigste und kaputteste Art nachäfft, die ihnen möglich ist. Mit dem Zusatz, dass sie dabei weniger den inhaltlich-verbeugenden the Darkness-Ansatz verfolgen, der immerhin ein bisschen eingängig ist, sondern das ganze eben doch von der Warte der experimentellen Noiseband aus betrachten, die das Ergebnis am Ende zu einer ziemlich bunten Mischung aus halbironischen Referenzen und deren konsequenzer Zersetzung macht. Das beginnt gleich im Opener She is Burning, das sich klanglich sehr an einem typischen Ska-Motiv orientiert (richtig mit Bläsern und allem) und hört bei Sachen wie Nosferatou, die stieriges New Metal- und Metallica-Testo mit Free Jazz und Drone zu vermitteln versuchen, noch lange nicht auf. Und obwohl ich an vielen Punkten definitiv nicht sagen kann, dass ich das hier um seiner selbst willen genieße und einige Songs hier auch echt dämlich finde, kann ich doch nicht bestreiten, dass mich dieses Ergebnis irgendwie fasziniert. Denn zumindest spannend klingen Boris hier die meiste Zeit über. Nicht auf die gleiche Weise wie auf W oder No aus der jüngeren Vergangenheit, dafür ist das hier zu bewusst hässlich, doch macht es auf eine morbide Art und Weise am Ende trotzdem Spaß. Und immerhin sieht man hier auch mal, was dabei rauskommt, wenn sich eine visionäre Band wie diese mal so richtig kreativ austobt. Und wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist das ja letztendlich Sinn und Zweck von Heavy Rocks. In diesem Fall also: Thema erfüllt.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡 07/11


Persönliche Höhepunkte
She is Burning | Blah Blah Blah | Question 1 | Nosferatou | Ghostly Imagonation | Chained

Nicht mein Fall
Cramper | My Name is ______

Hat was von
Boredoms
Vision Creation Newsun

Black Midi
Hellfire


1000kilosonar bei last.fm  

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