Sonntag, 28. August 2022

Nudy ist da

Young Nudy - EA Monster
YOUNG NUDY
EA Monster
PDE | Same Plate | RCA
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ trocken | hartkantig | monoton ]

Das neue Album von Young Nudy ist für mich mal wieder einer dieser Fälle, in denen ich dankbar dafür bin, bei den großen Traprap-Newcomer*innen der Stunde immer etwas late to the party zu sein und die Geduld haben zu müssen, mich auch mit deren verlängerten Katalogen auseinanderzusetzen. Denn es ist eines dieser Alben, auf denen einer dieser (einstigen) Newcomer, den ich lange als völlig unkreativen, künstlerisch hoffnungslosen Fall ansah, plötzlich doch noch einigermaßen gut wird und eine Platte macht, die mich positiv zu überraschen vermag. Mit dem für mich immer ganz angenehmen Nebeneffekt, dass ich anscheinend der einzige bin, der sich überhaupt darum schert. Denn wo EA Monster für viele der Leute, die vor vier Jahren bei Sli'merre voll am Start waren, wahrscheinlich schon lange kalter Kaffee ist, fange ich mit meiner Erforschung der Diskografie von Young Nudy hier erst so richtig an, nachdem ich Anyways vor zwei Jahren (seinerzeit mein Erstkontakt mit seinem Output) eher mäßig spannend fand. Statt deshalb aber gleich die Flinte ins Korn zu werfen und der Meinung zu sein, dass bei so einem Typen nach einem verhunzten Start nichts mehr zu holen wäre, habe ich es hier dann doch nochmal versucht. Mit dem Ergebnis, dass ich auf dieser LP nicht zum ersten Mal einen vermeintlich abgeschriebenen Rapper höre, der sich - Oh Wunder - mit den Jahren entwickelt und künstlerisch dazulernt. Im Falle von EA Monster reden wir dabei von Nudys inzwischen fünftem Longplayer, der zwar auch nicht plötzlich vor lyrischer Reife strotzt oder ein konzeptuelles Meisterwerk geworden ist, eine ziemlich unterhaltsame und hartkantige Trap-Nummer ist es aber allemal. Und wenn man so halbwegs akzeptieren kann, dass dieser Typ hier bestenfalls ein mittelmäßiger Textschreiber ist (was bei mir inzwischen sehr gut klappt) und keine Angst vor den sehr trockenen und minimalistischen Beats von Vertrauensproduzent Pi'erre Bourne hat, ist diese Platte durchaus ein schicker Spaß für zwischendurch. Die spröde Monotonie der Instrumentals ist gewöhnungsbedürftig, aber hat schon nach kurzer Zeit etwas unglaublich fetziges und finsteres, das mich extrem fasziniert. Und was Nudy in Sachen lyrischem Talent fehlt, macht er an vielen Punkten mit einem ordentlich roughen Flow wett, mit dem er erstmals wirklich Charakter als Performer zeigt. Ästhetisch geht EA Monster dabei eher in Richtung Playboi Carti und Lil Yachty als Cousin 21 Savage, in allen drei Fällen finde ich das hier aber cooler als deren letzte Alben, was schon einiges zu sagen haben sollte. Spätestens hier sollte man als ehemaliger Fan dann auch darüber nachdenken, ob man jemanden wie Young Nudy vielleicht doch etwas leichtfertig abgeschrieben hat und ihm unter Umständen die Möglichkeit verwehrt hat, erstmal richtig seinen Sound zu finden. Denn auch wenn viele Fans zeitgenössischer Hiphop- und Trap-Trends anscheinend ziemlich kurze Aufmerksamkeitsspannen haben, auf die Musik selbst trifft das nicht immer zu. Und dieser Rapper ist für mich nach Lil Pump und Bhad Bhabie ein weiterer schlagender Beweis dafür.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡 08/11


Persönliche Höhepunkte
Nun to Do | KitKat | Impala | My Gang | No Chaser | Ready | Duntsane

Nicht mein Fall
-

Hat was von
Playboy Carti
Whole Lotta Red

21 Savage
I Am > I Was


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