Dienstag, 23. August 2022

Probezeit

$uicideboy$ - Sing Me a Lullaby, My Sweet Temptation
$UICIDEBOY$
Sing Me A Lullaby, My Sweet Temptation
G*59
2022
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ südstaatig | nihilistisch | chillig ]

Als ich an dieser Stelle vor ziemlich genau einem Jahr zum letzten Mal über eine Platte der $uicideboy$ sprach und dabei eine äußerst wohlwollende Bewertung von neun Punkten unten stehen ließ, war ich mir eigentlich sicher, mit dem Duo aus New Orleans eine neue Lieblingsband gefunden zu haben, die von jetzt an öfters Mal in Jahresbestenlisten auftauchen würde, beziehungsweise zumindest ihr damals aktuelles Album Long Term Effects of Suffering, das nach meinem persönlichen Eisbrecher-Moment mit Stop Staring at the Shadows ein Jahr vorher zunächst wie ein weiteres Stück Musik erschien, auf dem die $uicideboy$ einwandfrei ablieferten. Wenige Monate später jedoch, als es dann tatsächlich Zeit für die Zusammenstellung besagter Liste war, hatte ich die Platte wider Erwarten schon wieder abgeschrieben und in vielerlei Hinsicht gar keinen Bock mehr, mich irgendwie mit dieser Band zu beschäftigen. Der Grund: Long Term Effects hatte im Gegensatz zu seinem Vorgänger einfach extrem schnell den Aha-Effekt verloren, den die Songs darauf am Anfang hatten und klang deshalb bereits nach kurzer Zeit ein bisschen langweilig und abgehängt. Was eine Erfahrung war, die mich beim Herantasten an vorliegenden dritten Longplayer der beiden ein bisschen vorsichtiger gemacht hat und zumindest dafür sorgt, dass ich meine Euphorie diesmal immerhin versucht habe, im Zaum zu halten. Denn eines ist klar: Auf den ersten Blick ist Sing Me A Lullaby, My Sweet Temptation mal wieder eine fantastische Platte, auf der die $uicideboy$ durch die üblichen Parameter bestechen: bretternder Hartkanten-Trap mit ordentlich Horrorcore- und Southern-Elementen, zackige Flows, tighte Beats und eine fetzige Postproduktion, die vor allem auf dicken Boxen ihre besten Eigenschaften entfaltet. Aber Achtung: All diese Elemente hatte die letzte LP der beiden ebenfalls zu Hauf, was sie ja eben nicht davor schützte, nach kurzer Zeit eine gewisse Patina anzusetzen, die ihr nicht guttat. Zum Glück kann in diesem Fall ergänzen, dass besagte Element diesmal eben nicht die einzigen sind, die stattfinden und Sweet Temptation beispielsweise durch punktuelle Bezüge zu G-Funk und eine ingesamt chilligere Aura (die mich oft ein bisschen an ältere Sachen von Denzel Curry erinnert) wieder mehr Spannung eingeimpft bekommt, die einen entscheidenden Unterschied machen könnte. So klingen Songs wie Unlucky Me oder Matte Black teilweise wie lange verschollene Remixversionen von ollen Dr. Dre-Beats oder der horrorcorige Closer THE_EVIL_MEN_DO wie ein grimiger Griselda-Track mit ordentluch Gruftfaktor. Und obwohl das auch alles nicht wirklich originelle Ideen sind und hier zum Teil auch etliche gängige Trends kopiert werden, fügen sie der Ästhetik der $uicideboy$ doch eine spannende Facette hinzu, die hoffentlich dafür sorgt, dass die Songs diesmal eine höhere Halbwertszeit haben. Die neun Punkte gebe ich dabei übrigens trotzdem wieder, auch wenn ich diesmal ein bisschen mehr unter Vorbehalt spreche. Denn wenn es um diese Band geht, will ich ab jetzt doch lieber die Strategie fahren, erstmal ein paar Monate zu warten, ob ich immer noch so empfinde. Und wenn mein jetziger Eindruck dann weiterhin vorhält, wird es diesmal vielleicht echt wieder was mit den Top 30.

🔴🔴🔴🟠🟠🟠🟡🟡🟡 09/11


Persönliche Höhepunkte
Genesis | Matte Black | Fucking Your Culture | 1000 Blunts | In Constant Sorrow | $uicideboy$ Were Better in 2015 | Unlucky Me | THE_EVIL_MEN_DO

Nicht mein Fall
-

Hat was von
Denzel Curry
Imperial

Clipping
CLPPNG


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