Mittwoch, 17. August 2022

Sad Motherfuckin' Parade oder warum Johnny Depp niemals ein Rockstar sein wird

Jeff Beck & Johnny Depp - 18
JEFF BECK & JOHNNY DEPP
18
Rhino
2022

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
[ boomerig | unkoordiniert | kitschig ]

Eigentlich hätte ich mir den hier folgenden Text schon aus dem simplen Grund sparen sollen, weil dieses Jahr definitiv schon genug über schlimme und eklige Sachen geredet wurde, die mit Johnny Depp zu tun haben und dass dieses gemeinsame Album mit Jeff Beck auch nur eine weitere dieser Sachen ist, daran hatte ich von Anfang an keinen Zweifel. Nicht nur deshalb, weil es Image-technisch definitiv zu einem ziemlich unverschämten Zeitpunkt kommt und der ganzen Sache irgendwie noch sehr viel Mief von der ganzen Amber Heard-Nummer anhängt, sondern einfach auch deshalb, weil es musikalisch eine absehbare Grausamkeit ist, deren Dämlichkeit man fünf meinen gegen den Wind wittert. Als Rockstar unter den Hollywood-Ikonen der letzten 30 Jahre ist Johnny Depp ja bereits seit etlichen Jahren emsig dabei, seine Ambitionen hinsichtlich echter Rockstar-Gloria auf Teufel komm raus zu realisieren, was dementsprechend seit Mitte der Neunziger für diverse grauenvolle Bandprojekte unter seiner Schirmherrschaft sorgte, hier aber nun im unausweichlichen gipfelt: Einem Album, auf dem er auch als Solokünstler auftritt. In diesem Fall zwar nach wie vor mit Schützenhilfe von niemand geringerem als Ex-Yardbirds-Gitarrist (und damit echter Rocklegende) Jeff Beck, der aber auch irgendwie nur deshalb hier ist, weil (der) Depp an seiner Seite es nicht alleine gebacken kriegt und eben ein bestenfalls dürftiger Songwriter ist. Und das würde man hier selbst dann merken, wenn es nicht schon diverse andere Platten von ihm gäbe, die das eindrücklich unter Beweis stellen. Denn nicht nur bestehen gut achtzig Prozent von 18 aus grausamen Cover-Verwurstungen teils klassischer Rocksongs wie Venus in Furs von Velvet Underground, What's Going On von Marvin Gaye oder John Lennons Isolation, die zwei (!) tatsächlich von Beck und Depp selbst komponierten Stücke sind auch noch beide ausnahmslos Müll. Da gibt es den grantigen Bootleg-Nine Inch Nails-Klau Sad Motherfuckin' Parade, der in vielerlei Hinsicht eine eben solche ist und vor allem Depps Gesangsleistungen schauderhaft exponiert, an anderer Stelle die furchtbar ranzige Powerballade This is A Song for Miss Hedy Lamarr, in der sich absolut grottiger Zweckreimerei betätigt wird und wiederum Depp als Sänger in keinster Weise die Emotionen rüberbringt, die hier eventuell mal angedacht waren. Und mit so völlig willkürlichen Interpretationen von Tracks wie Don't Talk von den Beach Boys oder the Death and Resurrection Show von Killing Joke, die tonal weder gut noch stimmig sind, fühlt 18 sich am Ende einfach nur ein wie ein kolossaler Misthaufen völlig unausgegorener Ideen, die in keinster Weise nach Leidenschaftsprojekt klingen, sondern einfach nur nach zu viel Koks in der Rübe und einem Jeff Beck, der mäßig erfolgreich die albumgewordene Hybris von Johnny Depp zu kaschieren versucht. Allein seinetwegen kommen dabei am Ende doch noch ein paar gute Momente rum, doch erscheint das in einem so konzept- und richtungslosen Unterfangen wie diesem an den meisten Stellen auch nur wie glücklicher Zufall. Zumal man diese hier tatsächlich an einer Hand abzählen kann und man sich eher fragt, warum eine Platte wie diese am Ende überhaupt existiert. Denn wenn es nach mir geht, ist das hier ein ganz klassischer Lehrbuchfall einer völlig verhunzten Singender-Schauspieler-LP, die nur deshalb irgendwie aufgenommen und angehört wurde, weil eben zwei große Namen dahinterstehen und sich das ganze dann auch verkauft, wenn diese keinen Funken Chemie oder Plan haben. Eine LP, die letztenlich aber nur das Potenzial hat, dass wir über sie noch in zwanzig oder dreißig Jahren reden, weil sie so eine kolossale musikalische Irrfahrt ist. Wobei ich es trotzdem lieber gehabt hätte, genau darauf zu verzichten. Vor allem von einer Oberpflaume wie Johnny Depp.

🔴🔴🔴⚫⚫⚫⚫ 03/11


Persönliche Höhepunkte
Midnight Walker | Stars

Nicht mein Fall
the Death and Resurrection Show | Sad Motherfuckin' Parade | Don't Talk (Put Your Head On My Shoulder) | This is A Song for Miss Hedy Lamarr | Venus in Furs

Hat was von
Dire Straits
Brothers in Arms

the Metallica Blacklist


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