Dienstag, 7. Dezember 2021

Saisonrückblick 2021 : Teil 2 : Die Videos

2020 hatte ich in meinem Saisonrückblick auf eine gesonderste Musikvideo-Liste verzichtet, weil zum Ende des Jahres nicht wirklich viele zusammenkamen, die mich ernsthaft begeisterten. Und obwohl auch diese Saison die Ausbeute eher dünn ist, fand ich irgendwie doch, dass es sich diesmal lohnen würde. Ganz einfach weil ich die Clips, die jetzt hier aufgelistet sind, schon alle extrem stylisch fand. Eine grundlegende Aussage über den Weg des Mediums Musikvideo kann und will ich dabei an dieser Stelle nicht loswerden, sondern euch einfach ein paar nette kleine Filmchen zeigen. Ich hoffe das ist auch okay.
















 
 
► LIL DURK
KANYE KRAZY
Regie: Cole Benett

Das Nachmachen berühmter Musikvideos fürs eigene Musikvideo ist, wenn man so will, eine Kunstform für sich und als solche wahrscheinlich so alt wie das Medium selbst. Mit der Ikonografie von Kanye West schnappen sich Lil Durk und Cole Benett hier aber nicht nur eine der reichhaltigsten und markantesten visuellen Kataloge der letzten zwanzig Jahre, sie setzten das ganze auch noch richtig cool um. Von den Kostümen über die Kameraperspektiven bishin zu Durks Bewegungen im Clip ist die Hommage auf Kanye Krazy herrlich liebevoll gemacht und steht am Ende vor allem als leidenschaftliches Fan-Statement der beiden für den exzentrischen Visionär.



► BABY KEEM feat. KENDRICK LAMAR
FAMILY TIES
Regie: Dave Free



Dass Baby Keem dieses Jahr sehr von seinem Vitamin-B-Zugang in die Kreativschmiede des Kendrick Lamar profitierte, sollte an diesem Punkt kein Geheimnis mehr sein und ein schickes Video für die Leadsingle ist da natürlich nur ein Teil des Verwöhnpakets. Als erster Eindruck seines Debüts machte das aber schon mächtig Eindruck und sorgte sicherlich nicht unwesentlich für den großen Aha-Effekt von Family Ties. Von Regisseur Dave Free aus dem gleichen Holz geschnitten wie schon die Mini-Filme aus Damn-Zeiten, nimmt es perfekt die komplexe Kreativität des Songs mit und spielt in jeder Sequenz mit neuen cineastischen Tricks. Und spätestens wenn Cousin Kendrick dann mit verspulten Tanzmoves seinen Part antritt, ist es definitiv Kunst.



► BROCKHAMPTON feat. DANNY BROWN
BUZZCUT
Regie: Kevin Abstract & Dan Streit



Musikalisch mögen Kevin Abstract und Kollegen inzwischen zahmer geworden sein, was ihren visuellen Output angeht, ist aber mehr oder weniger das Gegenteil der Fall. Sei es wegen des größeren Produktionsbudgets, das die Gang inzwischen hat oder weil mit Danny Brown hier ein weithin etablierter Oberfreak mit am Start ist, aber das Video zu Buzzcut ist nicht weniger als komplett banane. Unaufhörlich morpht der Clip von einer trippigen Sequenz zur nächsten, spielt dabei mit jedem grindigen Billo-Effekt, den das Grafikprogramm hergibt und dass der Featuregast von Bandmitgliedern wortwörtlich ins Video gekotzt wird, macht am Ende irgendwie sogar Sinn.



► WILLOW feat. TRAVIS BARKER
t r a n s p a r e n t s o u l




In diesem Fall mal nicht das offizielle Video, sondern das ursprünglich veröffentlichte "Performance Visual" der Single, das ästhetisch eher dem Editorial für ein Modemagazin gleicht. Und ganz ehrlich, würde hier statt Musik eine sexy Flüsterstimme zu hören sein, die mir ein neues Parfum andrehen will, es wäre nicht wirklich schlechter. Die Hälfte der Magie von Willow Smiths neuer Platte (und insbesondere dieser Single) ist ja eine pointiert gesetzte Inszenierung und die stimmt hier einfach auch komplett. Besonders komplex ist der Clip dabei nicht und in all seiner Edgyness auch ein bisschen verpeilt, aber gerade das macht die ganze Sache ja auch so klasse.



► KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD
CATCHING SMOKE
Regie: Danny Cohen




King Gizzard erlebte ich dieses Jahr vor allem als eine kolossal nervige Band, über die ich eher wenig gutes zu sagen hatte, als geschickte Videomacher sind sie 2021 aber wiederkehrende Champions. Gemeinsam mit ihrem Hausregisseur und australischen Indieclip-Pabst Danny Cohen bauen sie hier ein weiteres ebenso surreales wie heiteres Stück Film, das vor allem technisch zu den Highlighs des Katalogs von Gizzard gehören dürfte. Fantastische Kostüme, imposante Ausstattung, Backgroundtänzer*innen und ein gratis Augenbrauen-Waxing für alle Bandmitglieder machen hier auf jeden Fall mal wieder ein sehr spezielles Flair aus. Und erzählen wunderschön die Geschichte der kleinen Raupe Stu und wie sie zum Schmetterling wurde.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen